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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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war ein wenig verzerrt, wie es das Gesicht eines Mannes in der bitteren Stunde der Niederlage üblicherweise ist.
      »Er hat es gehört«, sagte er kurz. »Ein guter Schweinehüter kann sein persönliches Schwein inmitten eines Gewitters zehn Meilen weit grunzen hören und den charakteristischen Klang erkennen, auch wenn tausend andere Schweine simultan Laut geben. Er weiß genau, daß das Schwein hier ist. Ich frage mich nur, warum er Sie nicht an Ort und Stelle zur Rede gestellt hat. Was ist dann passiert?«
      »Ich bin ihn losgeworden.«
      »Wie?«
      »Ich habe mir eine Geschichte für ihn ausgedacht.«
      »Was für eine Geschichte?«
      »Ach, eben eine Geschichte.«
      Gally rümpfte die Nase.
      »Wie auch immer, ich wette jedenfalls, daß er sie nicht geschluckt hat.«
      »Schien er aber.«
      »Typisch. Er hat Sie natürlich an der Nase herumgeführt. Vermutlich verpfeift er Sie in diesem Moment bei Parsloe. Nun ja, das ist das Ende. Ich werde die Kreatur in ihren Stall zurückbringen müssen. Das Geheimnis eines glücklichen und erfolgreichen Lebens ist, immer zu wissen, wann die Dinge zu heiß werden und wann man aufgeben muß. Es ist verbitternd. Scheußlich, eine Niederlage eingestehen zu müssen. Aber so ist es nun mal.«
      Jerry zögerte.
      »Sie brauchen mich doch nicht, oder?«
      »Um mir mit dem Schwein zu helfen? Nein, ich schaffe es allein.«
      »Gut. Ich fühle mich nämlich ein bißchen durcheinander.«
      »Sie warten besser hier und empfangen Beach. Er wird demnächst erscheinen.«
      »Zu Fuß?«
      »Mit dem Fahrrad«, sagte Gally. »Und ich werde es immer bedauern, daß ich ihn nicht dabei sehen konnte. Also, packen wir's.« Mit gefaßter Miene öffnete er die Tür und schritt in die Küche. Ungefähr zehn Minuten, nachdem er gegangen war, kam aus der großen Weite draußen das unmißverständliche Geräusch eines Butlers, der vom Fahrrad fel.
    Die Jahre berauben uns unserer jugendlichen Fähigkeiten. Es hatte einmal eine Zeit gegeben – weit, weit zurück –, als Sebastian Beach niemandem als ausführender Künstler auf dem Veloziped nachstand, einmal war er sogar beim Radrennen der Chorknaben als Sieger hervorgegangen. Es handelte sich dabei um ein dörfiches Sportfest, das all jenen offenstand, die vor dem zweiten Sonntag nach Epiphanias nicht in den Stimmbruch gekommen waren. Jene Tage jedoch waren für immer vorüber.
      Allein, die Treue des Lehnsmanns brannte hell in ihm. Sie und der Gedanke, daß sich Mr. Galahad auf seine Kooperation verließ, hatten ihm die Kraft gegeben, Alfred Voules Zweirad auszuleihen und sich auf die Straße nach Sunnybrae zu wagen. Von Anfang an hatte er böse Vorahnungen gehabt, und es stellte sich heraus, daß sie durchaus begründet waren. Es ist ein weit verbreiteter Glaube, daß man das Fahrradfahren nicht verlernt, wenn man es einmal beherrscht. Beach stellte diesen Irrglauben richtig, denn es war ein blaugefeckter und mitgenommener Butler, den Jerry an seiner Haustür begrüßte und in das Wohnzimmer geleitete. Nachdem er ihn in einem Sessel deponiert hatte, fühlte Jerry Verlegenheit in sich aufkommen. Da er nicht zu dem kleinen Kreis von Gallys Verschwörern zugelassen worden war, hatte es ihm an der Gelegenheit gemangelt, die menschlicheren Seiten dieses Mannes kennenzulernen, und während seines gesamten Aufenthaltes unter Lord Emsworths Dach war Beach für ihn eine herablassende Persönlichkeit gewesen, die ihn in ihrer Majestät geschreckt hatte. Und sie schreckte ihn auch jetzt. Nur ein äußerst furchtloser junger Mann ist es, der einen englischen Butler fortwährend und ganz betrachten kann, ohne die Demut eines Wurmes zu empfnden. Alle vorangegangenen Begegnungen Jerrys mit Beach – auf Fluren, in der Halle, beim Lunch und beim Dinner – hatten ihn mit dem Eindruck zurückgelassen, daß seine, Jerrys, Füße zu groß waren, seine Ohren zu rot und daß sein gesellschaftlicher Status irgendwo zwischen dem eines jugendlichen Verbrechers und eines schlecht gekleideten Aussätzigen lag.
      Auf dem Gelände von Blandings Castle gab es Katzen, und Beachs Stachelbeeraugen hatten ihm noch immer das Gefühl vermittelt, daß er genausogut irgendein ekelhafter Gegenstand sein könne, der von einer dieser Katzen angeschleppt worden war, und zwar von einer der weniger anspruchsvollen.
      Hier jedoch war er der Gastgeber, und es lag an ihm, die Unterhaltung in Gang zu bringen.
    »Hatten Sie eine

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