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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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dreidimensionale Animation weckte trotz ihrer Stilisierung Grauen und dämpfte die Stimmung der Anwesenden noch mehr.
    Sie sahen sie sich zweimal an.
    Kurt Melsing gab noch einen weiteren Kommentar ab: »Wir gehen von zwei Tätern aus. Es kann aber auch einer oder fünf gewesen sein. Wir wissen es nicht und haben dafür auch keinerlei Anhaltspunkte.«
    Als das Treffen beendet war, blieb nur Konrad Simonsen zurück. Zuvor hatte er Pauline Berg noch die leitende Psychologin Ditte Lubert abgenommen, bei der auch sie nichts erreicht hatte. Jetzt mussten es die Comtesse oder Arne Pedersen versuchen – je nachdem, wer von beiden Zeit hatte.
    Nachdem die beiden anderen gegangen waren, fragte Konrad Simonsen Arthur Elvang: »Kannst du mir eine kurze Lektion über kraniofaziale Rekonstruktion geben?«
    Der alte Mann strahlte. Er war gerne bereit dazu und legte ohne Bedenkzeit los: »Diese Methode wendet man zur Identifizierung an. Allerdings nicht hier bei uns, wo Rechts-odontologie und ein gut funktionierendes zahnärztliches System mit geordneten Aufzeichnungen eine schnellere, billigere und sicherere Identifikation ermöglichen. Sie wird aber zum Beispiel in England und den USA angewandt. Dort sind die Menschen weniger registriert, und außerdem gibt es da extra ausgebildete Spezialisten.
Forensic anthropologists
nennt man die in den USA. Das Ganze basiert auf dem Prinzip, das Gesicht eines Menschen auf der Grundlage eines nicht identifizierten Schädels zu modellieren, ausgehend von einer Kombination aus Anatomie und Statistik. Abschnitt für Abschnitt werden die entsprechenden Muskeln und Muskelgruppen aufgebaut, indem man kleine Stäbchen am Schädel befestigt. Diese Stäbchen gehen von bestimmten Referenzpunkten aus, und ihre Länge entspricht der durchschnittlichen Dicke der Weichteile dieses Gesichtsabschnitts. Man macht diese Konstruktionen häufig aus Ton, und der Anthropologe sollte durchaus eine künstlerische Ader haben, trotzdem ist eine präzise Wiedergabe des Gesichts so nicht möglich. Man kann zum Beispiel auf diese Weise keine Ohren nachbilden.«
    Er machte eine kurze Pause und sagte dann nachdenklich: »Sie fragen aber eigentlich, ob diese Methode bei Ihrem Fall anwendbar ist.«
    »Ja, das war mein Gedanke. Es ist absolut entscheidend, dass wir die Leute identifizieren. Die Wahrscheinlichkeit, die Identifizierung auf anderem Wege hinzubekommen, ist zwar durchaus gegeben, aber das kann lange dauern, egal, ob wir es über die Zähne von Herrn Nordwest oder die Herzklappe von Herrn Nordost versuchen. Außerdem kann uns niemand garantieren, dass diese Wege wirklich zum Ziel führen. Wenn Sie uns anderweitig ein paar Abbildungen erstellen können, die einigermaßen dem Aussehen der Opfer entsprechen, möchte ich Sie bitten, mit dieser Arbeit lieber jetzt als gleich anzufangen. Vielleicht ist das ja unser einziger Weg, und ich will nicht mit leeren Händen dastehen, wenn die herkömmlichen Methoden nicht das gewünschte Ergebnis liefern. Und Sie wissen ja, Geld spielt ausnahmsweise einmal keine Rolle.«
    »Nein, das habe ich mitbekommen, und das ist auch gut so, denn die Methode ist teuer. Verflucht teuer.«
    Er starrte vor sich hin, brummte etwas Unverständliches und sagte dann: »Schauen wir uns die Sache mal an.«
    Kurt Melsing und Konrad Simonsen folgten ihm.
    Der Raum, den sie betraten, war hell und sauber. Die Wände waren weiß gekachelt, und der Boden bestand aus Terrazzofliesen, wie man sie häufig in Badezimmern aus den fünfziger Jahren fand. Der Boden stieg zur Mitte hin leicht an, während an seinem Rand eine Rinne verlief, so dass die gesamte Oberfläche abgespült werden konnte. An der Wand zwischen den Fenstern hingen zwei große Doppelwaschbecken aus rostfreiem Stahl, eines für die Hände, das andere zum Waschen von Organen. In der Mitte des Raumes standen im Abstand von etwa zwei Metern fünf Metallpritschen, und auf jeder lag ein Leichnam. Es hallte unangenehm blechern wie in einem Schwimmbad.
    Arthur Elvang musterte kritisch die Reste der Gesichter von drei Leichen, während Simonsen und Melsing sich ruhig verhielten. Dann begann er, ein leises Selbstgespräch zu führen.
    »Wir brauchen keinen Anthropologen – viele Informationen haben wir ja schon – und keine Maden, lieber einen tüchtigen plastischen Chirurgen. Das wäre wirklich interessant: Man müsste eine Gruppe bilden, die gegenseitig ihr Wissen nutzt, inklusive eines Leichenbestatters und vielleicht eines Maskenbildners aus

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