Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwein Oder Nichtschwein

Schwein Oder Nichtschwein

Titel: Schwein Oder Nichtschwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
seinem ganzen Leben hatte er es noch nie mit einem so geselligen Häufchen wie den Bewohnern von Market Blandings und Umgebung zu tun gehabt. Wann immer die Zeit ein wenig bleiern auf ihnen lastete, schien ein allgemeiner Ruf zu erschallen: »Laßt uns doch zu Vail gehen!«
      Die gegenwärtige Plage, dachte er verdrießlich, war vermutlich der Pfarrer, der gekommen war, um ihn um eine kleine Spende für die Orgelkollekte seiner Kirche zu bitten, aber Jerry war entschlossen zu bleiben, wo er war, sollte doch der ehrwürdige Vater den Klingelknopf drücken, bis ihm der Zeigefnger einschlief. Aber plötzlich besann er sich anders. Eine Stimme hatte nämlich seinen Namen gerufen, und er erkannte sie als die Stimme des Ehrenwerten Galahad Threepwood, des einzigen Menschen der Welt, den er gerne sehen wollte. Gally mochte seine Schwächen haben – seine Schwester Constance, seine Schwester Dora, seine Schwester Julia und all seine anderen Schwestern hätten Hunderte aufzählen können –, aber wenn man sich vor der Nase der Polizei befand und ein gestohlenes Schwein in seiner Küche hatte, war er bestimmt eine Fundgrube an Ratschlägen, was man tun konnte.
      Jerry öffnete die Tür. Als er Gally wirklich auf den Stufen stehen sah, warf er sich praktisch an dessen Brust.
      »Mr. Threepwood –«
      »Mr. Threepwood zum Teufel. Nennen Sie mich Gally. Ich bin nicht Mr. Threepwood für einen Neffen Plug Bashams. Haben Sie etwas auf dem Herzen, mein Junge? Sie scheinen erregt. Oder irre ich mich?«
      »Nein, Sie irren sich nicht. Ich bin am Rande eines Nervenzusammenbruchs. In der Küche ist ein Schwein.«
      »Ach, Sie haben es bemerkt?«
      Jerry fuhr auf.
      »Sie wußten, daß es da ist?«
      »Deswegen bin ich ja gekommen. Es handelt sich nicht um einen bloßen Anstandsbesuch. Lassen Sie uns hineingehen und die ganze Angelegenheit ruhig und sachlich besprechen.«
      Er ging ins Wohnzimmer voran und machte es sich dort in einem Sessel bequem.
      »Ich verstehe einfach nicht, warum Fruity Biffen das Haus nicht gefallen hat«, sagte er, während er sich umsah. »Sieht doch sehr anheimelnd aus. Wachsfrüchte, Erinnerungen an Llandudno . . .Was kann man mehr verlangen? Aber Fruity ist schon immer ein eigenwilliger Knabe gewesen. Seltsam. Reizbar. Habe ich Ihnen schon die Geschichte erzählt von Fruity und –«
      Jerry unterbrach den Strom der Erinnerungen. Ein Gastgeber
    sollte natürlich einen Besucher nicht unterbrechen, aber was das betrifft, konnte man den Spieß auch umdrehen und sagen, ein Besucher sollte keine Schweine in der Küche seines Gastgebers abstellen. Ein unerhörter Verdacht hatte nämlich begonnen, Wurzeln in Jerrys Kopf zu schlagen.
      »Waren Sie es etwa, der das Schwein hierhergebracht hat?« fragte er, den Verdacht in Worte kleidend.
      »Aber ja«, sagte Gally. »Das ist richtig. Oder vielmehr: Beach hat es getan, auf meine Anweisung hin. Sie verstehen, in den letzten Tagen hat es eine Menge Hin und Her gegeben, wie man sagen könnte, und Ihr Schwein –«
      »Ich wünschte, Sie würden es nicht ›mein‹ Schwein nennen.«
      »Das zur Frage stehende Schwein«, verbesserte Gally, »ist eines der Pfänder in dem Spiel. Um ein klares, umfassendes Bild der Sachlage zu erhalten, müssen Sie sich vergegenwärtigen, daß das Mastschwein meines Bruders Clarence, die Kaiserin von Blandings, und Parsloes Kandidatin, die Königin von Matchingham, in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um die Medaille für Fette Schweine bei der bevorstehenden Landwirtschaftsschau von Shropshire stehen und daß Parsloe ein rücksichtsloser und skrupelloser Mann ist, dessen Seele so schwarz wie ein Pik-As ist und der vor den niedrigsten Formen des Verbrechens nicht haltmachen wird, um sein Ziel zu erreichen. Deshalb wußte ich auch, daß es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis er unser Schwein stehlen würde, und hielt es für ratsam, zuerst zuzuschlagen, indem ich das seine stahl. Angriff ist, wie ein kluger Kopf aus meinem Bekanntenkreis vor gar nicht langer Zeit festgestellt hat, die beste Verteidigung. Deshalb klauten wir die Königin, während Parsloe seinerseits die Kaiserin klaute. Bei solchen Gelegenheiten gibt es immer eine ganze Menge gesunden Gebens und Nehmens. Wir brachten die Königin in eine leerstehende Wildhüterhütte im westlichen Wald, aber die Opposition hat mit teufischer List ihre Spur dorthin verfolgt, so daß wir in aller Eile einen neuen Zufuchtsort fnden mußten.

Weitere Kostenlose Bücher