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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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kann ich mich alleine .«
    Er schwieg beleidigt. Nach einer Minute andächtiger Stille hatte ich die Nase voll.
    »Ich wusste nicht, dass du in einem Mädchenpensionat erzogen wurdest. Wie war das mit der Frau ?«
    »Also. Ich hatte ja Fotos von den Seitensprüngen ihres Mannes gemacht. Dann dachte ich aber, warum nur einmal kassieren, wenn auch zweimal drin ist. Ich also zu dem Erwin oder wie er heißt hin. Drei Riesen, sage ich, und deine Gerda erfährt nicht die Bohne. Er sagt mir, dass das klargeht. War ihm aber wohl zu viel. Hat sich bei seiner Angetrauten ausgeheult und die Bullen gerufen. Als ich dann kassieren will, steht ein grünes Männchen im Nebenzimmer und hört alles mit. Bin jetzt auf Bewährung frei. Bei der Verhandlung habe ich auf verkorkste Kindheit gemacht. Prügelnder Stiefvater und so.«
    Aus dieser für Gurkennase typischen Geschichte schloss ich, dass ich meine Außenstände endgültig in den Wind schreiben konnte.
    »Vor drei Tagen bin ich ins Schnüfflergeschäft eingestiegen und habe bereits einen Mordfall aufgeklärt .«
    »Glaub ich nicht .«
    Aber Grabowskis neidischer Blick strafte seine Beteuerung Lügen. Das schien er selbst zu merken.
    »Wo du so erfolgreich bist, wirst du doch bestimmt an deinen alten Kumpel Peter denken. Die Stütze reicht hinten und vorne nicht .«
    Selbst wenn ich Dagobert Ducks Geldspeicher besäße, wäre Grabowski der Letzte, dem ich sauer verdientes Geld in den Rachen werfen würde. Aber mit etwas Schotter in Aussicht würde er zumindest einige Runden Bier springen lassen.
    »Darüber ließe sich reden. Jetzt was anderes: Mein Kumpel und ich haben einen anstrengenden Vormittag hinter uns. Hast du nicht zufällig was im Haus, mit dem wir unsere eingetrockneten Kehlen anfeuchten könnten ?«
    »Ihr habt Glück. Ein Kasten Krombacher und eine Flasche Ballantines stehen bei Frau Gatzeck . Ich hol den Alk schnell mal rüber .«
    Das war ein alter Grabowski-Trick. Bevor er zu trinken anfing, lieferte er einen Teil seiner Vorräte bei der Nachbarin ab, um nicht in die Versuchung zu kommen, alles an einem Abend die Kehle hinunterzuspülen. Für ihn wie für jeden Alkoholiker gab es nichts Schlimmeres, als am nächsten Tag auf dem Trockenen zu sitzen.
    »Na, Stefan. Es geht doch nichts über einen Abend unter Freunden mit ein paar gepflegten Bieren .«
    »Muss sich waschen tun, dein Freund. Sieht wie Wilpert nach Fressen aus .«
    »Grabowski wird nie die reinigende Kraft des Wassers kennen lernen. Für solche Experimente ist er zu alt .«
    Peter kam zurück. Laut stöhnend schleppte er die Bierkiste ins Wohnzimmer und warf Stefan und mir eine Flasche zu. Er selbst schüttete sich einen Whiskey ein.
    »Wie wär’s mit einer kleinen Pokerrunde ?«
    Keiner von uns hatte etwas einzuwenden, obwohl Stefan das Spiel nicht kannte. Grabowski schwor, mit ihm als Lehrmeister könnte er in Zukunft jeden Profispieler wie eine Weihnachtsgans ausnehmen. Ich sagte lieber nichts dazu.
    »Ein Fünfer Mindesteinsatz, dreißig Limit.«
    Zwölf Pils und eine halbe Flasche Ballantines später beliefen sich Stefans Schulden bei Grabowski auf satte zweihundert Piepen. Gurkennase hatte in Stefans Karten gelinst und ihm bei jedem miesen Blatt geraten, bis ans Limit zu gehen. Als die Karten dann aufgedeckt wurden falls man das noch so nennen konnte, warf Peter einen Flush oder ein Full House auf den Tisch des Hauses. Meine eigenen Verluste und Gewinne hielten sich die Waage.
    »So Jungs, der alte Grabowski muss in die Heia, um sich eine Mütze Schlaf zu holen. Ich vertrag die Sauferei nicht mehr so gut wie früher. Lasst uns abrechnen .«
    Ein auffordernder Blick ging in Richtung Stefan. »Du schuldest mir zwei Scheine !«
    »Was? Ich nichts gekauft von dich .«
    »Junge, eins sag ich dir gleich: Spielschulden sind Ehrenschulden. Wenn du die nicht bezahlst, kriegst du nie im Leben eine Braut ab. Aber da dürftest du bei deinem Verstand und Aussehen eh keine Chance haben .«
    Auch wenn Stefan kein Einstein war, konnte man ihm eine so plumpe Beleidigung nicht ungestraft an den Kopf werfen. Erst recht nicht nach drei Litern Bier.
    »Selber hässlich. Keinen Taler tust du kriegen von mir .«
    Grabowski erhob sich drohend. »Hör zu, du geistiger Tiefflieger. Du willst wohl einen alten Mann um sein wohlverdientes Geld bringen. Aber nicht mit mir. Das tragen wir aus .«
    Ich musste grinsen. Grabowskis Körper bestand zu siebzig Prozent aus Alkohol. Er besaß nicht einmal die Kraft, eine Fliege zu

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