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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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den Staaten.«
    Er war zu einer Schlussfolgerung gekommen und führte seine Gedanken, jetzt an Simonsen und Melsing gerichtet, weiter aus.
    »Ja, weil hier bei uns packen wir die ja einfach in einen Sarg und warnen die Angehörigen davor, diesen noch einmal zu öffnen. Bei uns sieht man sich die Toten nicht noch einmal an.«
    Der Chef der Kriminaltechnik hörte interessiert zu, auch ihn hatte die Idee gepackt.
    »Ich habe eine Fotografin im Team. Sie ist die reinste Künstlerin nicht nur mit der Kamera, sondern auch bei der Bildbearbeitung.«
    Arthur Elvang nickte zustimmend.
    »Ja ja, gute Idee. Die will ich gerne dabeihaben.«
    Die Schlussfolgerung war klar. Konrad Simonsens nächtliche Internetrecherche, die seiner Frage zugrunde lag, begann Früchte zu tragen, was er nicht ohne Stolz feststellte. Wobei er natürlich nicht wusste, ob das Resultat nicht das gleiche gewesen wäre, hätte er seine Frage vollkommen unvorbereitet gestellt. Vorsichtig erkundigte er sich nach dem Zeithorizont, erntete aber wie erwartet eine brüske Zurückweisung des Professors, der sich momentan nicht dazu äußern wollte. Damit konnte er leben, und es änderte nichts daran, dass er zum ersten Mal an diesem Dienstag so etwas wie gute Laune verspürte. Podium hin oder her.
    Konrad Simonsens gute Laune hielt weniger als zehn Minuten an. Als sie sich getrennt hatten und er auf dem Weg aus dem Gebäude war, klingelte sein Handy. Die Nachricht der Comtesse war kurz und leise, auf jeden Fall im Verhältnis zu Simonsens Reaktion, dessen Stimme durch den Flur des Instituts dröhnte.
    »Das ist doch nicht wahr! Verdammt noch mal, das darf einfach nicht wahr sein!«
    Aber es war wahr.

[home]
14
    K
letterer
musterte mit Kennerblick den Baum auf dem Platz in Allerslev, einer kleinen Provinzstadt nicht weit von Odense. Es war eine Blutbuche, sicher mehr als fünfzig Jahre alt, dachte er. Der Stamm hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter, und die Krone des Baumes breitete sich wie eine riesige, rotviolette Glocke hoch über seinem Kopf aus. Einzelne Äste waren gekappt worden, aber im Großen und Ganzen hatte man den Baum wachsen lassen, wie er wollte. Auf den ersten Blick wirkte er für den Platz mit all seinen Geschäften zu hoch, aber vermutlich hatte dieser Baum schon dort gestanden, bevor die meisten Gebäude überhaupt gebaut worden waren. Er sah sich um und stellte zufrieden fest, dass in der Nähe keine Wohnhäuser waren. Das war entscheidend, denn wie vorsichtig er auch arbeitete, konnte er es nicht vermeiden, ein bisschen Lärm zu machen.
    Nüchtern musterte er die Imbissbude. Ein simpler Bau aus billigem Material. Auf dem Boden lagen Betonplatten, die Schiebetür und das Fenster waren aus Plexiglas und die Wände mit einfachem, weiß gestrichenem Sperrholz verkleidet. Die Stützbalken, simple Fichtenkanthölzer, waren kaum mehr als fünf mal zehn Zentimeter stark, und auch die Isolierung bestand nur aus einer einfachen Lage Rockwool, die innen mit Hartfaserplatten dürftig verkleidet war. Das Flachdach fiel zu der Plastikregenrinne hin leicht ab, die auf der Rückseite des Gebäudes befestigt war. Das Dach war im hinteren Teil mit schieferfarbener Dachpappe gedeckt, die direkt auf die Verlegeplatten geklebt worden war, während der vordere Teil, in dem die Kunden standen, aus durchsichtigen Trapezplatten bestand, die dringend von Blättern und Insekten gereinigt werden mussten.
    Von der Bank aus, auf der er saß, sah
Kletterer
nur die arbeitenden Hände des Besitzers beim Servieren und hin und wieder eine verzerrte Spiegelung seines Gesichts auf einer der Edelstahlplatten. Es war blass wie eine Eiterbeule, weißlich mit matten Augen, abstoßend wie ein Kadaver. Er bedauerte es zutiefst, ihn erst töten zu müssen, aber andernfalls wären die Überlebenschancen des Mannes zu groß. Trotzdem musste der Baum eine Rolle spielen, das hatte er auf den ersten Blick erkannt, auch wenn sich seine Arbeit dadurch verkomplizierte. Vielleicht ging er ein unnötiges Risiko ein, aber der Signaleffekt, den diese Maßnahme für die anderen Auserwählten im Gegenzug haben würde, war phantastisch und würde all den Spezialkunden der Imbissbude ganz ohne Zweifel für einige Tage einen nervösen Magen bescheren. Außerdem war eine Buche so passend … so verdammt passend.
    Noch einmal musterte er mit all seiner Erfahrung den Baum und fällte ihn in Gedanken. Der Imbissbudenbetreiber verkaufte werktags auch Zeitungen und kam deshalb noch vor dem ersten

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