Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Franz«, haucht sie vor ihrer Zimmertür.
»Gute Nacht, Susi. Frühstück morgen früh?«
»Gern. Aber nicht zu früh. Ich glaub, ich hab seit hundert Jahren nicht mehr ausgeschlafen.«
|172| »Ich bin da, wenn du aufwachst.«
»Versprochen?«
»Versprochen!«
Sie lächelt und nickt.
Dann geh ich mal lieber.
»Du, Franz«, tönt es noch einmal.
Ich dreh mich um.
»Danke«, sagt sie leise und schließt die Tür.
|173| Kapitel 19
Weil ich ziemlich früh im Bett war, bin ich erwartungsgemäß am nächsten Morgen ziemlich früh wach. Nach dem Duschen mach ich mich gleich mal auf den Weg zum Tabacchi, weil’s dort die Tageszeitungen gibt. Auch die deutschen. Ich kauf einen ganzen Stapel und setz mich dann gemütlich auf der Terrasse nieder und fang an zu suchen. Ich suche und suche, werde aber nicht fündig. Keine einzige Zeile über die großartige Verhaftung vom Küstner. Noch nicht einmal in der ›Bild‹, obwohl die doch immer schon berichten, bevor überhaupt was passiert ist. Und wenn ich dran denke, was da alles drinstand, bei dem Küstner seiner Verurteilung. Und erst recht bei seiner Flucht. Ganze Seiten voll Berichte. Und jetzt, nach monatelanger Suche und dem großartigen Zugriff vom SEK, keine einzige Zeile? Das ist seltsam. Sehr sogar.
Nach der dritten Tasse Kaffee bin ich jeden winzigen Artikel durch, und die liebe Susi ist immer noch nicht wach. Die Oma kommt und fragt wegen Frühstück. Nein, sag ich, ich werd mich hier nicht wegbewegen, weil ich auf die Susi warte. Das versteht sie, und so hockt sie sich neben mich und beginnt ebenfalls zu lesen.
Mir ist langweilig. Also ruf ich mal in der PI Landshut an und frag nach, warum die Presse so gar nix berichtet. Bei einem Fall, der quasi bundesweit für immenses Aufsehen gesorgt hat.
»Worüber sollen sie denn berichten?«, fragt der Kollege, den ich in der Leitung hab.
|174| »Worüber … worüber …? Ja, über den Küstner-Fall halt. Schließlich verhaftet man so einen ja nicht jeden Tag, oder?«
»Der Küstner ist verhaftet? Das ist ja ausgezeichnet! Wann ist das passiert?«
Mir explodiert fast meine Ohrmuschel. Alles um mich herum beginnt sich zu drehen. Ich versuche, an diesen Anruf zu denken, den der Moratschek gestern erhalten hat. Woran kann ich mich erinnern? Hat er erwähnt, mit wem er telefoniert hat? Einen Namen?
Verdammt!
Ich erinnere mich nur noch an das »Gott-sei-Dank«. Mehr hab ich im Grunde auch gar nicht gehört.
»Hallo … Eberhofer … bist du noch dran?«, fragt mein Gesprächspartner und bringt mich damit zurück in die Gegenwart.
»Hat irgend ein Kollege gestern mit dem Richter Moratschek telefoniert?«, muss ich dann wissen.
»Ja, woher soll ich das wissen. Wir sind hundertzwanzig Leute hier. Soll ich die jetzt alle einzeln danach fragen?«
»Genau das sollst du. Ich ruf in einer Stunde noch mal an, dann weißt du Bescheid«, sag ich und häng ein.
Danach ruf ich den Moratschek an. Ich lass es ungefähr eine Million Mal läuten, aber nix.
Seine Vorzimmerdame am Gericht sagt mir, sie hat keine Ahnung. Nicht die geringste. Hat nichts von ihm gehört oder gesehen. Und sie strickt seit Wochen Socken, weil sie ja praktisch keine Arbeit mehr hat, seitdem der Richter weg ist. Ich soll ihn aber schön grüßen, wenn ich ihn sehe.
Beim erneuten Anruf in der PI heißt es, beinahe alle Kollegen sind befragt worden, und keiner hat gestern mit dem Richter telefoniert oder mitbekommen, dass ein anderer mit ihm telefoniert hätte. Und der Küstner … der Küstner sei nach wie vor auf freiem Fuß. Aus.
|175| Na bravo!
Wenn mich mein kriminalistischer Urinstinkt jetzt nicht völlig im Stich lässt, dann war es der hirnkranke Küstner höchstpersönlich, der den Anruf getätigt hat. Weil er ihn nämlich nicht mehr finden konnte, den Moratschek. Und um wieder an ihn ranzukommen, musste er ihn ja zuerst einmal heimlocken. Und was wär dazu besser geeignet, als die Nachricht zu verbreiten, dass der Psychopath sicher hinter Gittern sitzt. Mir dreht’s direkt meinen Magen um.
Beim dritten Anruf in der PI fragt der Kollege:
»Du schon wieder, Eberhofer. Sollen wir vielleicht gleich eine Standleitung legen?«
»Nein«, sag ich. »Momentan würd’s mir schon reichen, wenn mal ein Streifenwagen beim Moratschek daheim vorbeischauen könnte.«
»Ach, die Nummer schon wieder! Liegt etwa wieder ein Schweinskopf in seinem Bett? Oder hat ihm diesmal jemand eine Nachricht ins Blumenbeet gepinkelt?«
»Schick
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