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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Karten neu verteilt werden.
    »Dann auf Wiedersehen, ich habe zu arbeiten«, sagte ich mit einem Augenzwinkern und fuhr los, ohne weitere Nettigkeiten abzuwarten. Während der Fahrt überschritt ich die Grenze zur Illegalität und hinterließ per Handy meine Kontonummer auf Rudolphs Anrufbeantworter. Je schneller er die hatte, umso besser.

12

    U nterwegs machte ich noch einen kleinen Schlenker zur Frittenbude und akquirierte einen Gyrosteller mit doppelt Pommes und Mayo. Zu Hause machte ich es mir bequem und verputzte die halbe Portion. Mehr schaffte ich nicht; waren meine Augen wohl größer als der Magen gewesen. Ich öffnete den Rotwein, schenkte ein Glas ein und steckte mir eine Zigarre aus der Kiste an, die ich in Hugos Schreibtisch aufgestöbert hatte.
    Jetzt war es an der Zeit, einen Schlachtplan auszuarbeiten. Ich wollte mich möglichst nicht als Privatdetektiv zu erkennen geben. Wenn ich verdeckt ermittelte, würde ich mit Sicherheit leichter an Informationen gelangen. Also benötigte ich eine vernünftige Tarnung. Es war vielleicht keine schlechte Idee, über die Schülerzeitung an Babsis Clique heranzukommen. Ich konnte mich als Reporter ausgeben, der eine Serie über Kleinstadtschulen schrieb.
    Nach einer weiteren Stunde, in der ich mir andere Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, kam ich zu dem Schluss, dass der Einfall mit dem Reporter die meisten Pluspunkte hatte.
    Ich blickte auf die Uhr; kurz nach zwei. Zuerst wollte ich bei Martin Zollner vorbeifahren, um ihn um Stillschweigen zu bitten, denn neben der dezimierten Familie Rudolph war er der Einzige, der von meiner Tätigkeit als Detektiv und der Beauftragung durch Rudolph wusste.
    Zunächst musste ich aber noch meinen bäuerlichen Pflichten nachkommen. Den Rest des Gyrostellers, kippte ich in Wilperts Trog. Mit zwei Bissen verputzte das einzig weibliche Wesen in meinem Leben ihre in Streifen geschnittenen Artgenossen und grunzte glücklich. Ich
    tätschelte ihren Kopf und versorgte anschließend die Kaninchen mit Vitaminen.
    Dann machte ich mich auf zum Zollner’schen Anwesen.
    Auf halber Strecke zwischen Brücken und Dülmen sah ich am Straßenrand einen Jugendlichen stehen, der seinen Daumen gen Himmel streckte. Ich hielt an und fragte, wohin er wolle.
    »Wenn Sie so nett wären, mich nach Dülmen mitzunehmen. Ich habe den Bus verpasst, und der nächste fährt erst in zwei Stunden .«
    »Na klar, steigen Sie ein !«
    Er folgte meiner Aufforderung. »Übrigens, ich heiße Andreas Stegemann .«
    »Dieter Nannen, Reporter für den Essener Kurier. Ich bin in dieser Gegend, um Material für ein Feature zu sammeln .«
    »Das ist interessant. Worüber schreiben Sie ?«
    »Ich vergleiche das Schulleben in Großstädten mit dem in kleineren Ortschaften. Die Probleme der Schüler, die der Lehrer, das Umfeld.«
    »Und Sie haben sich zufällig das Dülmener Gymnasium ausgesucht? Da haben Sie aber Glück !«
    Ich bemerkte, wie Stegemann aufgeregt auf dem Beifahrersitz hin und her rutschte.
    »Erklären Sie mir bitte mein Glück ?«
    »Zum einen, weil ich Schüler dieses Gymnasiums bin, zum anderen, weil dort etwas geschehen ist, was Ihren Artikel zu einem Hammer machen wird.«
    »Andreas, ich darf doch >du< sagen ?«
    »Klar, Herr Nannen!«
    »Dieter. Was hältst du von einer Unterhaltung bei einer Tasse Kaffee ?«
    »Werde ich in dem Artikel erwähnt ?« , fragte er begierig, um sein bedeutungsloses Leben mit meiner Hilfe aufzuwerten.
    »Wenn deine Informationen nur halb so brisant sind, wie du angedeutet hast, vielleicht. Ich halte nichts davon, mich mit fremden Federn zu schmücken .«
    »Dann fahren Sie bitte — ich meine, dann fahr doch, wenn wir gleich in die Stadt kommen, die nächste Straße rechts in die Augustagasse. Da gibt’s ein ziemlich gemütliches Café .«
    Heute war mein Glückstag. Nicht nur, dass ich zufällig einen Schüler des Martin-Heidegger-Gymnasiums aufgelesen hatte, nein, er nahm mir sogar meine einfallslose Reportergeschichte ab und brannte darauf, mir alles zu erzählen. Ich würde nie verstehen, warum die Leute so erpicht darauf waren, ihren Namen in der Zeitung zu lesen.
    Das besagte Café wirkte von außen, wie Stegemann es beschrieben hatte: gemütlich. Das Innere hielt, was die Fassade versprach. Das Lokal war in mehrere Nischen unterteilt. Die Einrichtung war in Schwarz gehalten; über den Tischen hingen kleine Halogenstrahler. Das Einzige, was sauer aufstieß, war die italienische Popmusik, die aufdringlich aus

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