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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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sie denn auf so eine Idee gekommen wären, und Jerry sagte, daß er ihm das unmöglich verraten könne, und zwar wegen der Staatsgeheimnisverordnung.
      George Cyril sagte: »Ach so, das ist immer so, oder?«
      »Es ist aber möglich«, fuhr Jerry fort, »daß er woanders hingeht, bevor er nach Sunnybrae kommt, und es ist wesentlich, daß ich erfahre, wohin. Eigentlich sollte ich am Bahnhof sein und jede seiner Bewegungen verfolgen, aber ich muß hierbleiben. Sie sehen, in welcher Schwierigkeit ich bin?«
    George Cyril dachte einen Moment lang nach.
      »Sie können nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein«, probierte er.
      »Genau. Sie haben es getroffen. Mein Gott, sind Sie scharfsinnig. Und deshalb brauche ich Ihre Hilfe. Ich möchte, daß Sie meinen Platz am Bahnhof einnehmen. Gehen Sie hin, warten Sie auf den Zug, der um zehn Uhr fünfzehn eintrifft, und folgen Sie Lavendel-Leo, wohin auch immer er geht. Aber passen Sie auf! Es ist durchaus möglich, daß er gar nicht mit dem Zug um zehn Uhr fünfzehn eintrifft.«
      »Das bringt alles durcheinander. Was man diviziel nennt. Was mache ich dann?«
      »Sie werden auf alle Züge aus London warten müssen, auch wenn das bedeutet, die ganze Nacht auf dem Bahnhof zu bleiben.«
      »Die ganze Nacht?«
      »Ja.«
      »Mensch! Dann sollte ich aber zuerst ein Bier trinken. Wo bewahren Sie es auf?«
      »Ich habe kein Bier.«
      George Cyrils Kinnlade fel herunter.
      »Kein Bier?«
      »Nein. Was glauben Sie, was das hier ist? Eine Kneipe? Kommen Sie, Mann, kommen Sie, wir haben keine Zeit zu verlieren, indem wir uns über Bier unterhalten. Es ist also abgemacht, daß Sie zum Bahnhof gehen und dort so lange wie nötig bleiben. Sie sollten sich sofort aufmachen. Danke schön, Wellbeloved. Sie sind ein Bürger mit Gemeinsinn, und ich bin stolz auf Sie. Sie tun gute Arbeit, und der Yard wird das nicht vergessen. Ihr Heroismus wird den Männern an der Spitze zu Ohren gebracht werden.«
      George Cyril kniff die Augen zusammen.
      »Heroismus? Was soll das heißen, Heroismus?«
      »Lavendel-Leo ist ein sehr gefährlicher Mann«, erklärte Jerry. »Er ist mit einem Dolch bewaffnet und zögert nicht, von ihm Gebrauch zu machen. Deshalb müssen Sie vorsichtig sein. Ich möchte natürlich nicht, daß Ihre Leber mit einem orientalischen Dolch herausgerissen wird.«
      »Das möchte ich auch nicht.«
      »Nun, wir wollen hoffen, daß es nicht dazu kommt«, sagte Jerry schneidig. »Haben Sie noch irgendwelche Fragen, bevor Sie sich auf den Weg machen?«
      »Ja«, sagte George Cyril ebenso schneidig wie Jerry, wenn nicht schneidiger. »Was springt dabei heraus?«
      Jerry starrte ihn an.
      »Was heißt das, was springt dabei heraus? Sie unterstützen Scotland Yard.«
      »Ich fnde, Scotland Yard müßte mich unterstützen«, sagte George Cyril Wellbeloved.
      Ein Grunzer aus der Küche schien andeuten zu wollen, daß die Königin von Matchingham dieser geschäftsmäßigen Haltung voll und ganz zustimmte. Jerry sprang auf, als er es hörte, und hatte das Gefühl, es wäre besser, nicht zu debattieren.
      »Es könnte auf einen Schein herauslaufen«, räumte er ein.
      »Zehn Scheine«, korrigierte George Cyril Wellbeloved.
      »Drei Scheine.«
      »Na gut, wissen Sie was«, sagte George Cyril Wellbeloved. »Ich will mal nett zum Yard sein. Sagen wir: fünf.«
      Jerry griff in seine Hosentasche.
      »Alles, was ich bei mir habe, sind drei Pfund, zwei Schilling und zwei Pence.«
      »Schreiben Sie einen Scheck aus.«
      »Ich hab kein Scheckbuch dabei.«
      »Sie könnten ein Stück Papier nehmen und eine Marke draufkleben.«
      »Ich habe keine Marke.«
      George Cyril seufzte. Er schien das Gefühl zu haben, daß Jerry auf jeden Schlag kontern konnte.
      »O.k. Drei Pfund, zwei Schilling und zwei Pence also.«
      »Bitte schön.«
      »He!« rief George Cyril Wellbeloved. »Wo sind die zwei Pence?«
      Eine unerquickliche Szene, und man ist dankbar, daß sie vorüber ist. Eine Minute später war Jerry allein.
      Fünf Minuten später klingelte es schon wieder an der Haustür.

    Jerry war durch die kürzlichen Ereignisse ein wenig gereizt, und es schien ihm, als hätte er, seit er ein kleiner Junge im Matrosenanzug war, nichts anderes getan, als dem Klingeln der Türglocke dieses teufischen sofort beziehbaren Hauses zuzuhören. Kaum war ein Klingler verschwunden, nahm ein neuer seinen Platz ein. In

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