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Schweine zuechten in Nazareth

Titel: Schweine zuechten in Nazareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Sthers
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tanzen. Ansonsten, nein, immer noch nichts Neues von David. Es geht ihm gut. Ich weiß es. Er braucht nur ein bisschen Zeit.
    Ich drücke dich ganz fest,
    Mama
    P. S. Sag mir, ob ich in ein Flugzeug springen soll.

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 17. August 2009
    Betreff: ohne Betreff
    Mama,
    man »springt« nicht einfach in ein Flugzeug, wenn man Knochenkrebs hat. Es sei denn, um dem »Mann seines Lebens« auf Wiedersehn zu sagen. Ist es das, was du möchtest?
    Gib mir ein paar Tage Zeit, um alles zu organisieren. Ich habe in Tel Aviv eine Wohnung gefunden. So wird es für Papa einfacher.
    Unsere Telefonnummer ist 992 5127, wenn du mit einem von uns beiden sprechen möchtest.
    Ich werde ein Casting veranstalten, um eine nette Dame zu finden, die Papa helfen soll, und dann »springe« ich in ein Flugzeug, um einen Doktor für meine Mama zu finden, damit ich niemals Adieu zu ihr sagen muss.
    Annabelle

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 19. August 2009
    Betreff: Antworte!
    David,
    ich bin nach Israel gegangen, um mich von Papa beschützen zu lassen, um Kind zu bleiben.
    Und nun bin ich für zwei Menschen verantwortlich, die die andere Seite des Berges hinabgehen, den ich gerade zu besteigen beginne.
    Da du ja schon auf dem Gipfel bist, kannst du mir sagen, was man von da oben sieht?
    Nur die Leere? Oder den Himmel aus der Nähe?
    Annabelle

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 28. August 2009
    Betreff: SOS
    Liebe Annabelle,
    da in dieser Familie alle miteinander wild korrespondieren, fange ich jetzt auch damit an. Dann kann ich mir einbilden, Teil eines Ganzen zu sein, Teil eures exklusiven Vierergespanns.
    Ich schreibe dir, weil ich schon lange nichts von deinem Bruder gehört habe. Würde ich behaupten, ich mache mir um ihn Sorgen, so wäre das gelogen. Ich mache mir um mich Sorgen. Ich liebe ihn von ganzem Herzen, und allein der Gedanke, sein Herz könnte mir nicht mehr gehören, frisst mich innerlich auf.
    Ich habe mit eurer Mutter gesprochen. Ich weiß, dass er verschwunden ist, als sie ihm von ihrer Krankheit erzählt hat. Natürlich ist dies der Grund für seine Flucht. Denn es ist eine Flucht. Alles ist zu Hause geblieben. Er ist gegangen ohne etwas mitzunehmen und hat kein Wort zu mir gesagt.
    Ich muss ständig daran denken, dass der Tod, der eure Mutter umkreist, David ins Leben geschoben hat. Und auf einmal stelle ich fest, dass ich nicht mehr sein Leben bin.
    Ich weiß nicht, zu wem ich gehen soll. Sag bitte Bescheid, wenn du etwas von ihm hörst. Ich gehe oft deine Mutter besuchen, Annabelle. Es geht ihr nicht gut. Ich glaube, sie verweigert jede Behandlung.
    Du musst wieder nach Hause kommen.
    Lieber Gruß,
    Laurent

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 29. August 2009
    Betreff: Mein Bruder
    Lieber Laurent,
    ich verstehe deinen Liebeskummer. Auch ich habe keine Neuigkeiten von David. Mein Bruder ist ein uneingeschränkt freier Mensch, der einem durch die Finger gleitet wie Quecksilber.
    Laurent, ich weiß, dass er dich liebt. Aber vor allen Dingen schreibt er. Alles ist ihm ein willkommener Anlass, um zu schreiben. Er ist ein Vampir. Eure gemeinsame Geschichte wird ihn nähren und er wird eure Geschichte nähren, um daraus weitere zu entwickeln. Das ist seine Art zu leben, seinen Weg zu finden. Er sät kleine Wörter, er fädelt Perlen auf, er hält nicht inne, um Geschriebenes durchzulesen. Er hat keine Angst, zu kränken.
    Wenn das reale Leben seine Geschichte überholt, ist David verloren. Er setzt Geschichten oben drauf. Eine Sandburg bauen, um die Welle ungeschehen zu machen. Ohne daran zu denken, dass die nächste kommen wird.
    Du, ich, niemand ist in solchen Augenblicken für ihn von Bedeutung. Aber, in dem kleinen Bereich »Leben« inmitten seiner Vorstellungswelt hast du bei ihm ein warmes Plätzchen. Er ist wegen eines Anderen gegangen, ja, und dieser Andere ist er selbst.
    Nur Mut.
    Annabelle
    P. S. Ja, ich lasse meinen Vater in guten Händen (wusstest du, dass ein Schlaganfall seine Beine gelähmt hat? Im Moment hoffe ich) und komme zurück. In zwei Tagen.

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 2. September 2009
    Betreff: Das Leben außerhalb der Worte
    David,
    ich habe Angst. Gib mir ein Lebenszeichen. Mama

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