Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
schönen guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«, flötet es aus dem Hörer, und es ist definitiv nicht die Stimme vom Rudi.
»Eberhofer, Franz Eberhofer. Den Herrn Birkenberger hätt ich gerne gesprochen.«
»In welcher Angelegenheit?«
In welcher Angelegenheit!
»Ja, so mehr privat vielleicht.«
»Wie war der Name noch mal?«
»Eberhofer. Franz Eberhofer.«
»Einen kleinen Moment bitte, Herr Eberhofer«, flötet sie noch, dann ertönt die Privathymne vom Haindling: ›Bayern, des samma mir. Jawoi!‹
Typisch Birkenberger. »Tschuldigung?«, flötet es wieder. »Ja?«
»Der Herr Birkenberger ist für Sie leider momentan nicht zu sprechen, Herr Eberhofer. Ich bedaure.«
Sie bedauert. Ja, dann.
»Dann flöten S’ dem Herrn Birkenberger einen schönen Gruß von mir, Gnädigste. Und dass er mich recht fest am Arsch lecken kann.«
Ich leg dann mal auf.
Es dauert genau vierundfünfzig Sekunden, dann läutet mein Telefon.
»Büro vom Kommissar Eberhofer. Schönen guten Morgen. Was kann ich für Sie tun?«
|63| Unglaublich, wie gut ich flöten kann. Erkennen tut er mich trotzdem gleich. Ja, der Birkenberger kennt mich praktisch wie kein anderer.
»Was bildest du dir eigentlich ein, meine Sekretärin so unverschämt zu beleidigen?«, hechelt er mir durch den Hörer.
»Ich hab deine hochherrschaftliche Sekretärin nicht im Geringsten beleidigt, sondern ausschließlich dich, lieber Rudi.«
»Was willst du?«
»Was ich will? Mich einfach mal melden und fragen, wie’s dir so geht.«
»Nein, nein, Eberhofer. Wenn du nach über einem Jahr so mir-nix-dir-nix hier anrufst, steckt was dahinter. Also, raus mit der Sprache! Was ist es?«
Himmelherrschaft, es klappt nicht! Er kann nicht einfach so locker mit mir ratschen, und wir kommen dann wie zufällig auf das Thema. Nein, es ist ihm eine Freude, meinen Plan zu durchkreuzen.
Aber nicht mit mir!
»Ja, Rudi«, sag ich. »Wenn du keine Zeit hast für deine alten Freunde, oder auch gar keine Lust, dann melde dich einfach, wenn’s denn genehm ist, gell.«
Und ich leg wieder auf. Oder besser, ich tu so, als ob ich auflegen möchte. Ein bisschen am Hörer kratzen, das wirkt immer.
»Franz, warte!«, hör ich’s noch aus dem Hörer.
Na also.
Und nach einer Dreiviertelstunde Privatgespräch kommen wir dann quasi wie durch Zauberhand auf den Küstner-Fall. Er hat bereits davon in der Zeitung gelesen und findet die Sache ebenfalls einfach unglaublich.
»Weißt du, dass der den Moratschek bedroht hat?«, muss |64| ich jetzt fragen. Der Rudi kennt den Richter nämlich auch gut, und so dürfte das sein Interesse wecken. Tut es auch. Meine Rechnung geht auf. Zumindest bis zu dem Punkt, wo ich erzähl, dass der Moratschek momentan bei uns daheim residiert.
»Ich hab’s doch gewusst!«, schreit mir der blöde Privatschnüffler ins Telefon. »Du brauchst meine Hilfe, oder? Und womöglich wieder für gratis, stimmt’s? Ach, verdammt, Franz, warum tust du mir das an?«
Hab ich’s nicht gesagt? Er hat diesen Hang zum Weibischen.
Wenigstens können wir uns dann insofern einigen, als ich morgen zu ihm nach München komm. Weil: morgen ist Samstag. Am besten ist es nachmittags, sagt er, weil er vormittags ausschläft und abends eine mordswichtige Observierung hat.
Wie ich am Abend zum Wolfi reinkomm, steht der Flötzinger am Tresen. Ich freu mich auf ein unterhaltsames Schwätzchen mit einem alten Kumpel, aber er macht mir gleich einen Strich durch die Rechnung. Kauft eine Flasche Williams Birne und macht sich vom Acker.
»Warum nimmt er denn die Flasche mit und trinkt sie nicht hier? Ist er bei den anonymen Alkoholikern?«, frag ich den Wolfi gleich.
»Eher bei den geheimen Fremdgängern. Wenn du mich fragst, fährt der zur Beischlin.«
Zur Beischlin. Ja, klar.
Warum erst in einem schäbigen Lokal wertvolle Energie mit Geschwätz verschwenden, wenn man bei einer Heimlieferung gleich und ohne Vorwort ans Eingemachte kann?
Das leuchtet ein.
»Wenn seine Mary das erfährt, kann er sich warm anziehen«, |65| sagt der Wolfi und reicht mir mein Bier übern Tresen.
»Und wenn die Beischl-Brüder das erfahren, braucht er sich erst gar nicht mehr anziehen, da kann er sich gleich einsargen lassen«, sag ich und nehm einen großen Schluck.
Der Simmerl kommt rein.
»Ratet’s mal, wen ich grad gesehen hab«, sagt er und trinkt mein Bier auf Ex.
»He!«, schrei ich.
Der Simmerl ordert zwei neue, und die stehen auch umgehend parat. Weil er keine rechte Antwort
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