Schwein Oder Nichtschwein
Stimmung erheblich ab.
»Hallo Clarence!« sagte Gally. »Wie geht's dir, mein Junge?«
»Genau, genau«, sagte Lord Emsworth und steuerte zurück in den Salon wie ein Familiengespenst, das von dem Raum, in den man es zum Spuken abkommandiert hat, wenig angetan ist.
Maudie wachte aus ihrer Gedankenverlorenheit auf.
»War das Lord Emsworth?« fragte sie, denn aus dem Augenwinkel schien es ihr, als sei etwas vorbeigehuscht.
»Jawohl, er kam kurz raus«, sagte Gally. »Aber er ist wieder abgeschwirrt, wobei er Unzusammenhängendes murmelte. Vermutlich hat er schlafgewandelt.«
»Er ist geistesabwesend, stimmt's?«
»Ja, ich glaube, so kann man es ausdrücken. Sofern er einen Geist besitzt, ist der selten anwesend. Habe ich Ihnen schon die Geschichte von Clarence und der Arkwright-Hochzeit erzählt?«
»Ich glaube nicht.«
»Merkwürdig. Sie geschah nämlich zu der Zeit, als ich regelmäßig bei Ihnen im Criterion zu Gast war, und ich habe sie allen anderen erzählt. Ich frage mich, warum ich Sie ausgeschlossen habe. Die Arkwrights lebten in der Gegend von Bridgnorth, und ihre Tochter Amelia wollte heiraten. Clarence hat sich einen Knoten ins Taschentuch gemacht, um nicht zu vergessen, an dem glücklichen Tag der Brautmutter ein Telegramm zu schicken.«
»Und er hat es vergessen?«
»Oh nein, er schickte es ab. ›Ich gratuliere Ihnen zu diesem glücklichen Ereignis!‹ schrieb er.«
»Was war daran falsch?«
»Gar nichts. Hätte nicht besser ausgedrückt werden können. Die Schwierigkeit war nur, daß er es in einem seiner zerstreuten Momente nicht an Mrs. Arkwright schickte, sondern an eine andere Bekannte, eine Mrs. Cartwright. Und deren Mann war zufällig am selben Morgen gestorben. Diabetes. Sehr traurig. Es tat uns allen schrecklich leid, aber ohne Zweifel hat das Telegramm sie aufgemuntert. Habe ich Ihnen jemals von Clarence und dem Salat erzählt?«
»Nein.«
»Offenbar habe ich Ihnen meine besten Geschichten vorenthalten. Es war in jenen Tagen, als er noch jünger war und es zuließ, daß ich ein wenig mit ihm durch London zog. Natürlich war es selbst damals nicht leicht, ihn in Gesellschaft besonders sprühend und glänzend auftreten zu lassen und zur Ballkönigin zu machen, aber er hatte eine einzige einzigartige Gabe. Er konnte hervorragend Salat mischen. Als sein Public-RelationsMann habe ich dieses Talent bei jeder Gelegenheit hervorgehoben. Wenn jemand zu mir kam und sagte: ›Sagen Sie mal, Gally, gehe ich recht in der Annahme, daß dieser Bruder, den Sie da mit sich herumschleppen, so ungefähr der größte Langweiler ist, der je frei herumlaufen durfte?‹, pfegte ich zu erwidern ›Bis zu einem gewissen Grad, mein lieber Jones oder Smith oder wie immer der Name lauten mochte, entsprechen die Tatsachen Ihrer Darstellung. Als gesellschaftliches Feuerwerk hat Clarence gewisse Grenzen – außer wenn es darum geht, Salat anzumachen. Sie müssen ihn dieser Tage einmal einen Salat mischen lassen!‹ So wuchs sein Ruhm. Die Leute zeigten auf der Straße auf ihn und sagten ›Das ist Emsworth, der Knabe, der Salat anmacht‹. Dann kam der Tag, an dem ich ihn mit in den Pelikan-Club nahm und mich fühlte wie der Impresario eines dressierten Flohs bei der Premiere. Man übergab ihm den Kopfsalat, die Tomaten, das Öl und den Essig, den Schnittlauch und alles, was sonst noch dazugehört, und er begann.«
»Er hat es nicht geschafft?«
»Im Gegenteil. Der Erfolg war sensationell. Er hatte sich am Morgen in den Finger geschnitten und trug einen Fingerling, und ich hatte befürchtet, daß dieser seinen Stil beeinträchtigen könnte. Aber nein, er schien ihn gar nicht im geringsten zu behindern! Clarence schnitt und mischte, mischte und schnitt, hier ein Tropfen Öl, dort ein Tropfen Essig; nach geraumer Zeit war der Salat in einer fürstlichen Schale angerichtet, und alle Anwesenden stürzten sich darauf wie hungrige Wölfe.«
»Er schmeckte ihnen?«
»Sie waren hingerissen. Sie verschlangen ihn bis auf den letzten winzigen Rest. In der Schale blieb kein einziger Fetzen Salat und kein einziger einsamer Schnittlauch zurück. Als dann alles um Clarence herumscharwenzelte und ihm den Rücken klopfte, bemerkte man, daß er verstört und unglücklich aussah. ›Was ist los, alter Knabe?‹ fragte ich. ›Ist irgend etwas passiert?‹ ›Oh nein‹, sagte er. ›Alles ist großartig. Großartig . . . nur scheine ich meinen
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