Schwein Oder Nichtschwein
tätscheln sah –«
»Auf schwesterliche Weise.«
»Ja, aber der springende Punkt ist, daß es nicht schwesterlich wirkte und daß ich die Sache falsch verstanden habe. Als wir mit dem Essen fertig waren und Orlo Vosper mich fragte, ob ich ihn heiraten wolle, sagte ich jedenfalls –«
»Mein Gott!«
»Ja«, sagte Penny mit kleiner Stimme. »Er fragte, ob ich ihn heiraten wolle, und ich sagte: ja.«
5
Was aber, wird man inzwischen fragen, ist mit George Cyril Wellbeloved, den wir mit heraushängender Zunge verlassen haben, als sich die Zukunft öde und trocken vor ihm ausbreitete wie die Wüste Sahara? Wie kommt es, scheinen wir eine Million empörter Stimmen fragen zu hören, daß dieser Abstinenzler wider Willen nicht weiterhin Erwähnung fand?
Die Angelegenheit eignet sich zur schnellen Aufklärung. Es ist eines der hauptsächlichsten Hindernisse für die Arbeit eines gewissenhaften Historikers, daß er bei der Verfolgung seiner Pfichten gezwungen ist, viele Gestalten der Vergessenheit anheimzugeben, denen er mit größter Freude eine Starrolle zugeteilt hätte. Da es seine Aufgabe ist, ein panoramisches Bild der Handlungen einer Anzahl von Protagonisten zu präsentieren, besitzt er nicht die Freiheit, seine Aufmerksamkeit auf irgendein Individuum zu konzentrieren, wie tief auch immer dessen schweres Schicksal ihn persönlich berühren mag. Als Edward Gibbon, zur Hälfte fertig mit seiner ›Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reichs‹ sich eines Abends in mutloser Stimmung bei Dr. Johnson beklagte, daß man es – er meinte das Schicksal des gewissenhaften Historikers – keinem Hund zumuten könne, war es dieser Aspekt, auf den er Bezug nahm.
In diesem Gemüsesalat tragischer Ereignisse in und um Blandings Castle, dazu bestimmt, die Seelen eines kritischen Publikums durch Furcht und Mitleid zu läutern, war es notwendig, Jerry Vail, Penny Donaldson, Lord Emsworth und dem Rest den größten Raum zu widmen, so daß George Cyril Wellbeloved fast vollkommen vernachlässigt wurde. Das ist uns voll bewußt. Von einem kurzen Auftritt zu Beginn der Ereignisse abgesehen, hätte er ebensogut auf die hinterste Kulisse gemalt werden können, was seine tatsächliche Bedeutung betrifft.
Es geschieht also mit tiefer Befriedigung, daß der Sänger nun seine Leier wendet und sich anschickt, von diesem geschlagenen Schweinehüter zu singen.
Keine Qual ist wie die Qual eines Mannes, dem es nach zwei Kurzen verlangt und der sie nicht bekommen kann. Man kann von George Cyril Wellbeloved behaupten, daß er in den Tagen, die seiner Unterredung mit Sir Gregory Parsloe folgten, den Abgrund ausgelotet hatte. Es wäre jedoch ungenau, zu sagen, daß er von einem Gefühl ins andere verfallen war, denn es beherrschte ihn, als ihm nach und nach bewußt wurde, mit welcher Vollkommenheit sein Herr und Meister alle Wege zu einer friedlichen Lösung blockiert hatte, nur ein einziges Gefühl, nämlich eine dumpfe Verzweifung. Er befand sich in der betrüblichen Lage, daß er von allen Seiten eingekreist war, daß seine Wünsche in jeder Richtung vereitelt wurden. Obwohl wahrscheinlich niemand, der ihn je kennengelernt hatte, George Cyril Wellbeloved mit dem Dichter Keats verwechselt hätte, war es doch bemerkenswert, wie gleichsam parallel der Geist dieser beiden Männer arbeitete. »O einen Becher, drin der Süden schwankt, drin Hippokrene aufwallt, rot entbrannt«, sang Keats und leckte sich die Lippen, und »O einen Becher Bier, wenn möglich mit ein wenig Gin darin!« seufzte George Cyril Wellbeloved, die seinen leckend, und hatte auf der Suche nach diesem Lebenssaft nacheinander das Emsworth Arms besucht, das Wheatsheaf, das Waggoners Rest, das Beetle and Wedge, das Stitch in Time, das Jolly Cricketers und all die anderen gastlichen Stätten, auf die Market Blandings mit großem Stolz verwies.
Überall aber war es dasselbe gewesen. Barfrauen hatten Instruktionen erhalten, die Männer an den Zapfhähnen waren vorgewarnt und paßten auf. Sie hatten ihm Gingerale zur freien Verfügung angeboten, Malzbier, Sarsaparillextrakt, Zitronensaft und – in einem Fall – Milch, seiner Forderung aber nach jenem Trank der Labe, der den großen Schmerz vergessen läßt und Balsam fürs zerrißne Herz ist, wurde mit einem festen nolle prosequi begegnet.
Konsequent und unbestechlich hatten die Barfrauen und Bierkellner sich geweigert, ihm irgend etwas zu servieren, das Omar Chaijam
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