Schwein gehabt
Sie habe Champignons geröstet und frisches Brot gebacken. Als Antwort ließ ich den Magen knurren und bot meine Hilfe an. Sie lehnte ab, schnappte sich die Teller und verließ das Wohnzimmer. Nachdem ich versprochen hatte, sofort Bescheid zu jagen, wenn die Werbepause zu Ende war, ließ sie mich allein.
Ich nippte am vorzüglichen Rotwein und ließ mich von der Reklame berieseln: Waschmittel, Auto, Waschmittel, Bier, Auto, Haarspray, Waschmittel, Auto, Schokolade, Waschmittel. Karin erlöste mich mit ihrer Rückkehr.
»Das duftet ja vorzüglich. Sie hätten sich doch nicht solche Mühe zu geben brauchen .«
Sie stellte die beiden mit Pilzen und knusprigem Fladenbrot bedeckten Teller auf den Tisch.
»Die einzige Mühe war, giftige Pilze für Sie zu finden, die wie Champignons aussehen. Ich glaube, das ist mir gelungen, oder bemerken Sie den Unterschied ?«
»Nein, aber Ihnen ist doch auch nicht aufgefallen, dass ich Ihren Rotwein mit Blausäure angereichert habe, oder ?«
»Gut gekontert, aber Sie können ja auch nicht in allen Bereichen nur Unzulänglichkeiten aufweisen .«
»Da wir gerade so nett plaudern, sollen wir nicht lieber unsere Vornamen gebrauchen ?«
»Ruhe jetzt. Der Film fängt an. Guten Appetit.«
Die Pilze und das Brot schmeckten fantastisch. Während wir uns wie Columbo-Gucker benahmen und in unregelmäßigen Abständen über den trotteligen Inspektor lachten, hielt sich insbesondere meine holde Gastgeberin mit dem Wein nicht zurück. Ich ließ auch keine Möglichkeit aus, ihr nachzuschenken. Die zweite Werbepause nutzte Schumann, um eine weitere Portion Essen herbeizuschaffen, und ich, die zweite Flasche Rotwein aus dem Wagen zu holen. Auf dem Hof steckte ich mir eine Zigarette an, denn im Haus hatte ich nicht zu rauchen gewagt.
Wir trafen zeitgleich im Wohnzimmer ein. Die letzte Etappe des Inspektors verfolgten wir zunächst essend dann schweigend. Als der Nachspann über den Bildschirm flimmerte, sagten wir synchron: »Na ja .« Was so viel hieß wie: Habe schon einen besseren Columbo gesehen! Karin stand auf und brachte das Geschirr in die Küche. Wir hatten keinen Krümel übrig gelassen. Ich ging zum CD-Regal, das neben dem Fernseher angebracht war, und durchforstete ihre Musiksammlung. Ich war überrascht: Iron Maiden, AC/DC, Judas Priest, Kiss, lauter Bands, die auch ich nicht verachtete. Ich wählte eine AC/DC von 1976 und schob sie in den CD-Schacht. Dann ließ ich mich wieder auf die Couch fallen.
»Ich stelle fest, Sie haben Musikgeschmack .«
Karin hatte den Raum betreten. Sie schwankte erheblich; der Wein zeigte Wirkung.
»Ride On zählt zu meinen Top-37. Setzen Sie sich doch .«
Mit Mühe gelang es ihr, das Sofa zu treffen. Zu meiner Überraschung holte sie einen Aschenbecher und ein Päckchen Tabak aus dem Schrank. Trotz des erheblichen Weinkonsums drehte sie die Zigarette schnell und gut.
»Sie rauchen ?«
»Nur selten. Meistens, wenn ich ein bisschen was getrunken habe .«
»Ein bisschen was getrunken« war ein bisschen untertrieben. Einen Mann hätte man in diesem Zustand als »besoffen« bezeichnet. Karin beugte sich über den Tisch, um die Zigarette an der Kerze zu entzünden. Zum Glück hatte sie ihre langen schwarzen Haare heute hochgesteckt, sonst hätte ich mir Gedanken über einen Feuerlöscher machen müssen. Feuerlöscher war ein gutes Stichwort, denn den musste ein Mann bei ihr immer griffbereit haben. Karins Aussehen entsprach bis auf die Klamotten überhaupt nicht dem Schönheitsideal der typischen Bäuerin. Das dezente Make-up ließ ihre feinen Gesichtszüge noch besser zur Geltung kommen und die dunkelroten Lippen luden einfach zum Küssen ein, wie abgeschmackt das auch klingen mochte. Als sie sich über die Kerze beugte, zeichnete sich durch das grüne T-Shirt leicht die Wirbelsäule ab, an die Vorderseite wagte ich gar nicht zu denken. Ihr vollendeter Hintern und die nicht weniger perfekten Beine ließen mich hoffen, dass sie mindestens eine halbe Stunde zum Anstecken der Zigarette benötigen würde.
Mein Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. Als Karin sich wieder aufs Sofa fallen ließ, musste sie meinen Blick bemerkt haben, denn sie schaute etwas irritiert, sagte aber nichts.
Auf ihre Erlaubnis hin fertigte ich mir ebenfalls eine Selbstgedrehte, und so saßen wir zusammen, rauchend, Rotwein trinkend und Musik hörend. Und je mehr Zigaretten, Rotwein und Musik, desto mehr kamen wir ins Gespräch. Karin erzählte, dass sie den Hof von ihren
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