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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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Salon sang Lord Vosper gerade so voller Bedrängnis – wenn man dem Klang Glauben schenken konnte –, daß sie Glück hatten, die Worte nicht verstehen zu können. Die Melodie allein berührte Penny aufs Schmerzlichste.
      »Ich habe an folgendes gedacht: Warum klauen Sie nicht einfach Tubbys altes Schwein?«
      »Was!«
      Die momentane Angst, daß sie etwas Undamenhaftes gesagt haben könnte, schoß Maudie in den Sinn, aber sie wies den Gedanken zurück. Sie kannte Gally viel zu lange, um anzunehmen, er könne überhaupt schockiert sein.
      »Nun, er scheint alles zu tun, was in seiner Macht liegt, um Ihr altes Schwein in Schwierigkeiten zu bringen, warum sollten Sie denn dann nicht anfangen? Angriff . . . wie heißt es doch noch?«
      »Angriff ist die beste Verteidigung?«
      »Genau. Wenn ich Sie wäre, würde ich mich zu seinem Haus schleichen, warten, bis keiner da ist –«
      Gally tätschelte ihr abermals die Hand.
      »Was Sie vorschlagen, meine liebe Maudie«, sagte er, »wäre natürlich die ideale Lösung, und der Vorschlag bestärkt die hohe Meinung, die ich sowieso schon von Ihrer Entschlossenheit und Intelligenz habe. Aber es gibt Hindernisse. Der Haken ist, daß jemand da wäre.«
      »Wie wollen Sie das wissen?«
      »Ich habe es aus zuverlässiger Quelle. Kurz vor dem Essen wurde ich ans Telefon gerufen. Der junge Parsloe war am Apparat. Er sagte, er riefe mich an, um mich zu warnen. Sollte ich irgend etwas Heimtückisches in Erwägung ziehen, stände es mir gut an, zweimal darüber nachzudenken, denn er habe seinen Schweinehüter Wellbeloved mit einem kräftigen Gewehr ausgestattet, und Wellbeloved habe den Befehl, auf jedweden Eindringling zu feuern. So also steht die Sache. Ich weiß nicht, wie gut der Knilch zielen kann, aber ich habe gewiß nicht die Absicht, mich persönlich davon zu überzeugen. Es würde nicht zu meiner Lebenseinstellung passen, müßte ich in den nächsten paar Wochen alle meine Mahlzeiten stehend einnehmen, weil George Cyril Wellbeloved eine Ladung Schrot in meinen . . . jedenfalls, das hat weder Hand noch Fuß. Wie schon gesagt, grundsätzlich bin ich mit der Idee, Parsloes Schwein zu stehlen, vollkommen einverstanden. Wir könnten es in der Wildhütte im westlichen Wald verstecken und dort auf unbestimmte Zeit in Einzelhaft halten. Aber so wie die Dinge liegen –«
      Maudie nickte.
      »Ich verstehe. Dann kann man also nichts machen?«
      »Nichts, fürchte ich, solange George Cyril Wellbeloved –« Er brach ab. Die Stimme Sebastian Beachs war unmittelbar an seiner Seite erklungen und ließ ihn hochspringen wie ein Lämmchen im Frühling. In seine eigenen Überlegungen vertieft, hatte er keinen Schimmer davon gehabt, daß Butler anwesend waren.
      »Ich habe mir auf die Zunge gebissen vor Schreck, Beach«, sagte er vorwurfsvoll.
      »Es tut mir leid, Mr. Galahad. Ich hätte husten sollen.«
      »Oder ins Horn blasen. Was gibt's?«
      »Ein Individuum ist gekommen und wünscht, Sie zu sprechen. Dieser Mann Wellbeloved, Mr. Galahad.«
      »Wellbeloved?« Gally wurde auf beeindruckende Weise steif. »Sie wollen damit sagen, daß dieser Schweinehirte, dieser Renegat, dieser Benedict Arnold der letzten Tage, dieses heruntergekommene Exemplar der Sumpffauna hier ist?«
      »Er wartet in meiner Pantry, Sir. Er zeigte sich sehr erpicht, ein Wort mit Ihnen zu wechseln. Die Angelegenheit, sagt er, sei dringlich.«
      Gally hatte eine Idee. Er schlug sich gegen die Stirn. »Mein Gott! Vielleicht ist er gekommen, weil er Parsloe verraten will. Vielleicht will er wieder einmal die Seiten wechseln. Wie Long John Silver. Haben Sie jemals die Schatzinsel gelesen, Beach?«
      »Nein, Sir.«
      »Esel! Oder glauben Sie, daß er als Spion hierhergekommen ist? Nein«, sagte Gally, nachdem er einen Moment lang nachgedacht hatte, »das kann es nicht sein, denn er will mich ja sprechen. Wäre ein Spion im Dienste Napoleon Bonapartes vor der Schlacht von Waterloo ins britische Lager gekommen und hätte um ein Wort mit dem Herzog von Wellington gebeten? Ich bezweife es. Auf jeden Fall aber muß ich mir anhören, was er zu sagen hat. Führen Sie mich zu ihm, Beach, führen Sie mich zu ihm.«
      »Wenn sie bitte mitkommen wollen, Mr. Galahad.«
      Der Weggang des begabtesten Unterhalters aus der kleinen Gruppe bewirkte abermals eine lange Stille. Maudie war eine Frau, die selten sprach, wenn man nicht das Wort an sie richtete, und jegliche

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