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Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
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angenehme Fahrt?« fragte er.
      Ein Schaudern ließ den Körper des Butlers erzittern wie ein Kornfeld, wenn eine sommerliche Brise darüber hinwegweht.
      »Nicht besonders erfreulich, Sir«, erwiderte Beach mit tonloser Stimme. »Ich bin nicht mehr mit dem Fahrrad gefahren, seit ich ein kleiner Junge war, und ich fand es ein wenig anstrengend für die Beinmuskeln.«
      »Es geht in die Beinmuskeln, das stimmt«, sagte Jerry mitfühlend.
      »Ja, Sir.«
      »Besonders in die Oberschenkel.«
      »Ja, Sir.«
      »Sie sind gestürzt, nicht wahr?«
      »Sir?«
      »Ich glaubte, ich hätte Sie fallen hören, als Sie hier ankamen.«
      »Ja, Sir. Ich hatte mehrere Stürze zu überstehen.«
      »Unangenehm, vom Fahrrad zu fallen. Rüttelt die gute, alte Leber durch.«
      »So ist es, Sir«, sagte Beach, indem er die Augen schloß.
      In dem zutreffenden Gefühl, daß dies so ungefähr alles war, was sein Gast zu dem Punkt Fahrradfahren zu hören wünschte, verfel Jerry in Schweigen und versuchte, ein anderes Gesprächsthema zu fnden, das geeignet war, zu interessieren, anzuregen und zu unterhalten.
      »Mr. Threepwood bringt gerade das Schwein zurück«, sagte er schließlich.
      Er hatte den Ton getroffen. Die Augen des Butlers öffneten sich, und man konnte Hoffnung in ihnen schimmern sehen.
      »Wirklich, Sir?«
      »Ja, er hielt es für das Beste. Viel zu viele Leute haben hier herumgeschnüffelt – Polizisten, Schweinehüter und so weiter. Er sagte, das Klügste wäre, das Unternehmen abzublasen, bevor es zu heiß würde. Er ist ungefähr vor einer Viertelstunde losgezogen, so daß das Tier vermutlich inzwischen in seinem Stall ist.«
      Beach atmete tief aus.
      »Ich bin außerordentlich erleichtert, das zu hören, Sir. Ich war sehr nervös.«
      Die Neuigkeit, daß ein Mann wie Beach nervös sein konnte, machte Jerry Mut und beruhigte ihn. Es war die erste zarte Andeutung, die er wahrnahm, daß unter jener enormen Hemdbrust menschliche Empfndungen lauerten. Die Dinge entwikkelten sich schwungvoll, fand er, und er wurde gesprächig.
    »Kennen Sie Mr. Threepwood schon lange?« fragte er.
    »Fast zwanzig Jahre, Sir.«
    »So lange? Ein ulkiger alter Knabe, fnden Sie nicht auch?«
    »Sir?«
      »Na ja, ich meine, wie er rumrennt und Schweine klaut und so weiter. Exzentrisch, würden Sie nicht sagen?«
      »Ich fürchte, Sie müssen es mir erlassen, eine Meinung zu äußern, Sir. Es steht mir nicht an, über die Mitglieder des Haushalts meines Arbeitgebers zu schwatzen«, sagte Beach steif und schloß abermals die Augen.
      Heiße Schamröte überzog Jerrys Wangen. Er war niemals zuvor von einem Butler zurechtgewiesen worden, und diese neue Erfahrung war vergleichbar mit dem Gefühl, im Garten in der Dämmerung spazierengegangen zu sein und auf eine Harke getreten zu haben, wobei der Griff in die Höhe geschnellt war und ihn an der Nasenspitze getroffen hatte. Es war schwierig, jetzt etwas zu fnden, was er sagen konnte.
      Er ließ im Geiste ein paar Themen Revue passieren.
      Das Wetter?
      Die Ernte?
      Die Aussichten bei den nächsten Parlamentswahlen?
      Lord Emsworth und seine Behandlung an kranken und gesunden Tagen?
      Dann erkannte er mit unglaublicher Erleichterung, daß weitere Bemühungen um Konversation nicht nötig waren. Ein leiser Schnarchton, dem eine Reihe lauterer folgte, verriet ihm, daß sein Besucher eingeschlafen war. Von den ungewohnten Übungen auf dem Sattel überanstrengt, gab sich Beach dem Vergessen hin, das der Schlaf zu schenken vermag.
      Jerry erhob sich lautlos und verließ das Zimmer auf den Zehenspitzen. Er war erleichtert. Er war zwar ein junger Mann von fairer Gesinnung und wußte, daß er den anderen vermutlich nicht von seiner besten und sonnigsten Seite erlebt hatte, aber er zog es vor, nicht abzuwarten und auf verbesserte Beziehungen in der Zukunft zu hoffen. Was er in diesem Moment am meisten brauchte, war ein wenig frische Luft.
      Die Luft draußen auf der Straße vor Sunnybraes kleinem Vorgarten war angenehm und frisch, er sog sie ein und wurde nach und nach in einen der Seelenruhe ähnlichen Zustand versetzt, als die Stille der Sommernacht durch das Geräusch eines nahenden Autos unterbrochen wurde und Gally vorfuhr. Dieser befand sich in Begleitung eines großen Schweines.
      Im undeutlichen Mondlicht war es zwar unmöglich, seiner Wahrnehmungen ganz sicher zu sein, aber Jerry gewann ganz entschieden den

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