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Schweinsgalopp

Schweinsgalopp

Titel: Schweinsgalopp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Möbel.
    Ein Feuer brannte im Kamin. Davor schliefen zwei Hunde und bildeten ein Knäuel, das für alle besonders haarigen Hunde im Multiversum typisch ist.
    Abgesehen von einem gelegentlichen Hundeschnarchen und leisem Knacken im Kamin, erklang nur das dumpfe Kratzen von Lord Witwenmachers Feder, die emsig übers Pergament strich. Dazu tickte die Großvateruhr an der Tür. Es waren kleine, private Geräusche, denen es mühelos gelang, der Stille mehr Tiefe zu geben.
    Bis sich jemand räusperte.
    Solch ein Räuspern sollte nicht etwa störende Keksreste oder dergleichen entfernen. Sein Zweck bestand vielmehr darin, möglichst höflich auf die Präsenz des betreffenden Halses hinzuweisen.
    Witwenmacher hörte auf zu schreiben, hob jedoch nicht den Kopf.
    Nach einigen nachdenklichen Sekunden sagte er in neutralem Tonfall: »Die Türen sind verschlossen und die Fenster verriegelt. Die beiden Hunde schlafen weiterhin. Die quietschenden Dielen sind still geblieben. Andere kleine Dinge, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, haben in keiner Weise reagiert. Das schränkt die Möglichkeiten stark ein. Ich bezweifle, daß du ein Geist bist, und Götter kündigen sich normalerweise nicht so höflich an. Du könntest natürlich der Tod sein, aber ich glaube kaum, daß der sich mit solchen Feinheiten aufhält. Außerdem fühle ich mich recht gut. Hmm.«
    Etwas schwebte vor seinem Schreibtisch.
    »Meine Zähne sind in einem guten Zustand – du kannst also nicht die Zahnfee sein. Ich bin immer der Ansicht gewesen, daß man auf die Dienste des Sandmanns verzichten kann, wenn man vor dem Schlafengehen einen doppelten Brandy trinkt. Und da mit mir auch ansonsten alles in Ordnung ist, erwarte ich nicht den Besuch von Des Alten Mannes Schwierigkeiten. Hmm.«
    Die Gestalt schwebte ein wenig näher.
    »Ein Gnom könnte vielleicht durch ein Mauseloch kriechen, aber ich habe dort unten Fallen aufgestellt«, fuhr Witwenmacher fort. »Schwarze Männer sind dazu fähig, durch Wände zu gehen, aber sie zeigen sich nicht gern. Offen gestanden: Ich bin ratlos. Hmm?«
    Er sah auf.
    Eine graue Kutte hing in der Luft. Jemand schien in ihr zu stecken, denn sie hatte eine klar ausgeprägte Form, doch die entsprechende Person blieb unsichtbar.
    Es prickelte in Witwenmacher, als er dachte: Vielleicht blieb der Besucher unsichtbar, weil er sich im physischen Sinne an einem ganz anderen Ort aufhielt.
    »Guten Abend«, sagte er.
    Guten Abend, Lord Witwenmacher, erwiderte die Kutte.
    Das Gehirn des Assassinen nahm die Worte zur Kenntnis, doch seine Ohren schworen, sie nicht gehört zu haben.
    Nun, man wurde nicht zum Präsidenten der Assassinengilde, indem man sich leicht Angst einjagen ließ. Außerdem war die Erscheinung nicht furchterregend. Sie wirkte eher… langweilig. Wenn monotone Tristheit Form gewinnen konnte, würde sie sich für diese Gestalt entscheiden.
    »Du scheinst ein Phantom zu sein«, sagte Witwenmacher.
    Eine Antwort erreichte den Kopf des Assassinen: Unser Wesen steht hier nicht zur Debatte. Wir haben einen Auftrag für dich.
    »Möchtest du jemanden inhumieren lassen?« fragte Witwenmacher.
    Wir möchten, daß eine gewisse Existenz beendet wird.
    Witwenmacher dachte darüber nach. Es war nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick erscheinen mochte. Es gab Präzedenzfälle. Jeder konnte die Dienste der Gilde kaufen. Einige Zombies hatten Gildenmitglieder bezahlt, um Rechnungen mit ihren Mördern zu begleichen. Lord Witwenmacher hielt die Gilde für das beste Beispiel praktischer Demokratie. Man brauchte weder Intelligenz noch einen hohen gesellschaftlichen Rang oder Schönheit beziehungsweise Charme, um ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Man brauchte nur Geld, und das stand – im Gegensatz zu den genannten Eigenschaften – allen zur Verfügung. Abgesehen von den Armen, aber einigen Leuten konnte man eben nicht helfen.
    Eine Existenz beenden… Witwenmacher fand diese Ausdrucksweise seltsam.
    »Wir können…«, begann er.
    Die Bezahlung wird der Schwierigkeit des Auftrags angemessen sein.
    »Unsere Gebühren…«
    Wir bezahlen drei Millionen Ankh-Morpork-Dollar.
    Witwenmacher lehnte sich zurück. Das war viermal mehr als das bisher höchste von einem Gildenmitglied erzielte Honorar – und in jenem Fall hatte sich der Auftrag auf eine ganze Familie sowie einige übernachtende Gäste bezogen.
    »Und es sollen keine Fragen gestellt werden, nehme ich an?« vermutete Witwenmacher.
    Es werden keine Fragen

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