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Schweine zuechten in Nazareth

Titel: Schweine zuechten in Nazareth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Sthers
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Beine, fern von dir.
    Wenn ich gewusst hätte. Wenn ich begriffen hätte, was Leben bedeutet. Weißt du, vor Gott bist du immer noch meine Frau. Wir haben uns nie kirchlich scheiden lassen. Komm schon, Monique. Hab dich nicht so. Mit Viagra kriege ich immer noch einen hoch, und du hast mir schon immer gefallen. Du tust nur so, als seist du krank, um mich zurückzugewinnen.
    Du hast genervt wie niemand sonst, aber, bei Gott, du gefällst mir so sehr.
    Gott kommt ganz schön oft in diesem Brief vor, es wird nicht wieder vorkommen.
    Dein jüdischer Ehemann,
    Harry

Von: [email protected]
    An: [email protected], [email protected]
    Datum: 10. November 2009
    Betreff: Müde
    Meine Kinder,
    ich hatte mein Stück Leid im Leben und ich hatte mein Stück Freude. Als ich Mutter wurde, hat mein Leben einen komplett anderen Sinn bekommen.
    Ich habe getan, was ich konnte, um euch Spuren der Person, die ich war, zurückzulassen, damit ihr eure eigenen Puzzleteile wiederfinden könnt. Und ich habe tausende Male gedacht, dass ich zu früh gehen würde und dass ich es nicht schaffen würde, euch eine Anleitung fürs Glück zurückzulassen. Ja, ich habe geglaubt, ich könnte sie für euch finden. Danach habe ich mein Leben lang gesucht. Die Formel, die euch das Lächeln schenken würde, das immerwährende.
    David, Annabelle, der Gedanke, dass eure Namen in Räumen erklingen werden, in denen ich nicht mehr bin, tröstet und quält mich.
    Als ich mich von eurem Vater scheiden ließ, stellte ich mir in den Nächten, in denen ihr bei ihm geschlafen habt, vor, dass ich mich an eure Betten setzte und euch über die Köpfe streichelte, lange, während ihr schlieft. Ich sagte mir, dass irgendetwas in euch das fühlen würde und dass es euch beruhigen würde.
    Bestimmt habe ich mir nur etwas vorgemacht, denn ich war es, die erst einschlafen konnte, wenn ich mir eure warmen Körper dicht neben mir vorstellte.
    Ich werde an euch denken, da, wo ich hingehe. Und jeden Abend werdet ihr meine Hand auf euren Haaren spüren. Das ist ein Versprechen.
    Mama

Rabbi Moshe Cattan an Harry Rosenmerck
    Nazareth, 27. November 2009
    Harry,
    ich habe an deiner Tür geklingelt. Du weiß es. Ich habe dich dahinter weinen hören. Auch wenn du keinen Mucks gemacht hast. Auch wenn deine Tränen nicht flossen. Es war, als wäre der Treppenabsatz damit überschwemmt.
    Willst du, dass ich dich nach Paris begleite? Annabelle hält mich auf dem Laufenden. Ich weiß, dass es sehr schlecht aussieht.
    Das Leben ist kein gerader Strich, wie man sich das als Kind vorstellt, es macht Schleifen. Man liebt nie zufällig. Man spricht von Fehlern, man fragt sich, wieso und warum – unser Innerstes weiß es.
    Man hört auf, jemanden zu lieben, weil man sich verändert, weil man in Trauer ist um einen Teil von sich selbst. Und so, wie man sich freut, wenn man eine Jacke wiederentdeckt, die man seit zehn Jahren nicht mehr angezogen hat und die einem immer noch passt, kommt es vor, dass man einen Teil von sich selbst wiederfindet.
    Ich denke, das ist es, was mit der Krankheit von Monique passiert ist, ihr habt einen Teil von euch wiedergefunden, aber der Tod liegt schon auf der Lauer und wird ihn dir entreißen. So ist das. Ein ganzer Teil von dir wird mit ihr sterben.
    Ich bin dein Freund, Harry.
    Vor allem, seitdem du keine Schweine mehr züchtest.
    Ich bin da.
    Moshe

Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Datum: 16. November 2009
    Betreff: Wut
    David,
    ich schreibe dir, trotz deines Verbots. Du kannst mir nicht verbieten, dir zu schreiben. Du kannst nicht über die Liebe eines Menschen verfügen. In Wirklichkeit bist du genauso wie Papa, du schließt die Tür, wenn dir etwas missfällt.
    Und vor dieser Tür ist Laurent, und da ist Mama, die stirbt, David! Und ich bin auch noch da, mit einem Kind in meinem Bauch. Das ich nicht für dich und nicht gegen Mama austrage.
    Es wird Zeit, dass ich irgendwann anfange zu leben und dass ihr mir dazu das Recht einräumt. Ich bin wütend auf dich, weil du mich mit Mama allein lässt. Weißt du, was Krankheit bedeutet, David, wenn sie galoppiert, wenn sie schneller läuft als das, was man noch sagen möchte?
    Ich pfeife auf deine Wörter, die du aneinanderreihst, mögen sie noch so schön sein! Sie sind dein Gefängnis.
    Ich will, dass du

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