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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Jens Kofler, hatte sich auf eine recht unangenehme Art seines Verdächtigenstatus entledigt. Die dritte potenzielle Mörderin, Inge Zollner-Knittel, die ich schon mit beiden Beinen im Knast gesehen hatte, hatte zur Tatzeit mit beiden Beinen im Krankenhaus gelegen und vermutlich jede Menge emanzipatorische Tiraden gegen die Pfleger vom Stapel gelassen.
    Das Bild, das sich mir bot, war entmutigend. Ich schüttelte eine weitere Camel aus der Schachtel in der Hoffnung, dass das Gemisch aus Nikotin und Kondensat die Hirntätigkeit dahingehend beeinflusste, dass als Ergebnis meiner Grübeleien ein grandioser Einfall heraussprang. Die geniale Eingebung blieb auch nach der dritten Zigarette aus, doch zumindest hatte ich eine Idee, wie ich weiter vorgehen konnte. Die Auskünfte, die ich durch das Studium der Zeitungsartikel erhalten hatte, hielt ich nicht für ausreichend. Hingegen war es durchaus möglich, dass der hiesige Polizeiapparat Sachen entdeckt hatte, die nicht veröffentlicht worden waren. In der Regel hielten sich die Behörden lieber bedeckt, als Fakten aus laufenden Ermittlungen an die Presse weiterzugeben. Unter Umständen hatte der Mörder am Tatort Spuren hinterlassen. Ich brauchte dringend Einsicht in die Polizeiakten.
    Leider würde ich dafür in die Polizeiwache einbrechen müssen, denn freiwillig rückten die Cops garantiert keine Informationen an einen Privatschnüffler heraus. Das Bullengebäude in diesem Kaff war mit Sicherheit nicht rund um die Uhr besetzt, und bestimmt war es auch nicht mit den modernsten Techniken zur Abwehr von Eindringlingen ausgerüstet. Wer brach schon freiwillig in eine Polizeistation ein? Im Normalfall führte der gewünschte Weg in die entgegengesetzte Richtung.
    Zum Zweiten konnte ich Stegemann noch einmal über die Teufelsanbeter ausfragen. Auch wenn ich diesen Verein eher für eine harmlose Zusammenkunft gelangweilter Jugendlicher hielt, konnten Recherchen in diese Richtung nicht schaden.
    Wie mir ein Blick auf mein Handgelenk offenbarte, hatte ich über eine halbe Stunde mit Hirngymnastik verbracht. Es war kurz vor vier. Ein Blick aus dem Fenster überzeugte mich, dass der eben noch grollende Himmel seine Pforten geschlossen hatte. Die Sonne lachte vom Firmament, als ob es nie ein Gewitter gegeben hätte.
    Mein erstes Ziel war Dülmen. Einen Rentner, der an einer Bushaltestelle wartete, fragte ich nach dem Weg zur Polizeistation. Diesen erklärte er mir mit einer Stimme, die auf sechzig Jahre Zigarrenrauchen schließen ließ, und machte alle drei bis vier Wörter eine Pause, um nach Luft zu schnappen.
    Wenn ich sein Krächzen richtig deutete, befand sich die Polizeiwache außerhalb der Stadt. Als Dank bot ich ihm eine Zigarette an. Mit dunkelgelben Fingern fischte er gleich drei Stück aus der Schachtel und steckte sich eine sofort zwischen die Zähne.
    Einen halben Kilometer hinter dem Ortsausgangsschild entdeckte ich auf der rechten Straßenseite das Polizeigebäude. Das Fachwerkhaus verriet nur durch die zwei vergitterten Vorderfenster und ein halb vergilbtes Schild mit der Aufschrift »Po iz i« seine Funktion. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, fuhr ich mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit vorbei. Hundert Meter weiter lag ein kleiner Parkplatz, von dem ein schmaler Weg auf einen Hügel führte. Eine Hinweistafel besagte, dass man über diesen Pfad zu einem Aussichtspunkt gelangte, von dem man ganz Dülmen überblicken konnte. Als Laufzeit wurden zwanzig Minuten veranschlagt.
    Die Zeitangabe war offensichtlich für fußkranke Kurgäste mit dreißig Kilo Übergewicht errechnet worden, denn ich erreichte den Gipfel nach neun Minuten. Am Aussichtspunkt befand sich, was ich erhofft hatte: ein Fernrohr. Ich warf die geforderten zwanzig Cent ein und schwenkte das Objektiv Richtung Polizeiwache. Der komplett störungsfreie Blick überraschte mich. Ich hatte damit gerechnet, dass Bäume mir die Sicht versperren oder zumindest beeinträchtigen würden, doch das Gebäude war optimal zu erkennen. Die Rückseite des Hauses hatte zwei Fenster, die im Gegensatz zu ihren Pendants auf der Frontseite nicht vergittert waren. Die Holztür dazwischen sah nicht übermäßig gesichert und deutlich Weniger stabil als die Vordertür aus. Neben der Tür stand eine Mülltonne.
    Einfacher ging’s nicht. Ich schätzte, dass ich die Tür in weniger als dreißig Sekunden öffnen konnte. Also würde ich den Bullen heute Abend meine Aufwartung machen.
    Auf dem Rückweg kamen mir drei betagte

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