Schweineraub im Streichelzoo
holen. Er mag den Kartoffelsalat doch so gerne lauwarm.â
Max und Paula tauschten einen verschwörerischen Blick. Wenn Frau Hagedorn ihnen den Streichelzoo-Sonntag nicht erlauben wollte â ihr Vater erlaubte es bestimmt.
In der nächsten Sekunde fielen Messer und Gabel auf die Anrichte. Mit einem Ruck zerrte Paula die Zeitung weg, sodass ein groÃer Teil der Kartoffelschalen auf den Boden fiel.
âPass doch auf, Paula!â, schimpfte Frau Hagedorn.
ââtschuldigung!â, rief Paula über die Schulter und sauste gefolgt von Max aus der Küche.
In Sekundenschnelle hatten sie die Galerie mit den zahlreichen Ãlgemälden erreicht. Während Max die Treppe nahm, schwang Paula sich auf das Geländer und rutschte in die Halle hinunter.
âKomm!â, drängelte sie und warf sich gegen die schwere Eingangstür, die sich quietschend öffnete.
âBin ja schon daâ, keuchte Max und folgte seiner Schwester nach drauÃen.
Der Kies knirschte unter ihren FüÃen, als sie um das Schloss herum in den Park liefen.
Paula warf einen Blick zurück. âOb er auch Lust auf einen Sonntag im Streichelzoo hat?â
Max machte eine unbestimmte Handbewegung. âKeine Ahnung, bei ihm weià man nie. Aber fragen sollten wir ihn, sonst ist er gleich wieder beleidigt.â
Die Kinder verfielen in einen leichten Trab. Sie lieÃen den Seerosenteich und die Orangerie hinter sich, ein altes Gewächshaus, in dem im Winter die Zitrusbäumchen Schutz vor dem Frost fanden. SchlieÃlich gelangten sie zu einem kleinen Birkenwäldchen. Gerade in diesem Moment trat ihr Vater aus dem Schatten der Bäume ins Sonnenlicht.
âBrennt es irgendwo?â, rief er seinen Kindern lachend entgegen.
âDürfen wir nächsten Sonntag in den Streichelzoo? Bitte, bitte, bitte, bitte, bitteâ, rief Paula und machte groÃe, flehende Augen.
Dr. Kuckelkorn verschränkte die Arme vor der Brust. âStreichelzoo? Was denn für ein Streichelzoo?â
Max nahm Paula die Zeitung aus der Hand und hielt sie seinem Vater unter die Nase. Dr. Kuckelkorns Augen wanderten über die Zeilen der Anzeige.
âWarum denn nicht?â, sagte er schlieÃlich. âDas ist doch eine wunderschöne Sache.â
Max und Paula brachen in ohrenbetäubendes Jubelgeschrei aus.
âDann meldest du uns sofort an?â, vergewisserte sich Paula.
âJa, natürlichâ, sagte Dr. Kuckelkorn. âIch weià doch, wie tierlieb ihr seid und wie gerne Max ein eigenes Meerschweinchen hätte.â
Dr. Kuckelkorn wuschelte Max durchs Haar. âIch würde dir auch eins kaufen. Aber du weiÃt ja, Frau Hagedorn und ihre Tierhaarallergie â¦â
âIch weiÃâ, seufzte Max schicksalergeben und sein Vater hob bedauernd die Schultern.
âFrau Hagedorn und Haustiere ⦠Wie ich sie kenne, ist sie von eurem Plan mit dem Streichelzoo nicht begeistert.â
âTiere gehören in die freie Wildbahnâ, sagte Max mit verstellter Stimme.
âOder in den Kochtopf!â, stieg Paula ein.
âSchon gut, schon gut! Ich rede mit ihr!â, versprach Dr. Kuckelkorn lachend. âAch, bevor ich es vergesse: Ich habe gerade mal die alte Hütte hier in Augenschein genommen. Sie ist noch ganz gut beisammen. Ich habe zurzeit keine Verwendung für sie. Wenn ihr wollt, dürft ihr darin spielen. Die Holzleisten und den Maschendrahtzaun könnt ihr von mir aus verbauen. Ganz wie ihr wollt.â
âToll, Papi! Und jetzt komm in die Hufe! Du musst da sofort anrufen, sonst kriegen wir keinen Platz mehrâ, sagte Paula und schob ihren Vater in Richtung Schloss. âZur Belohnung gibt es auch lauwarmen Kartoffelsalat mit Knackwürsten und Senf.â
âHm ⦠Ich bin schon auf dem Weg!â Plötzlich hatte es Dr. Kuckelkorn sehr eilig. Er nahm die Zeitung von Max entgegen und marschierte voran in Richtung Schloss.
Max und Paula liefen ihrem Vater hinterher.
Als sie den Teil des Schlosses erreichten, in dem ein Museum untergebracht war, trat plötzlich eine Gestalt mit einem kleinen weiÃen Hund auf dem Arm durch die geschlossene Glastür.
Dr. Kuckelkorn schüttelte sich leicht, so als ob ihn ein kalter Luftzug gestreift hätte, setzte aber seinen Weg unbeirrt fort. Ganz offensichtlich hatte er den Mann in besticktem Jackett und Kniebundhosen überhaupt nicht bemerkt. Das
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