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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Soll-Haben-Aufstellung wies definitiv in die richtige Richtung. Zu Hause würde ich mir eine dicke Zigarre genehmigen. Ich verstaute meinen ersten Privatdetektivlohn in der Hosentasche und verabschiedete mich formlos.

20

    W ährend der Rückfahrt zum Kotten zog sich der Himmel zu. Ein auffrischender Wind schob schwarze Wolken vor sich her. Es schien, als würde sich die Natur meinen Fortschritten beziehungsweise Rückschlägen im Fall Rudolph/Kofler anpassen. Gestern, als ich das Geheimnis der Musikkassette gelüftet und den Mordfall für gelöst gehalten hatte, hatten die Vögel zu strahlendem Sonnenschein gezwitschert. Heute, nachdem nicht nur alle Theorien über den Haufen geworfen waren, sondern sich zudem die Zahl der zu behandelnden Delikte verdoppelt hatte, deutete sich ein schweres Unwetter an und die Piepmätze hielten die Klappe, als hätten sie sich verschworen. Ich trat aufs Gaspedal, um vor dem großen Regen zu Hause zu sein.
    Just in dem Moment, als ich den Wagen abgestellt hatte und ins Haus geschlüpft war, öffneten sich die Himmelsschleusen und ein heftiger Regenschauer ging über Buldern nieder. Grelle Blitze wechselten sich mit starken Donnerschlägen ab. Der einzige Vorteil des Gewitters lag darin, dass ich mich zum ersten Mal nicht über fehlende Stromanschlüsse ärgern musste, die Blitze hätten dem Strom sowieso keine Chance zur Zweckerfüllung gelassen.
    Als ich in Essen gewohnt hatte, war jedes Gewitter ein Genuss gewesen. Eingehüllt in duftenden Schaum und mit einer guten Flasche Rotwein in Reichweite konnte ich von der Badewanne aus durch die Dachluke das Schauspiel bewundern. Aber hier war ich nicht von festen Mauern aus Beton umgeben, sondern befand mich in einem Fachwerkhaus aus dem dreizehnten Jahrhundert. Abgesehen davon hatte ich hier auch kein heißes Wasser.
    Ich holte einige Holzscheite aus der Tenne und stapelte sie im Kamin. Nachdem ich die Bundesliganachbetrach-tung des Dortmunder 2:0-Erfolges gegen die Bayern und der 2:3-Heimniederlage der Schalker gegen Leverkusen genüsslich studiert hatte, hielt ich ein Streichholz an die Sportseite des Dülmener Kuriers und entzündete ein feines Feuerchen. Geschafft von den physischen Strapazen der Essen-Fahrt und dem psychischen Schock, den ich durch die Wendung im Mordfall erlitten hatte, ließ ich mich in den zerschlissenen Sessel vor dem Kamin fallen und schloss die Augen.
    Ich musste eingeschlafen sein, denn ich träumte, dass Wilpert und die Kaninchen Barbara und Jens umgebracht hatten, weil die beiden Schüler für ihr Leben gern Schweine- und Kaninchenfleisch vertilgten. Dieser Traum ließ mich jäh aufspringen. Ich hatte vergessen, meine animalischen Freunde zu füttern. Ich zog den Ostfriesennerz über und lief zu den Ställen. Als ich die Sau und die Kaninchen betrachtete, glaubte ich einen vorwurfsvollen Ausdruck auf ihren Gesichtern zu entdecken. Ich füllte Wilperts Trog bis zum Rand mit Schweinemehl und begrub die acht Langohren unter Löwenzahn. Jetzt schauten sie viel zufriedener aus.
    Das Schmatzen der Tiere erinnerte mich daran, dass auch ich noch nichts im Magen hatte; genau genommen hatte ich seit gestern Morgen außer Hefe und Hopfen nichts zu mir genommen. Allerdings stand im Vorratsschrank nur das angebrochene Paket Cornflakes. Es konnte nicht schaden, wenn ich nach dem Gewitter nach Buldern fahren würde. Zum einen konnte ich Schumann die drei-hundertvierzig Mücken zurückzahlen, zum anderen, und das war zurzeit wichtiger, würde ich den Tante-Emma-Laden um etliche Tonnen Lebensmittel erleichtern.
    Mit diesem Entschluss verließ ich die vor sich hin kauenden Tiere und trat auf den Hof. Es tröpfelte nur noch. £in Blick zum Himmel sagte mir, dass ich in einer halben Stunde ohne Gefahr für Leib und Leben aufbrechen konnte. Ich hängte den Regenmantel in die Dusche und ließ mich wieder vor dem Kamin nieder.
    Ich steckte eine Zigarette an und stieß den Rauch langsam aus. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir zwei Morde erlebt. Alles deutete darauf hin, dass die Verbrechen miteinander im Zusammenhang standen: Beide Opfer waren erstochen worden, beide auf einem Acker abgeladen, beide Opfer hatten sich gekannt, waren sogar eng befreundet gewesen. Alle Verdächtigen, die ich überprüft hatte beziehungsweise vorgehabt hatte zu überprüfen, hatten mich von ihrer Unschuld überzeugt, jeder auf seine Weise.
    Martin Zollner war von Anfang an als Täter ausgeschieden, weil er ein wasserdichtes Alibi hatte. Der zweite,

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