Schweinehunde / Roman
er sich wirklich selbst. Vielleicht lag das daran, dass der Interviewer ihm immer nur Stichworte für seinen Monolog gab. Malte Brorup sah sich hilflos um und hoffte darauf, dass jemand für ihn übersetzte. Als er niemanden fand, nahm er sich Papier und Bleistift und tauchte wieder in seiner eigenen Welt aus rätselhaften Zeichen und kryptischen Entitäten ab. Kurz darauf war das Interview beendet, und der Sprecher kündigte den nächsten Programmpunkt an. Arne Pedersen schaltete das Radio aus, während Poul Troulsen auf treffende Weise die Meinung aller wiedergab: »Populistisches Arschloch!«
Konrad Simonsens Handy klingelte, es war Helmer Hammer, und er zog sich in den hintersten Winkel des Raumes zurück. Inzwischen fühlte sich auch Arne Pedersen berufen, dem Justizminister schlechte Noten zu geben: »Das war doch alles nur heiße Luft und dummes Gewäsch, dabei ist die darunterliegende Botschaft vollkommen klar.
Ändert die Demokratie, so dass sie den Vorstellungen des einfachen Mannes entspricht, zieht die Schrauben des Gesetzes an, um die verständliche Wut der Bevölkerung einzudämmen, und kehrt zurück zur alten, wohlbekannten Politik der eisernen Hand, damit der einfache Bürger seine Polizei zurückbekommt.
Verdammt noch mal, da fällt mir echt nichts mehr ein!«
Auch Poul Troulsen hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
»
Kinder, die wie Waschpulver bestellt werden, wir haben das alle gesehen und sind voll des Ekels
… Er versteht es wirklich, über das Böse zu sprechen, verliert aber kein Wort über die fünf Morde. Diesen Mann sollte man einsperren.«
Die Comtesse und Arne Pedersen schüttelten resigniert die Köpfe, Pauline Berg sah zu Boden.
Konrad Simonsen kam zurück und berichtete über sein Telefonat mit dem Staatssekretär.
»Der Justizminister spricht nur für sich, und für seine Andeutung, dass wir zur Politik der eisernen Hand zurückkehren sollen, hat er keinerlei Rückendeckung. Eigentlich wäre das aber bedeutungslos. Ich habe nämlich wie immer auch dem Polizeidirektor und dem Oberstaatsanwalt Bericht erstattet. Die Idee mit der Spezialeinheit kommt ja nicht von uns und ist als politischer Coup zu verstehen, um der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass wir in diesem Fall keine Mühen scheuen. Es ist ja nicht an der Tagesordnung, dass gleich fünf Leute auf einmal umgebracht werden, Gott sei Dank!«
»Und das hat Helmer Hammer wirklich gesagt?«, fragte Arne Pedersen skeptisch.
»Na ja, sagen wir mal, ich habe ihn so verstanden. Er hat aber bestätigt, dass die Gesetzgebung intensiv über ein höheres Strafmaß für Pädophilie nachdenkt. Der Justizminister und einige seiner Mitarbeiter haben schon ihre Fühler ausgestreckt, und der Gedanke wird parteiübergreifend gutgeheißen. Wobei die meisten aber Angst vor einem Schnellschuss haben. Noch. Eigentlich ist das für uns irrelevant. Wir müssen unsere Arbeit fortsetzen und sollten unter keinen Umständen kommentieren, was auf der politischen Bühne vor sich geht, wobei das in erster Linie mich betrifft. Ich hatte diesbezüglich aber schon von Anfang an einen Maulkorb, und der ist gerade noch einmal erneuert worden.«
Die Comtesse schüttelte den Kopf.
»Ich habe einfach keine Lust, für einen solchen Windbeutel zu arbeiten!«
Für sie, die sich sonst immer positiv über die Menschen äußerte, waren das starke Worte. Vehement widersprach Konrad Simonsen und unterstrich damit seine Autorität.
»Das musst du auch nicht! Du arbeitest für mich und für unsere Demokratie. Wenn du mit der Zusammensetzung der Regierung unzufrieden bist, solltest du dich einer politischen Partei anschließen.«
Er hätte seine Worte gerne besser gewählt, um den Teamgeist zu stärken, doch er wusste nicht, wie. Aber verdammt, was erwarteten denn alle von ihm, er war schließlich weder Politiker noch Pastor? Deshalb hielt er sich an die konkreten Tatsachen, trat etwas linkisch ein paar Schritte vor und wandte sich an alle: »Und wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Tag eigentlich ziemlich ergiebig war. Wir haben ohne Zweifel eine neue, solide Spur. Insbesondere, was das morgige Verhör mit Stig Åge Thorsen angeht. Ich weiß noch nicht, wer das am besten übernimmt, vermutlich mache ich das selbst mit der Comtesse, ich möchte aber, dass ihr alle sehr gut vorbereitet seid. Im Gegenzug müsst ihr euch nicht mehr um die Arbeit mit dem Fernsehen kümmern, das mache ich mit Arne allein. Wir haben beim letzten Mal einfach viel zu viel
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