Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Flötzinger?«, fragt die Gisela zurück, wartet aber keine Antwort ab und widmet sich vielmehr erneut ihrem Gatten.
»Auf geht’s, Django!«, sagt sie.
Und dann tritt sie gegen den Campingstuhl, dass der Simmerl direkt auf den Boden knallt. Obwohl das natürlich sehr lustig ausschaut, ist es uns irgendwie peinlich. Von guter Stimmung quasi weit entfernt.
Nachdem der Metzger sein Zeug gepackt hat, sagt die Gisela, sie hat jetzt auch keine Lust mehr auf Italien und will mit heimfahren. Dann sagt der Moratschek, er hat jetzt auch keine Lust mehr. Außerdem muss er dringend wieder einmal zur Arbeit, bevor er noch zum Amtsarzt muss. Und wo ja der Küstner praktisch nicht mehr unter uns weilt, besteht sowieso keine Gefahr mehr.
Alle Hinderungsversuche vom Papa scheitern, und so packt auch der Richter seine Habseligkeiten und hievt sie in den Simmerl’schen PKW.
Beim Abschied haucht der Heizungs-Pfuscher ins Ohr vom Metzger:
»Du, wenn die Mary von der Gisela was erfährt, bist du fällig, mein Freund!«, und der haucht zurück:
|167| »Und wie soll ich das verhindern, du Arschloch?«, worauf der Flötzinger wieder haucht: »Lass dir was einfallen!«
Dann schütteln sie sich mit zusammengekniffenen Augen die Hände, und alles ist gut.
»Bringen S’ mir meinen Bus gut nach Haus, Eberhofer«, sagt der Moratschek noch beim Einsteigen.
Ich nicke.
So machen sich also die Eheleute Simmerl unter richterlicher Begleitung auf den Heimweg, und wir winken noch ein bisserl nach.
Anschließend mach ich mich mit der Oma auf den Weg zum Markt nach Malcesine. Mit dem Riesen-V W-Bus einen Parkplatz zu ergattern, ist dort schier unmöglich. Drum fahren wir damit quer durch die Budenstraße, immer in Schrittgeschwindigkeit, versteht sich. Ganz offensichtlich denken die anderen Besucher, wir liefern was an, weil alle ganz brav zur Seite treten. Einigermaßen überrascht bin ich über die Tatsache, dass zwischen all den Händlern mit Olivenöl, Parmesan und Lederjacken auch haufenweise Vietnamesen sind, die ihre gefälschte Markenware feilbieten. Man kommt sich ja direkt vor wie in der Tschechei.
»Schau, lauter Japsen«, schreit die Oma.
»Wenn schon, dann Vietsen«, sag ich zurück, aber sie kann mich eh nicht hören. Dann passieren wir einen Stand mit Plüschtieren in Menschengröße. Das ist schön. Ich hau den Warnblinker ein und steig aus. Der Händler ist natürlich ebenfalls ein Vietnamese und fällt gleich über mich her.
»Da, gute Ware. Billig. Kaufen.«
Ich schieb ihn zur Seite und geh zielstrebig auf einen Gorilla zu. Er sitzt zwischen einem rosaroten Flamingo und der Biene Maja und hat genau die Größe von der Oma. |168| »Was soll der kosten?«, frag ich und deut auf meine
Beute.
»Fünfzig«, sagt das Schlitzauge.
Ich geh zurück zum Bus.
»Vierzig«, schreit er, genau wie ich einsteig. »Dreißig«, wie ich den Motor anlass. Bei fünfundzwanzig schlage ich zu und verfrachte meinen Fang auf der Rückbank.
»Für die Sushi«, sag ich zur Oma, und sie kapiert’s.
Ein paar Stände weiter kauft sie ein paar Tonschüsseln zweiter Wahl mit einem Tomaten- und Knoblauchmuster drauf, weil die reduziert sind. Danach finden wir schließlich einen astreinen Parkplatz und essen gleich ums Eck einen Teller Spaghetti mit Soße.
So lässt es sich leben.
Wie wir zum Zeltplatz zurückkommen, sitzt der Papa völlig verlassen in einem Campingstuhl und starrt ins Leere. Apathisch quasi.
»Gehen wir was essen?«, fragt er fast lautlos, wie er uns sieht.
»Da kommst jetzt grad ein bisschen spät«, sag ich. »Die Oma und ich, wir haben nämlich schon eine hammermäßige Nudelparty geschmissen.«
»Schön, wenn ihr satt seid«, sagt er ganz wehleidig, steht auf und kommt auf mich zu.
»Hauptsache, dir geht es gut, gell. Du bist ein grenzenloser Egoist. Deine Verwandtschaft interessiert dich einen Scheißdreck. Du hast ja noch nicht einmal nach der Susi geschaut.«
Dann quetscht sich die Oma zwischen uns.
»Eine Ruh ist jetzt, verdammt. Ich lass mir doch von euch zwei Deppen nicht meinen Urlaub vermasseln!«
Wir drehen uns alle drei ab, und die Oma murmelt noch: »Sargnägel. Ihr zwei seid’s wirklich meine Sargnägel!«
|169| Der Papa setzt sich zurück in seinen Lagersessel und starrt erneut ins Leere. Vermutlich fehlt ihm der Richter.
Bei der nachmittäglichen Siesta in meinem Zimmer lass ich dann so meine Gedanken schweifen. Lass meine Gedanken schweifen und komme schließlich zu dem Schluss, dass ich
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