Schweinsgalopp
beantwortet.
»Aber wenn die Höhe des Honorars dem Schwierigkeitsgrad entspricht… Ist der Klient gut geschützt?«
Überhaupt nicht. Doch es dürfte fast unmöglich sein, ihn mit konventionellen Waffen zu tilgen.
Witwenmacher nickte. Darin sah er kaum ein Problem. Im Lauf der Zeit hatte die Gilde einige recht ungewöhnliche Waffen entwickelt. Tilgen? Wieder eine seltsame Ausdrucksweise.
»Wir würden gern wissen, für wen wir arbeiten«, sagte er.
Das glauben wir.
»Ich meine, wir müssen deinen Namen erfahren. Beziehungsweise eure Namen – wobei ich euch versichern darf, daß wir diese Informationen streng vertraulich behandeln. Wir brauchen die Angaben für unsere Akten.«
Wir sind die… Revisoren.
»Ach? Und was überprüft ihr?«
Alles.
»Ich glaube, wir müssen etwas mehr über euch erfahren.«
Wir sind diejenigen mit den drei Millionen Dollar.
Witwenmacher beugte sich dieser Logik, auch wenn sie ihm nicht gefiel. Mit drei Millionen Dollar konnte man sich viele nicht gestellte Fragen kaufen.
»Wie ihr meint«, erwiderte er. »Nun, da ihr neue Kunden seid, bitten wir um Zahlung im voraus.«
Wie du wünschst. Das Gold befindet sich jetzt in eurem Tresor.
»Ihr meint, das Gold wird sich bald in unserem Tresor befinden«, sagte Witwenmacher.
Nein. Es hat immer in eurem Tresor gelegen. Das wissen wir, weil wir es gerade dort untergebracht haben.
Witwenmacher beobachtete die leere Kutte einige Sekunden und wandte den Blick nicht von ihr ab, als er nach dem Sprachrohr griff.
»Herr Zählgut?« fragte er, nachdem er hineingepfiffen hatte. »Ah, gut. Nun, wieviel Geld haben wir derzeit im Tresor? Oh, ungefähr. Sag mir einfach, wie viele Millionen es sind.« Er hielt das Sprachrohr weg vom Ohr, wartete eine Zeitlang und sprach dann erneut hinein. »Nun, sei so gut und sieh trotzdem nach.«
Witwenmacher hängte das Sprachrohr an den Haken und legte die Hände flach auf den Schreibtisch.
»Kann ich euch etwas zu trinken anbieten, während wir warten?«
Ja.
Witwenmacher stand nicht ohne eine gewisse Erleichterung auf und ging zum alten, kostbaren Getränkeschrank. Dort verharrte seine Hand kurz über den Karaffen, deren Etiketten Aufschriften wie Mur, Nig, Trop und Yksihw trugen. 3
»Was möchtet ihr trinken?« fragte er und überlegte, wo sich der Mund der Revisoren befinden mochte. Die Hand wandte sich der kleinsten Karaffe zu – auf ihrem Etikett stand Tfig.
Wir trinken nicht.
»Aber eben habt ihr doch gesagt, daß ich euch etwas zu trinken anbieten kann…«
Ja. Wir glauben, daß du dazu fähig bist.
»Oh.« Witwenmacher zögerte kurz, blickte auf die Whisky-Karaffe hinunter und überlegte es sich dann anders.
Das Sprachrohr pfiff.
»Ja, Herr Zählgut? Ach? Tatsächlich? Ich habe häufig die eine oder andere Münze unter Sofakissen gefunden, ich finde es erstaunlich, wie… Nein, nein, ich wollte nicht… Ja, ich hatte Grund zu der Annahme… Nein, es liegt mir fern, irgendwelche Vorwürfe gegen dich zu erheben… Nein, ich glaube kaum, daß… Ja, geh nur und leg dich hin, gute Idee. Danke.«
Witwenmacher hängte das Sprachrohr erneut an den Haken. Die Kutte hatte sich nicht gerührt.
»Wir müssen natürlich wissen, wann, wo und wer «. sagte er.
Die Kutte nickte. Der Ort ist auf keiner Karte angegeben. Wir möchten, daß der Auftrag innerhalb einer Woche erledigt wird. Das ist sehr wichtig. Was das Wer betrifft…
Eine Zeichnung erschien auf Witwenmachers Schreibtisch, und in seinem Kopf bildeten sich die Worte: Nennen wir ihn den Dicken.
»Soll das ein Witz sein?« fragte Witwenmacher.
Wir machen keine Witze.
Nein, das habe ich auch nicht erwartet, dachte der Assassine. Seine Finger trommelten auf den Schreibtisch.
»Viele Leute würden sagen, daß diese… Person gar nicht existiert«, meinte er.
Er muß existieren. Wie solltest du sonst sein Bild erkennen können? Man schreibt ihm viele Briefe.
»Nun, ja, er existiert in gewisser Weise …«
In gewisser Weise existiert alles. In diesem Fall interessiert uns vor allem das Ende der Existenz.
»Es dürfte schwierig sein, ihn zu finden.«
Wende dich an eine der Personen auf der Straße. Bestimmt kann man dir seine ungefähre Adresse nennen.
»Ja, schon.« Witwenmacher fragte sich, wie man die Leute auf der Straße als »Personen« bezeichnen konnte. »Aber ihr habt vorhin selbst darauf hingewiesen: Ich bezweifle, daß mir jemand den Ort auf einer Karte zeigen kann. Und selbst wenn das möglich wäre… Wie soll man den
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