Schwein gehabt
erschlagen. Zu alledem beging er den eklatanten Fehler, gering entwickelten Verstand mit geringer Körperstärke gleichzusetzen.
Grabowski packte Stefan am Kragen und versuchte, ihn in die Senkrechte zu bewegen. Vergeblich. Stefan rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
»Du mir wehtust. Lass sein !«
»Ich werde dir gleich noch mehr wehtun, wenn du nicht löhnst. Das hab ich gern: Erst die Schulden nicht bezahlen und dann flennen wie ein Baby, wenn es seine Milch nicht kriegt .«
Ich schätzte, es waren sowohl das Baby als auch die Promille, die Stefan schließlich doch dazu brachten, sich zu bewegen. Bevor ich mich versah, zierte Grabowski den Boden. Eine satte Gerade war der Urheber gewesen.
»Ein schöner Freund bist du. Schlägst einfach meinen Kumpel nieder. In Zukunft werde ich mir dreimal überlegen, ob ich dich irgendwohin mitnehme .«
» Geleidigt und angefasst hat er mich. Das mir Leid tut«, jammerte Stefan.
»Schon gut. Lass uns jetzt pennen. Heute kann ich nicht mehr fahren .«
Ich machte es mir auf dem Sofa bequem, Stefan legte sich mit einer Decke als Unterlage auf den Fußboden und Gurkennase lag bewusstlos in einer Bierlache.
Ich brauchte einige Zeit, um einzuschlafen. Das war seit langem der erste Tag, der mich voll und ganz zufrieden gestellt hatte.
Gegen neun erwachte ich. Ich blickte zu dem im tiefsten Schlaf liegenden Grabowski hinüber. Sein rechtes Auge war zu einem hübschen Veilchen angeschwollen. Auch Stefan schlummerte friedlich vor sich hin. Ich weckte ihn und wir machten uns vom Acker.
19
W enn ich ehrlich sein sollte, musste ich zugeben ,dass Barbaras Mörder eher durch Zufall als durch Kombination entlarvt worden war. Zum einen durch die glückliche Begegnung mit Andreas Stegemann, die mich auf die Spur von Inge Zollner-Knittel gebracht hatte, zum anderen durch die Entdeckung der Kassette. Wenn Inge nicht versehentlich ihren Wagen als Straßenbeleuchtung eingesetzt hätte, würde ich noch immer im Dunkeln tappen.
Man konnte es aber auch anders sehen: Der messerscharfe Verstand eines talentierten Privatdetektivs hatte sofort Stegemanns Potenzial erkannt und mit Raffinesse Fäden gespannt und Köder ausgelegt. Mit dem Jaguar hatte der Zufall einen Trumpf in seine Hände gelegt, aber dieser Trumpf musste erst einmal ausgespielt werden. Andere Detektive hätten nur das Licht am Auto gelöscht und wären ins Haus zurückgegangen, aber der Meisterdetektiv nutzte seine Chance und durchsuchte den Wagen; akribisch und mit System. Ihm entging nicht die geringste Kleinigkeit.
Folglich war es doch nur meiner Genialität zu verdanken, dass das Verbrechen so schnell aufgeklärt werden konnte.
Kurz nach zehn trafen wir in Dülmen ein. Stefan hatte es sich, soweit dies bei seiner Statur möglich war, auf der Rückbank bequem gemacht und schlief.
Als Erstes steuerte ich einen Kiosk an, um mich über eventuelle Verdächtigungen im Fall Rudolph zu amüsieren. Der Dülmener Kurier lag zwischen Spiegel und Playboy. Auf der ersten Seite sprang mich sofort eine Schlagzeile an: »Geheimnisvoller Messermörder schlägt wieder zu !« Das durfte nicht wahr sein. Für einen Tag ließ ich die Mörderin allein, und sofort ergriff sie die Chance, ihr Messer erneut für andere Zwecke als fürs Kartoffelschälen zu benutzen.
Ich warf dem Verkäufer einen Euro hin und schnappte mir eine Zeitung.
»Der Messermörder hat wieder zugeschlagen: Am Montagabend gegen 22.00 Uhr machte der Landwirt S. T. aus Dülmen einen grausigen Fund. Auf seinem Acker zwischen der Kant- und der Pestalozzistraße entdeckte er eine männliche Leiche, die später als der Schüler Jens Kofler identifiziert wurde. Jens Kofler wurde durch fünf Messerstiche getötet. Die Anordnung der Stichwunden lässt den Schluss zu, dass wahllos und in großer Wut auf ihn eingestochen wurde. Theo Hartmann, der die Ermittlungen leitet, vermutet einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Barbara Rudolph, die am Freitagabend tot aufgefunden worden war (DK berichtete), und dem gestrigen Opfer. Beide Personen wurden erstochen, und erste Recherchen des DK ergaben, dass sowohl Barbara Rudolph als auch Jens Kofler das Martin-Heidegger-Gymnasium besuchten . Verdächtige sind von der Polizei bisher nicht genannt worden .«
Jens Kofler! Ich konnte die Labertasche zwar nicht ausstehen, doch dieses Ende hatte er nicht verdient. Aber wieso hatte Inge ihm das Lebenslicht ausgepustet? Hatte Kofler frauenfeindliche Artikel in seiner Schülerzeitung
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