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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Eltern geerbt hatte. Beide waren vor sieben Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem bewirtschaftete sie das Anwesen. Sie komme mit dem, was der Hof abwerfe, ganz gut über die Runden. Freunde habe sie kaum welche.
    »Würden Sie mich ab heute zu Ihrem Freundeskreis zählen ?«
    »Sie sind mir nicht mehr so unsympathisch wie bei unseren ersten Begegnungen, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer .«
    Weiterhin schilderte sie, dass sie karitativ sehr engagiert War. Sie konnte zwar nicht viel spenden, aber dafür investierte sie viel Zeit. Jeden zweiten Sonntag half sie in einem Behindertenheim aus. Sie veranstaltete Kleidersammlungen und ging zweimal im Jahr von Tür zu Tür und sammelte für krebskranke Kinder.
    »Das finde ich großartig von Ihnen«, schmeichelte ich ihr, ohne mich verbiegen zu müssen.
    Darauf schwiegen wir eine Weile. Dann erzählte ich den einen oder anderen Schwank aus meinem Leben. Irgendwann landeten wir bei meiner Mutter. Sie war, nachdem sie doch noch den Mann fürs Leben gefunden hatte, mit ihm nach Mallorca gezogen. Jedes Jahr zu Weihnachten besuchte ich sie, und das waren immer richtig schöne Tage. Gerade als ich die Heiligabendtradition schildern wollte, rutschte Karins Kopf auf meine Schulter.
    Nachdem ich ohne heftige Bewegungen einen weiteren Glimmstengel gedreht und angesteckt hatte, begann ich mit der Erkundung ihres Körpers. Ich strich ihr über das Haar. Weder jauchzte sie entzückt, noch schlug sie um sich. Kein Wunder, sie schlummerte tief und fest. Langsam ließ ich meine Hand ihren Rücken hinuntergleiten. Dabei stellte ich fest, dass sie keinen BH trug. Eben Bio. Als ich ansetzen wollte, die Zone unterhalb ihres Rückens zu erkunden, öffnete sie die Augen und schnellte wie vom Blitz getroffen hoch.
    »Was machen Sie da ?«
    »Ich sitze hier, lausche der Musik und sehe einer schönen Frau beim Schlafen zu .«
    Sie errötete leicht.
    »Aber wahrscheinlich sollte ich jetzt besser gehen .«
    »Ja, das glaube ich auch .« Sie gähnte.
    Sie begleitete mich zum Ausgang, und bevor sie die Tür hinter mir schloss, hörte ich sie »Tschüs, Dieter« sagen. Ich musste dringend zum Ohrenarzt. Doch nach kurzer Überlegung war ich sicher, sie richtig verstanden zu haben. Mein »Ciao, Karin« hörte allerdings nur noch der Hund.
    Als ich auf die Autouhr blickte, traf mich fast der Schlag. Es war kurz nach halb eins. Immer das Gleiche mit schönen Frauen: Sie stahlen einem die Zeit, und hinterher musste man zusehen, wie man das wieder hinbügelte.

23
    Z u Hause bereitete ich alles für die anstehende Einbruchsaktion vor. Ich durchstöberte Onkel Hugos Nachlass und fand eine schwarze Cordhose und einen dunklen Parka. In der Truhe lag sogar eine alte Skimütze, die ich in die Jackentasche stopfte. Aus dem Werkzeugkasten im Kofferraum von Barbaras Wagen kramte ich eine Taschenlampe hervor. Im Verbandskasten lag , wie es sich für eine Arzttochter gehörte, ein Paar Gummihandschuhe. Die brauchte man auch, wenn man in eine Bullenwache einstieg. Das letzte Utensil, ein Stück Draht zur Anfertigung eines Dietrichs, holte ich aus dem Schuppen.
    Ein Blick zum Himmel sagte mir, dass die heutige Nacht für illegale Unternehmungen geeignet war, denn der Mond hatte sich hinter Wolken verkrochen. Ich packte das Fahrrad in den Kofferraum und fuhr los.
    In Dülmen parkte ich den Golf hinter einem Supermarkt und radelte mit dem Drahtesel weiter. Auf der Strecke zum Polizeigebäude begegnete ich keiner Menschenseele. Der Parkplatz war leer. Dies schien ein puritanisches Nest zu sein, denn eigentlich hatte ich mit Liebespaaren gerechnet, die auf Autorückbänken ihren Trieben freien Lauf ließen.
    Nachdem ich das Fahrrad hinter einem Strauch versteckt hatte, marschierte ich mit übergezogener Mütze Richtung Polizeistation. Nach viermaligem Stolpern erreichte ich die Hintertür. Das Haus war verlassen wie ein Freibad im Dezember. Ich beugte mich zum Schlüsselloch hinab und begann mit der Arbeit. Es dauerte länger als in meinen besten Zeiten, aber schließlich vernahm ich das süße Klicken, das Bitte eintreten bedeutete.
    In dem Moment, als ich der Aufforderung Folge leisten wollte, legte sich eine Hand auf meine Schulter.
    Reflexartig duckte ich mich und schwang in der Drehung meine Rechte dorthin, wo sich bei Menschen normaler Körpergröße der Kopf befand. Der Schmerz, der die Hand durchzuckte, signalisierte mir, dass ich getroffen hatte. Sofort ließ ich die Linke in den Magen des

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