Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
Kotzen.
    Dran ist der Simmerl.
    »Du, Franz«, sagt er. »Mir geht grad einer ab!«
    »Und wegen dem rufst du mich mitten in der Nacht an?«, schrei ich in den Hörer.
    Wie sich dann aber rausstellt, ist es ein Schweinskopf, der ihm abgeht. Und zwar ist der tüchtige Metzger wie jeden Morgen ins Kühlhaus am Landshuter Schlachthof gefahren, um seine bestellte Tagesration Fleisch abzuholen. Und dort hat er es gemerkt. Eben, dass ihm ein Schweinskopf fehlt. Und das will er jetzt melden.
    »Das ist bestimmt der Kopf vom Moratschek«, sagt der Simmerl.
    »Bist du sicher? Nicht eher der von der Sau?« Der Simmerl seufzt.
    »Ist denn eingebrochen worden?«, frag ich jetzt und setz mich im Bett auf. Die Nachtruhe, soweit man überhaupt davon reden kann, ist jetzt sowieso im Arsch. So viel ist sicher.
    »Nein«, sagt der Simmerl. »Aber weißt, tagsüber kann da |57| sowieso ein jeder rein oder raus. Da wird nichts abgesperrt. Es sind ja immer irgendwelche Metzger da. Normal kann da keiner was klauen.«
    »Offensichtlich schon«, sag ich noch. Und dass ich gleich da bin. Gleich nach dem Frühstücken praktisch.
     
    Wie ich ins Wohnhaus komm, fegt die Oma grad die Plattenscherben zusammen.
    »Hat er’s wieder recht übertrieben heut Nacht, der alte Depp?«, will sie wissen.
    Ich nicke.
    Sie schaut in mein total übernächtigtes Gesicht und schlenzt mir die Wange.
    »Ich mach dir gleich ein sauberes Frühstück, Bub.«
    Dann kommt der Moratschek im Schlafanzug rein. Logisch, was anderes hat er ja nicht dabei.
    »Kann ich mal kurz telefonieren?«, fragt er.
    Ich deute mit dem Kinn rüber zum Telefon.
    »Und wer ist er?«, fragt mich die Oma jetzt.
    »Ein neuer Freund vom Papa«, sag ich und deute ihr Bescheid.
    »Möcht der vielleicht auch ein Frühstück?«
    Der Moratschek winkt ab. Ich kann hören, wie er sich krankmeldet. Anschließend hebt er die Hand zum Gruße und entschwindet dahin, woher er gekommen war.
    Die Oma und ich machen ein erstklassiges Frühstück, und danach fahr ich auch schon zum Simmerl rein.
    Der ist grad mit einigen Seinesgleichen über eine riesige Schlachtschüssel gebeugt und wühlt beidhändig in der dampfenden Masse.
    Ich schau mir den Tatort an, kann aber nix Auffälliges finden. Auch ist das Türschloss völlig unbeschädigt. Und ich muss feststellen, dass hier tatsächlich ein ewiges Kommen |58| und Gehen ist. Irgendwelche Menschen in weißen Kitteln und Gummistiefeln laufen ständig herum und hieven Fleisch von A nach B.   Also bestimmt keine große Sache, hier einen Schweinskopf zu entwenden. Der Simmerl packt derweil seinen Lieferwagen voll, und dann verabschieden wir uns auch schon.
     
    Wie ich am Abend nach einem langen Kampf gegen Verbrechen und Müdigkeit zum Hof reinfahre, steht ein alter V W-Bus mittendrin. Also mitten im Hof, mein ich. Davor die Herren Eberhofer Senior und Moratschek.
    »Ein Relikt aus meiner Jugend«, sagt der Richter und meint offensichtlich den alten Hobel. Ebenfalls offensichtlich sind sie gerade im Begriff, Teile aus dem Wagen ins Haus zu transportieren. Bei genauerer Betrachtung ist es eine Hi-Fi-Kompaktanlage allererster Klasse samt dazugehöriger Plattensammlung.
    »Stones!«, schnauft der Moratschek unter seiner Last heraus.
    »Was genau soll das werden, wenn’s fertig ist?«, muss ich jetzt wissen. Ein paar Platten fallen hinunter.
    »Geh, Eberhofer, sind S’ doch so gut   …«, sagt der Richter und deutet auf das Liedgut am Boden.
    Das fällt mir ja im Traum nicht ein, und so steig ich einfach drüber weg und folge den Trägern in Richtung Wohnraum. Die Ecke, wo üblicherweise der Plattenspieler vom Papa steht, gähnt geradezu vor Leere. Aber nur kurz. Dann erhält sie nämlich ruckzuck neuen Glanz durch die geschickten Hände meiner Vorgänger. Die beiden stehen davor und betrachten zufrieden ihr Werk. Höchstzufrieden, würd ich sogar sagen.
    »Müssen Sie nicht einmal wieder heim zu Ihrer lieben Frau?«, frag ich jetzt den Richter.
    |59| Der schüttelt den Kopf und fängt an, die Platten zu sortieren.
    »Die ist doch auf ihrer Kur. Vier Wochen lang. Wie jedes Jahr. Das tut uns gut, wissen S’. Nach so vielen Jahren Ehe. Ich bin mit unserem Hausarzt befreundet. Und der hat vollstes Verständnis dafür«, sagt er und geht dann in den Hof, um die gefallenen Schätze zu bergen. Der Papa kniet vor der Anlage und hat schon ekstatische Zuckungen. Ein Karton voller Rotwein steht auf dem Wohnzimmertisch. Das kann ja heiter werden. Ich taste nach meiner

Weitere Kostenlose Bücher