Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
flüsterte Kaffeetrinken.
    Susanne spürte, wie sich die Hand aus ihrem Haar löste. Sie vernahm ein feuchtes Pochen, wie von einem Steak, das auf eine Steinplatte klatschte. Kaffeetrinken glitt auf dem Rücken an ihr vorbei.
    »Keine Mädchen an den Haaren ziehen«, grollte Banjo. »Das ist böse .«
    Kaffeetrinken kam wie ein Akrobat in die Höhe und balancierte auf dem Treppengeländer.
    Dann zog er das Schwert.
    Im hellen Licht des Turms blieb die Klinge unsichtbar.
    »Es stimmt also, was die Geschichten erzählen. Die Klinge ist tatsächlich so dünn, daß man sie nicht sehen kann. Es zu benutzen macht bestimmt viel mehr Spaß.« Kaffeetrinken winkte mit der Waffe. »Wie leicht dieses Schwert ist…«
    »Wenn du es wagst, es zu benutzen…, dann bekommst du es mit meinem Großvater zu tun.« Susanne näherte sich langsam.
    Ein Lid zuckte.
    »Irgendwann bekommt es jeder mit ihm zu tun«, erwiderte Kaffeetrinken. »Aber ich bin bereit.«
    »Er kann sehr hartnäckig sein«, sagte Susanne und trat noch etwas näher.
    »Oh, ein Mann ganz nach meinem Geschmack.«
    »Glaubst du, Herr Kaffee trinken?«
    Er holte mit dem Schwert aus. Es blieb Susanne nicht einmal Zeit genug, sich zu ducken.
    Und sie versuchte es auch gar nicht, als er erneut zuschlug.
    Kaffeetrinken riß verblüfft das eine Auge auf.
    »Hier funktioniert es nicht«, sagte Susanne. »An diesem Ort existiert die Klinge nicht. Weil es hier keinen Tod gibt.«
    Sie versetzte dem Mann eine Ohrfeige.
    »Hallo!« sagte sie fröhlich. »Ich bin das Kindermädchen deines inneren Kinds!«
    Sie schlug ihn nicht. Sie streckte einfach den Arm aus und gab ihm einen Stoß, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte und nach hinten kippen ließ.
    Er machte einen Salto. Wie, blieb Susanne ein Rätsel. Irgendwie schien er in leerer Luft Halt zu finden.
    Mit der freien Hand griff er nach ihr, und sie verlor den Boden unter den Füßen. Unmittelbar darauf befand sie sich über dem Geländer. Mit der anderen Hand bekam sie es zu fassen. (Später argwöhnte sie, daß das Geländer sie zu fassen bekommen hatte.)
    Kaffeetrinken baumelte an ihrem Arm und blickte nachdenklich nach oben. Susanne sah, wie er das Schwertheft in den Mund nahm, nach dem Gürtel tastete…
    Die Frage »Ist dieser Mann verrückt genug, jemanden zu töten, der ihn vor dem Sturz in die Tiefe bewahrt?« fand sehr schnell eine Antwort. Susanne trat zu und traf ihn am Ohr.
    Der Ärmel gab nach. Kaffeetrinken versuchte, die Hand fester um den Arm der jungen Frau zu schließen, was diese zum Anlaß nahm, noch einmal zuzutreten. Der Stoff des Ärmels riß. Einen Augenblick lang hielt sich Kaffeetrinken an nichts fest, und er trug noch immer den Gesichtsausdruck einer Person, die über ein kompliziertes Problem nachdenkt, als er in die Tiefe stürzte und immer kleiner wurde…
    Er prallte auf den weißen Haufen tief unten, und Milchzähne stoben in alle Richtungen. Einige Male zuckte Kaffeetrinken, und dann…
    … verschwand er.
    Eine Hand, so groß wie ein Bananenbüschel, zog Susanne über das Geländer zurück.
    »Wer haut Mädchen, kann geraten in Schwierigkeiten«, sagte Banjo. »Nicht mit Mädchen spielen.«
    Hinter ihnen klickte es.
    Die beiden Türhälften schwangen auf. Kalter weißer Dunst wogte über den Boden.
    »Unsere Mama…« Banjo unterbrach sich und versuchte zu verstehen. »Unsere Mama war hier…«
    »Ja«, sagte Susanne.
    »Aber es kann nicht unsere Mama gewesen sein, weil… Unsere Mama ist begraben.«
    »Ja.«
    »Wir haben beobachtet, wie zugeschüttet wurde das Grab und so.«
    »Ja«, sagte Susanne. Das kann ich mir denken, fügte sie in Gedanken hinzu. Ihr wolltet ganz sicher gehen.
    »Und wohin ist verschwunden unser Davey?«
    »Er… befindet sich jetzt woanders, Banjo.«
    »An einem schönen Ort?« fragte der Gigant unsicher.
    Susanne empfand Erleichterung angesichts der Möglichkeit, die Wahrheit zu sagen, oder wenigstens nicht direkt zu lügen.
    »Vielleicht«, entgegnete sie.
    »Schöner als hier?«
    »Wer weiß? Manche Leute würden sagen, daß die Chancen dafür recht gut stehen.«
    Banjo sah sie aus seinen rosaroten Schweinsaugen an. Ein fünfunddreißig Jahre alter Mann blickte durch die rosaroten Schleier eines Fünfjährigen.
    »Gut«, sagte er. »Dann kann er unsere Mama wiedersehen.«
    Soviel Konversation schien Banjo erschöpft zu haben. Er ließ die Schultern hängen.
    »Ich möchte nach Hause«, fügte er hinzu.
    Susanne sah in sein großes, fleckiges Gesicht, zuckte hilflos

Weitere Kostenlose Bücher