Schweineraub im Streichelzoo
konnte er auch gar nicht, denn der komische Kauz und sein Hündchen waren ganz und gar unsichtbar â auÃer für Paula und Max. Und die zwei fanden es mächtig cool, mit einem waschechten Gespenst befreundet zu sein. Einem adligen Gespenst aus dem siebzehnten Jahrhundert, wohlgemerkt.
Paula hatte fast ein wenig Mitleid mit ihrem Vater. Nun war er der Direktor dieses schönen Schlossmuseums und hatte keine Ahnung von seinem heimlichen Untermieter.
Das Gespenst winkte Max und Paula ausgesprochen majestätisch und schwebte auf sie zu.
âDass er immer noch diese alten Klamotten trägtâ, raunte Paula Max kopfschüttelnd ins Ohr. Sie lieà ihren Blick über das Hemd, das Jackett, die Weste, die pludrige Kniebundhose und die schwarzen Schnallenschuhe gleiten. âIrgendwie sieht er immer aus, als ob er gerade vom Karneval käme.â
Max nickte. âTut er aber nicht. In seiner Jugend war das einfach in.â
âIch weiÃ, nur leider ist seine Jugend so etwa dreihundert Jahre herâ, kicherte Paula.
âEinen ganz wundervollen guten Tag wünsche ichâ, sagte der Herr, durch den das Sonnenlicht einfach so hindurchschien, und deutete eine Verbeugung an. Seine langen weiÃen Perückenlocken wackelten.
âHi, Freiherr von Schlotterfels!â, rief Paula und lächelte das Hündchen an. âNa, Lilly, alles fit?â
Der Hund, ebenso durchsichtig wie sein Herrchen, bellte vergnügt.
Sherlock Freiherr von Schlotterfels setzte Lilly auf dem Boden ab und zupfte anschlieÃend die Spitzenmanschetten seines Hemdes in regelmäÃige Falten. âIch wollte gerade mit Lilly spazieren gehen.â
âUnd wir wollten gerade zu Ihnenâ, sagte Max und sah seinem Vater nach, der gerade durch eine der Terrassentüren im Schloss verschwand.
âVortrefflich!â, rief das Gespenst. âZu welchem Behufe?â
Paula sprudelte los und erzählte von ihrem geplanten Besuch im Streichelzoo. âUnd, wollen Sie mitkommen?â, fragte sie, als sie am Ende ihres Berichts angekommen war.
âOb ich mitkommen will?â, fragte Freiherr von Schlotterfels ungläubig nach und legte sich theatralisch eine Hand auf die Brust. âDu redest mit Sherlock Freiherr von Schlotterfels, dem groÃen Meerschweinchenkenner seines Jahrhunderts. Ich war einer der Ersten, der hier in dieser Gegend ein Meerschweinchen sein Eigen nennen durfte. Sokrates hieà es. Ich war ihm sehr zugetan. Natürlich komme ich mit! Was für eine Frage!â
âIst das wahr?â Max bekam kugelrunde Augen. â Sie hatten ein Meerschweinchen?â
âNeben all den anderen zahlreichen Dingen, mit denen ich mich in meinem erfüllten Leben beschäftigt habe, galt mein Interesse auch immer den exotischen Entdeckungen unserer Seefahrerâ, erwiderte Sherlock groÃspurig und zog zur Bekräftigung seine Weste stramm. âIhr wisst doch sicherlich, dass Meerschweinchen in Südamerika beheimatet sind?â
Paula und Max zuckten zusammen. Südamerika! Da war sie wieder, die Erinnerung an ihre verschollene Mutter. Dr. Susanne Kuckelkorn hatte als Archäologin eine Expedition in Südamerika geleitet, von der sie nie zurückgekommen war. Aber Max, Paula und ihr Vater gaben die Hoffnung nicht auf, dass sie eines Tages zurückkam und alles wieder so sein würde wie früher.
âMax, Paula, redet ihr mit der Luft?â
Frau Hagedorn war am Fenster aufgetaucht und schaute zu den Kindern hinunter. Ohne eine Antwort abzuwarten, rief sie: âMittagessen!â
âWir müssen losâ, sagte Paula, wobei sie versuchte ihre Lippen so wenig wie möglich zu bewegen. âAlso, Sie sind dabei?â
âSelbstredend!â, erwiderte das Gespenst. âUnd jetzt wünsche ich erst mal einen guten Appetit.â
Ein Besuch im Zoo
Am nächsten Sonntagmorgen kutschierte Frau Hagedorn Max, Paula und â ohne es zu ahnen â auch die beiden Gespenster zum Stadtwald. Auf dem Parkplatz der Waldschenke ergatterte sie den letzten freien Parkplatz. Zwischen zwei riesigen Schlitten kam ihr alter VW-Käfer scheppernd zum Stehen.
âIch werd verrücktâ, raunte Paula Max und dem Gespenst zu und zeigte auf die Gaststätte. âDie Waldschenke Zum grünen Jäger. Kommt die euch nicht auch irgendwoher bekannt vor?â
Sherlock und Max nickten. Genau diese Waldschenke hatte in einem ihrer
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