Schweinehunde / Roman
kommt auch noch ein Experte. Aber bislang haben wir auf seiner Maschine nichts Verbotenes gefunden. Nur Briefe und so etwas, keine Bilder. Ich selbst habe Frank Ditlevsens Ex-Frau befragt, auch zum Thema Pädophilie, da sind wir aber nicht weitergekommen. Sie wollte nicht mit uns zusammenarbeiten, und ihre Tochter ist weg.«
Als er fertig war, dankte die Comtesse ihm kühl und verschwand. Pauline Berg ließ sie sitzen, und eine peinliche Stille trat ein.
Zwanzig Minuten später waren acht Mann in Frank Ditlevsens Wohnzimmer versammelt und starrten auf das Hinterteil der Comtesse. Die Stimmung war angespannt, und bei einem Beliebtheitswettbewerb hätten die beiden Frauen aus der Hauptstadt sicher schlecht abgeschnitten. Aber es war ja auch nicht ihre Aufgabe, beliebt zu sein. Trotzdem reagierten die beiden Frauen höchst unterschiedlich auf die negativen Vibrationen ihrer Kollegen. Pauline Berg lächelte bei jeder Gelegenheit entschuldigend und wünschte sich weit weg, die Comtesse arbeitete.
Sie kniete mit einem Schraubenzieher in der Hand auf dem Boden neben Frank Ditlevsens demontiertem Computer. Ein Wirrwarr von Leitungen hing aus dem Bücherregal heraus. Der Computer war mit einem Videoplayer, einem externen CD-Brenner und einem LCD-Fernseher mit 42-Zoll-Widescreen verbunden, der mitten im Zimmer thronte. Mit ein paar kräftigen, seitlichen Schlägen öffnete sie das Gehäuse und suchte die elektronischen Innereien systematisch mit einer kleinen Stablampe ab. Als ihr Handy klingelte, reichte sie es wortlos dem Einsatzleiter, der es entgegennahm und aus dem Zimmer ging.
Als er zurückkam, stand sie auf und gab laut und deutlich ihre Befehle.
»Ein Kriminalkommissar aus Århus kommt im Laufe der nächsten Stunde, um hier das Kommando zu übernehmen. Niemand unternimmt irgendetwas, bevor er da ist. Außerdem sind weitere fünfundzwanzig Kollegen aus Glostrup und Århus auf dem Weg hierher. Sie werden sukzessive die Untersuchungen übernehmen.«
Ein jüngerer Beamter protestierte. Er saß zurückgelehnt auf dem Sofa, in der Hand eine Tasse Kaffee, und wusste mit der Situation offensichtlich nicht umzugehen.
»Gute Frau, wir sollen hier wirklich eine Stunde rumhängen und Löcher in die Luft starren?«
Die Comtesse ging bedrohlich zielstrebig auf ihn zu, doch der baldige Ex-Leiter der kriminaltechnischen Untersuchung kam ihr zuvor. Vielleicht würde aus ihm nie ein guter Redner werden, vielleicht waren auch seine ermittlerischen Fähigkeiten nicht gerade weltbewegend, aber er stellte sich schützend vor seine Leute. Leise flüsterte er dem Mann etwas ins Ohr, der sich daraufhin erhob und entschuldigte. Der Comtesse reichte diese Geste, und statt sich weiter um den Mann zu kümmern, hielt sie zwei elektronische Aggregate in die Höhe.
»Das große ist die Harddisk, das kleinere eine sogenannte Reborn Card. Ist jemand von Ihnen bei der Hausdurchsuchung auf etwas Ähnliches gestoßen?«
Die Männer sahen sich kopfschüttelnd an.
»Dann wissen Sie jetzt, wonach Sie suchen müssen. Irgendwo muss sich eine Harddisk befinden: Genau danach müssen Sie suchen.«
»Entschuldigen Sie, aber woher wissen Sie das?«
Das war wieder der junge Mann.
»Staub, oder, besser gesagt, das Fehlen von Staub. Frank Ditlevsen hat in regelmäßigen Abständen seine Harddisk gewechselt. Das ist die beste und auch die einfachste Art und Weise, seinen Computer vor fremden Zugriffen zu schützen.«
Sie blickte in die Runde und wartete auf weitere Fragen, es kamen aber keine.
»Ich fahre jetzt, aber ich komme heute Abend wieder, und dann sehen wir uns hier alle wieder. Ich wiederhole –
alle.
«
Mit arrogantem Gesichtsausdruck marschierte sie aus dem Zimmer. Die Männer begannen zu murmeln und machten ihrem Unmut über diesen rustikalen Führungsstil Luft. Pauline Berg lächelte beklommen und hastete hinter der Comtesse her.
In den nächsten Stunden hatten die beiden Frauen versucht, Frank Ditlevsens Tochter aufzuspüren, was sie schließlich in die Kneipe geführt hatte, in der sie jetzt saßen und in der ihnen bald bewusst wurde, dass die trägen Beamten, die nicht mehr taten als unbedingt nötig, ein viel kleineres Problem waren als die widerwillige Bevölkerung.
Der Beifall war groß, als die Sängerin fertig war. Noch während des Applauses kletterte ein Mann auf die Bühne und reichte ihr einen Zettel. Sie las, was darauf stand, und entschuldigte sich via Mikrophon. Dann sprang sie vom Bühnenrand. Eingängige,
Weitere Kostenlose Bücher