Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
unterwegs auf den Flötzinger treffen. Der durchackert gern mit Stöcken die dorfnahen Wälder, von wegen Gesundheit. Und auch wegen Schönheit. Genauer wegen Weibern. Weil seine hauseigene Mary immer öfter an zwischenmenschlichen Zusammenkünften eher desinteressiert ist. Und da schaut er sich halt schon gern einmal um in Niederkaltenkirchen. Wir hauen einen Ratsch heraus und verabreden uns auf ein Bier beim Wolfi. Dann wandern wir weiter, der Ludwig und ich.
|48| Zurück auf dem elterlichen Anwesen steht das Auto vom Leopold immer noch da. Jetzt hilft aber alles nix, jetzt muss ich da rein. Weil: wenn ich nämlich nicht da war, bevor die Oma ins Bett geht, gibt’s morgen beleidigte Leberwurst. Und darauf bin ich wirklich nicht scharf.
Der Papa sitzt im Sessel und stöhnt. Hinter ihm steht der Leopold und massiert ihm sein Genick.
»Gut so, Papa?«, fragt er grad wie ich zur Tür reinkomm.
Die Sushi sitzt am Boden und spielt mit Klötzen. Die Sushi ist die Tochter vom Leopold und heißt eigentlich Uschi. Weil sie aber über erstklassige Mandelaugen verfügt und halbasiatischer Herkunft ist, heißt sie bei uns eben Sushi. Das passt einfach viel besser zu ihr. Außerdem ist Uschi der Name von meiner toten Mama und somit nicht mehr zu vergeben. Und aus! Ich persönlich nenn sie ja auch ganz gern mal Zwerg Nase, weil ein erstklassiger Eberhofer-Zinken das sonst so feine Gesicht dominiert.
Die Panida steht mit der Oma am Herd und kocht. Die Panida ist die Frau vom Leopold, seine dritte, und sie ist diesmal vollasiatisch. Genauer gesagt Thailänderin. Aber das ist nicht so schlimm.
Was wirklich schlimm ist, dass hier jetzt gekocht wird. Jetzt, wo ich satt bin.
»Wieso wird denn da eigentlich gekocht, so mitten in der Fastenzeit?«, frag ich und schau der Oma über die Schulter.
Wammerl mit Kraut. Ich glaub’s nicht.
»Ja, weil halt heut der Leopold zu Besuch ist«, sagt der Papa und strahlt.
»Hat denn die Oma überhaupt schon was mit dem neuen Kochbuch ausprobiert?«, will der Leopold wissen.
»Logisch«, sag ich.
|49| »Und was?«
»Ob’s in den Mülleimer passt.«
»Franz!«, schreit der Papa und legt beruhigend seine eigene Hand auf die schultermassierende seines Erstgeborenen.
»Gut so, Papa?«, fragt die alte Schleimsau jetzt wieder. Der Papa nickt.
Dann entdeckt mich die Sushi. Die mag mich. Sehr sogar. Zum großen Leidwesen ihres Vaters freilich.
Sie steht langsam auf und kommt zu mir rüber. Ganz vorsichtig.
»Seit wann kann sie denn laufen?«, frag ich und geh in die Hocke. Ich streck die Arme nach ihr aus.
»Seit vier Tagen«, sagt der Leopold und hört auf zu massieren. Stattdessen geht er auch in die Hocke.
»Opa, sag einmal Opa, Uschi«, fordert er in einer dämlichen Kinderstimme die Kleine auf. Er nennt sie natürlich Uschi. Als Einziger. Grad so zum Fleiß.
»Obba, Obba«, sagt das Mandeläuglein und landet in meiner Einflugschneise. Ich nehm sie auf den Arm. Sie klatscht mir mit beiden Händen auf die Backen und lacht. Der Papa verdrückt sich ein Tränlein.
»Und seit wann sagt sie Opa?«, frag ich weiter.
»Seit heut Nachmittag. Das hab ich ihr auf der Autofahrt gelernt, gell Panida?«
Die Panida dreht sich um.
»Ja, Opa sagt sie. Und Mama auch. Aber Papa sie kann nix sagen.«
Das kann ich verstehen.
»Machst du bitte den Tisch zurecht, Franz?«, fragt dann der Papa. Ja, bin ich deppert? Für mich wird hier nichts gekocht, wegen Fastenzeit, aber wenn der heilige Leopold kommt mit seinem Geschwader, dann können’s mich schon wieder brauchen zum Tischeindecken.
|50| »Geh, Franz, sei doch so gut und mach den Tisch zurecht«, sagt jetzt die Oma, weil sie ja dem Papa seine Order nicht gehört hat.
Ich mach den Tisch zurecht.
Dann klopft es kurz am Fenster, und gleich drauf kommt die Mooshammer Liesl zur Tür rein. Das ist zwar die größte Ratschn im ganzen Dorf, aber eine zuverlässige Hilfe, was die Hühneraugen von der Oma betrifft.
»Grüß Gott miteinander«, sagt sie, stampft den Schnee von den Schuhen und kommt in die Küche.
»Du, Lenerl, gell, dass du mir den Termin morgen nicht vergisst«, schreit sie die Oma an.
Ich weiß nicht wie, aber die Oma kann sie tatsächlich verstehen.
»Ja, ja, ich weiß schon, morgen um vier«, schreit die Oma zurück.
»Was kochst denn da Schönes, Lenerl? Ist das ebba ein Wammerl? So mitten unter der Fastenzeit«, schreit die Liesl.
Die Oma zuckt mit den Schultern.
»Mei, ich weiß schon, die Mannsleut, gell«,
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