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Schweinehunde / Roman

Schweinehunde / Roman

Titel: Schweinehunde / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte & Søren HAMMER
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den Polizeiwagen, der sich langsam über den Feldweg nach oben kämpfte. Lächelnd sah er zu, wie der Wagen oben am Feuer hielt. Er nutzte die Wartezeit, um sich noch einmal seine Regeln einzubleuen.
    Vermeide lange Sätze, antworte nur, wenn du gefragt wirst. Schweige, wenn du Zweifel hast oder unsicher bist, und ignoriere jede Art von Drohungen. Die Stille ist dein Freund, die Litanei deine Botschaft.
    Fast konnte er Per Clausens Stimme hören, und sein Lächeln wurde breiter. Es überraschte ihn, dass er nicht nervös war. Dann trat er auf den Hofplatz, um sie zu empfangen. Eine blasse Nachmittagssonne drängte sich durch die dichte Wolkendecke, trotzdem war es kühl, und ihm lief ein Schauer über den Rücken.
    Als der Polizeiwagen auf den Platz rollte, nickte er dem Fahrer zu und beobachtete, wie dieser das Auto parallel zur Mauer abstellte, obgleich es eine Unmenge Platz gab. Alles andere als rechte Winkel und gerade Linien schienen für diesen Mann indiskutabel zu sein. Etwas unangenehm berührt, stellte er fest, dass er den Beamten kannte. Es war ein alter Klassenkamerad. Oder war er in die Parallelklasse gegangen? Stig Åge Thorsen war sich nicht ganz sicher. Der Beamte stieg aus dem Auto und ging auf ihn zu. Er trug Uniform.
    »Tag, Stig Åge.«
    »Hallo.«
    »Ich muss mit dir über dein Feuer oben auf dem Acker sprechen. Es ist eine Anzeige eingegangen.«
    Es war keine Frage, also schwieg er. Der Beamte sah ihn verunsichert an, als ihm klar wurde, dass er keine Antwort erhalten würde. Er wich sogar kaum merkbar einen Schritt zurück, bevor er einen weiteren Anlauf unternahm.
    »Was verbrennst du da?«
    »Ein mir unbekannter Mann ist zu mir gekommen und hat mir zwanzigtausend Kronen für ein Loch auf meinem Acker geboten. Er wollte seinen Kleinbus anstecken. Ich habe das Loch gegraben und für die Luftzufuhr gesorgt. Hab Brennmaterial hochgefahren, Kohlensäcke, Holz und Petroleum, bevor ich in die Ferien gegangen bin. Wir hatten das so vereinbart.«
    Er sagte sein Sprüchlein laut und leiernd auf, ohne zu verbergen, dass er sich darauf vorbereitet hatte.
    Der Beamte wich einen weiteren Schritt zurück und musterte ihn skeptisch. Das Wort Kleinbus hatte ihn aufhorchen lassen. Er dachte nach. Verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf, als könne er so einen Gedanken hervorlocken. Dann sagte er: »In was bist du da hineingeraten, Stig Åge? Ist das der Kleinbus, der in Bagsværd gesucht wird?«
    »Ein mir unbekannter Mann …«
    Der Satz wurde gleichlautend abgeliefert, im Stakkato-Stil wie beim ersten Mal.
    »Dann musst du wohl mit auf die Wache kommen.«
    »Bin ich festgenommen?«
    »Nein, das nicht, aber du kommst doch wohl freiwillig mit, denke ich.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Der Beamte kratzte sich so wild am Kopf, als hätte er Läuse.
    »Kannst du noch einmal wiederholen, was du über das Feuer gesagt hast?«
    Er sagte seinen Spruch zum dritten Mal auf, Wort für Wort, und der Beamte setzte sich in sein Auto, während Stig Åge abwartend stehen blieb. Durch die Windschutzscheibe sah er den Mann reden. Es vergingen ein paar Minuten, dann wurde die Scheibe heruntergelassen.
    »Stig Åge, du bist vorläufig festgenommen. Es ist Samstag, der 28. Oktober, 14.53 Uhr. Bitte steig ein.«
    Der Hinterkopf wurde erneut bearbeitet, ehe er hinzufügte: »Vorn auf den Beifahrersitz, neben mir.«
    Stig Åge gehorchte, ohne zu antworten.

[home]
39
    D ie Comtesse wurde am Samstagmorgen um Viertel nach fünf vom Anruf des Nachtportiers geweckt, der ihr gleichgültig mitteilte, die Polizei stehe mit einem Brief für sie an der Rezeption. Sie um diese Uhrzeit zu wecken war natürlich so etwas wie die Rache all der Menschen, die sie tags zuvor zu Überstunden angetrieben hatte, doch das musste sie wohl akzeptieren. Sie beklagte sich deshalb auch nicht, als sie schlaftrunken und im Morgenmantel dem Motorradpolizisten das Kuvert abnahm. Trotzdem ärgerte es sie ein wenig, dass der Brief an sie adressiert war, während Pauline Berg schlafen durfte.
    Der Bericht war sehr detailliert; fast sechzig Seiten über das Leben der Brüder Ditlevsen, es galt also wieder einmal, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ein langes Bad beseitigte die Müdigkeit, und zwei Päckchen Erdnüsse aus der Minibar stillten den schlimmsten Hunger. Dann begann sie zu lesen.
    Als sie Stunden später im Auto saßen, hatte sie einen beträchtlichen Vorsprung vor Pauline Berg, die neben ihr auf dem Beifahrersitz das Material überflog. Die Comtesse fuhr

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