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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Kasten mit Kleingeld und wählte Stegemanns Nummer.
    Nach dem zweiten Läuten wurde abgehoben.
    »Stegemann.«
    Eine schrille Frauenstimme ließ mich zusammenzucken.
    »Guten Tag. Könnte ich bitte Andreas sprechen ?«
    Bevor sie antworten konnte, hielt ich den Hörer vorsichtshalber dreißig Zentimeter vom Ohr weg, um das Platzen meines Trommelfells zu verhindern.
    »Ich glaube, er sitzt in der Badewanne. Warten Sie, ich seh mal nach .«
    Nachdem ich sämtliche Nummern der Taxiunternehmen, die ihre Werbeschilder an der Wand angeschlagen hatten, auswendig gelernt hatte, meldete sich Andreas.
    »Wer ist da ?«
    »Dieter Nannen.«
    »Tut mir Leid, dass du warten musstest. Was gibt’s ?«
    »Ich sitze an der Reportage über deine Schule und den Mord an Barbara. Wie dir wahrscheinlich zu Ohren gekommen ist, gibt es ein zweites Opfer zu vermelden .«
    »Jens Kofler, klar weiß ich von der Sache .«
    »Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden. Was hältst du davon, als mein Assistent zu fungieren? Du könntest einige Artikel schreiben und finanziell würde es sich auch lohnen .« Ich machte eine kurze Pause. »Ist das nicht ein super Angebot ?«
    »Das muss ich mir erst überlegen .«
    Das nahm ich ihm nicht ab. Er war bestimmt so scharf darauf, an der »Reportage« mitzuarbeiten, dass er seine Mutter dafür verkaufen würde. Nur dass keiner sie haben wollte bei dem Organ.
    »Wenn du ein paar Minuten Zeit hast, komme ich kurz vorbei. Dann können wir die Einzelheiten besprechen Oder hast du dich gegen meine Offerte entschieden ?«
    »Nein. Im Prinzip hört es sich interessant an. Was wäre meine Aufgabe ?«
    »Das erzähle ich gleich. In spätestens zehn Minuten bin ich bei dir. Deine Adresse habe ich ja .«
    Ich hängte ein, um ihm keine Gelegenheit zum Widerspruch zu geben.
    Das Stegemann’sche Anwesen fand ich ohne Probleme. Die Nummer neununddreißig war mit riesigen Zahlen auf die Hauswand gepinselt worden. Wahrscheinlich gab es in dieser Gegend extrem kurzsichtige Briefträger. Das Haus war ein normaler Bungalow, in dem normale Leute wohnten. Sie besaßen zwei Autos, einen komfortablen Erstwagen für den Hausherrn, der damit zur Arbeit fuhr, und einen kleinen Zweitwagen für die täglichen Besorgungen der werten Gattin. Jeden Samstag wurden beide Fahrzeuge gewaschen und der Rasen gemäht. Im Vorgarten standen Blumen und Rhododendronbüsche. Am Abend wurden pünktlich um sieben die Rollläden heruntergelassen. Im Regelfall gehörten zwei Kinder zum Haushalt, wenn es der liebe Gott besonders gut gemeint hatte, ein Mädchen und ein Junge. Der Junge war Mitglied im örtlichen Pfadfinderverein und das Mädchen spielte Blockflöte oder ging zum Ballettunterricht.
    Ich drückte auf den verzierten Klingelknopf. Im Innern des Hauses ertönte das Westminster.
    Andreas höchstpersönlich öffnete die Tür. »Du hast dich aber beeilt. Komm rein .«
    Ich folgte ihm ins Wohnzimmer, dessen Beschreibung sich wegen Klischeegefahr verbot: Mittelmäßigkeit und spießbürgerlicher Mief in jedem Quadratmillimeter des Raumes. Ich pflanzte mich auf die Couch und bat um ein Bier. Andreas ging in ein Nachbarzimmer und kam wenig später mit einem Glas Mineralwasser und einer Flasche Bier zurück, alkoholfrei. Ich war im Begriff, ihm das Aufregendste anzubieten, was er bisher in seiner langweiligen Existenz erlebt hatte, und er speiste mich mit alkoholfreiem Bier ab.
    Ich öffnete die Flasche mit dem Feuerzeug und bot Andreas eine Zigarette an. Er lehnte ab und gestand, dass seine Eltern nicht wissen dürften, dass er rauche. Er würde aber einen Aschenbecher holen.
    Während ich ihn in der Küche auf der Suche nach einem Ascher in den Schränken klappern hörte, kippte ich drei Viertel des Flascheninhalts in einen bronzefarbenen Blumentopf, der sich in Reichweite meines linken Armes befand. Als Stegemann zurückkam, war alles versickert. Offensichtlich standen Begonien auf bleifreies Bier.
    »Du hast einen ganz schönen Zug .«
    »Kommen wir zur Sache. Ich habe mit dem Redakteur gesprochen. Dabei habe ich ihm klar gemacht, dass die Story mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als ursprünglich geplant. Und dass ich auch mehr Geld benötigen werde. Normalerweise ist er geiziger als eine Schottenfamilie, aber er hat eingewilligt. Das bedeutet im Klartext, dass für dich locker zweihundert Piepen herausspringen können .« Wenn das stimmen würde, hätte ich sofort den Schnüfflerberuf an den Nagel gehängt und wäre Journalist

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