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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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geworden, aber Andreas schien es zu schlucken. »Selbstverständlich wird dein Name auch unter den von dir verfassten Artikeln stehen. Hast du Schreiberfahrung ?«
    »In Deutsch stehe ich zwischen eins und zwei .«
    »Fantastisch!«
    Ich bemerkte das aufkommende Leuchten in seinen Augen. Wahrscheinlich bekam er von seinen Eltern nur Druck und selten Lob, wie das in solchen Familien üblich ist. Wenn er in einem Fach die zweitbeste Klausur geschrieben hatte, machten sie ihm Vorwürfe, dass es nicht die beste geworden war.
    »Was ist mein Aufgabengebiet ?« , riss Andreas mich aus meinen mitfühlenden Gedankengängen.
    »Du bist interessiert ?«
    »Na klar, ein bisschen Abwechslung kann nicht schaden. Außerdem wollen meine Eltern, dass ich nach dem Abitur studiere. Vielleicht stellt sich heraus, dass ich Talent zum Journalisten habe .«
    »Gut. Ich hatte mir vorgestellt, dass du die Satanssekte durchleuchtest. Wenn ich dich richtig verstanden habe, besteht diese Vereinigung aus Leuten deines Alters. Ich habe demnach keine Möglichkeit, mich dort einzuschleusen. Dich hingegen wird niemand verdächtigen. .Du musst einfach vorgeben, Mitglied werden zu wollen. Hältst du das für machbar ?«
    Er überlegte eine Weile, sagte dann aber zu meiner Erleichterung, dass es für ihn kein Problem darstellen dürfte. Er habe mitbekommen, dass morgen ein Treffen stattfinden würde.
    Darauf verpflichtete ich Andreas zur Geheimhaltung-Ich behauptete, das unantastbare Gebot jedes guten Journalisten sei, keinem Menschen von einer Reportage zu erzählen, bevor sie nicht veröffentlicht worden sei. Er versprach, diesbezüglich zum Grab zu werden.
    Einigermaßen sicher, dass er sich an die Anweisungen halten würde, stand ich auf.
    »Willst du das Bier nicht austrinken ?«
    »Da ist eine Fliege reingefallen, Getränke mit Fleischeinlage sind nicht mein Ding .«
    Zusammen gingen wir zur Tür, wo ich mich mit einem geheimnisvollen Augenzwinkern verabschiedete.

22

    U m sieben Uhr traf ich in meinem trauten Heim ein. Die Stunde, die mir vor dem Fernsehabend und dem anschließenden Einbruch ins Polizeirevier blieb, nutzte ich, um die Tiere zu füttern und mich in Schale zu werfen. Ich wählte schwarze Jeans und einen Esprit-Pullover. Danach putzte ich Schuhe und Zähne. Ein Blick in den Spiegel überzeugte mich, dass eine Rasur nicht nötig war. Der Zweieinhalbtagebart stand mir. Ich befand meine Erscheinung als perfekte Mischung aus gepflegter Lässigkeit und männlicher Verwegenheit.
    Um Punkt acht erreichte ich Schumanns Hof. Als Karin mich hereingelassen hatte und wir im Flur ein paar Worte wechselten, vermeinte ich den Duft geschmorter Champignons wahrzunehmen.
    Sie begleitete mich ins gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. Für die antiken Möbel würden einige Leute viel Geld lockermachen. Ich stellte den Rotwein auf den Tisch. Dort befanden sich bereits zwei Gedecke, die so angeordnet waren, dass man bequem essen konnte, ohne etwas vom Film zu verpassen. Gläser und Korkenzieher waren ebenfalls vorhanden. Schumann entzündete zwei Kerzen, schaltete den Fernseher ein und das Deckenlicht aus. Nur auf dem TV-Gerät brannte eine kleine Lampe Karin setzte sich mit gebührendem Abstand neben mich auf die Couch. Ich schnappte mir den Korkenzieher und öffnete die Flasche, während ein Werbespot über die Vorzüge der Bundeswehr lief.
    »Wollen Sie mich verführen ?«
    »Herr Nannen. Das ist meine Art, Columbo zu genießen. Mit Ihnen hat das nichts zu tun .«
    »Ich wollte nur die Atmosphäre auflockern. Oder glauben Sie im Ernst, ich würde mich von Ihnen verführen lassen ?« , fragte ich in einem Ton, der nur eine Antwort zuließ: Aber hallo!
    »Dann sind die Fronten ja geklärt .«
    Der Vorspann begann.
    »Noch was. Ich weiß zwar, wie schwer es Ihnen fällt, die Klappe zu halten, aber ich warne Sie: Wehe, Sie reden während des Films .«
    »Meine Lippen sind versiegelt .«
    Columbo hatte einen Fall mit dem Titel Tödlicher Jackpot zu knacken, es handelte sich also leider um eine Episode aus den neunziger Jahren. Die neueren Sachen hatten lange nicht die Klasse der alten Folgen, obwohl sie noch immer um Längen besser waren als das meiste, was sonst über die Mattscheibe flimmerte. Außerdem war ich froh, die Welt der laufenden Bilder genießen zu können. Ich war zwar nie ein exzessiver Fernsehkonsument gewesen, aber ganz ohne mochte ich auch nicht sein.
    Bei der ersten Werbeunterbrechung erhob sich Karin und fragte, ob ich hungrig sei.

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