Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Waffe ab.
Dann pack ich den Simmerl untern Arm und bring ihn zur Haustür.
Der Papa schüttelt den Kopf und geht dann ins Bett. Der Moratschek sitzt am Boden und raucht den Joint.
»Eberhofer, Ihr Vater ist eine Granate!«, lallt er. Außerdem lacht er. Auch wie ich ihn in sein Zimmer bring. Erst wie ich ihn seiner Drogen entledigen möchte, macht er Schluss mit lustig. Aber es hilft ihm alles nix. Da kann er jammern und an die Tür klopfen. Bis morgen Früh bleibt die zugesperrt.
Tags darauf sitz ich im Zug auf dem Weg nach München. Die Sushi sitzt auf meinem Schoß und klatscht ihre Hände gegen meine Backen. Ja, saudummerweise ist sie nämlich im Moment mitten in einer Fremdelphase. Und weil sie außer ihrer Mutter, ihrem Vater (was mir ein absolutes Rätsel ist) und der Oma halt leider nur mich mag, war es unumgänglich, sie mitzunehmen. Ebenso unumgänglich war es, die Oma mitzunehmen. Weil die Oma den Zwerg Nase freilich nicht hören kann, und ich sie ums Verrecken nicht wickeln kann, sind wir also jetzt im Dreierpack unterwegs.
Der Rudi freut sich, wie er uns sieht.
»Ah, ein Familienausflug«, sagt er zur Begrüßung. »Ja, |69| Frau Eberhofer, sind S’ vielleicht wieder ein bisschen eingegangen?«
Rein akustisch kann die Oma das nicht wahrnehmen. Aber aufgrund seines Gesichtsausdrucks haut sie ihm schon vorsichtshalber mal gegen das Schienbein.
»Wir müssen wo hin, wo die Oma ein bisschen bummeln kann und wir trotzdem reden können«, schlag ich vor.
Tatsächlich finden wir bald einen wunderbaren Italiener mit einem noch wunderbareren Shoppingcenter direkt ums Eck. Dorthin watschelt die Oma dann los, und wir bestellen uns einen kleinen Wein und ein Tiramisu. Perfekt.
Der Rudi erzählt mir ein bisschen von seinen großartigen neuen Büromöbeln in seiner großartigen Privatdetektei und natürlich auch von seiner großartigen Sekretärin. Aber dann komm ich doch ziemlich schnell zum Zug, weil der Rudi sowieso schon seine gönnerhafte Wie-kann-ich-dir-helfen-Visage trägt.
»Das ist doch alles ganz einfach, Franz«, sagt er dann, während ich die Sushi mit Tiramisu abfülle.
»Der Küstner ist entweder über alle Berge oder genau vor eurer Haustür. Alles andere macht keinen Sinn, verstehst du?«
Ich nicke und trinke mein Glas halbleer.
Dann wackelt die Oma zur Tür rein und schreit uns entgegen, dass die Gläser vibrieren.
»Franz«, schreit sie und watschelt auf uns zu. »Die Münchner, die sind ja direkt plemplem. Preise haben die, da kriegst ja Zuständ. Schau ich vielleicht aus wie der Onassis? Komm, fahren wir nach Haus.«
Der Franz kann aber noch nicht nach Haus fahren, weil er noch keinen einzigen Millimeter weiter gekommen ist. Das erklär ich der Oma mit Händen und Füßen. Sie setzt sich bockig zu uns und bestellt sich ein Eis.
|70| »Mir ist langweilig«, sagt sie, nachdem ihr Becher leer ist. Es ist zum Wahnsinnigwerden. Irgendwie schaffen wir es aber, sie zu einem erneuten Bummel zu bewegen. Sie soll noch mal ganz genau gucken, nicht, dass sie hernach noch was verpasst, sag ich zu ihr. Und, dass sie es ja nicht wagen soll, vor Ablauf von zwei Stunden zurückzukommen. Sie kapiert’s und zieht eine Lätschn. Aber immerhin verlässt sie das Lokal. Dann bestell ich ein neues Tiramisu. Die Sushi freut sich.
»Also, wie soll ich bitte schön rausfinden, wo der Küstner so rumhängt«, frag ich dann den Birkenberger, um das Thema wieder aufzunehmen.
»Wie soll ich das rausfinden! Herrschaft, Franz, du bist Polizist. Bring bitte mal deine Gehirnzellen in Wallung!«
Er hat schon wieder diesen überheblichen, besserwisserischen Tonfall drauf. Mit einer leichten Tendenz ins Weibische. Ekelhaft.
Aber gut, ich versuch, meine Gehirnzellen in Wallung zu bringen. Zuerst einmal aber versuch ich, die Sushi zu beruhigen. Weil die jetzt zu flennen anfängt, mein lieber Schwan. Sie macht ein Bäuerchen. Dann ist es gut. Aber nur kurz. Und das Gekeife geht von vorn los. Der Birkenberger verdreht die Augen und fühlt sich offenbar in seinem Referat gestört.
Vielleicht hat sie Durst, strömt es so durch meine wallenden Gehirnzellen. Ich winke dem Ober.
»Ein Wasser für die Kleine«, sag ich.
»Wasser … Wasser, Signore. Sie müssen ihr Wein geben. Nur ein kleines Schlückchen, capito? Dann ist Ruhe. So sind wir groß geworden, wir Italiener. Und, hat es uns geschadet?«
Na ja, so arg groß ist er eigentlich nicht geworden, der italienische Gschaftelhuber. Aber so groß müssen ja
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