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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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jetzt vielleicht doch einmal nach der Susi schauen muss. Schon um des lieben Friedens willen. Und natürlich, weil mich auch selber die Neugier quält. Und wenn die Neugier größer wird wie die Panik, sich zum Deppen zu machen, muss man handeln. So stehe ich auf und wandere schließlich der Susi entgegen.
     
    Ich kann die kleine Pension, die ihrem Luca Toni gehört und in der sie jetzt den Putzlumpen schwingt, ziemlich schnell finden. Sie liegt ein bisschen bergauf, hat einen wunderbaren Seeblick und einen kleinen Garten. Irgendjemand hängt tonnenweise Bettwäsche auf kilometerlange Leinen. Leider kann ich nur den Schatten sehen, weil sich die Person jenseits der Laken befindet. Die Figur aber ist gut. Erstklassig, würd ich sogar sagen. Könnte das die Susi sein?
    Es ist die Susi. Sie schnappt sich den leeren Wäschekorb vom Boden und wandert auf die Veranda zu. Danach nimmt sie ein Glas vom Tisch, trinkt einen Schluck, und der Wind bläst ihr die Haare aus der Stirn. Das schaut großartig aus. Jetzt tritt sie an ein Bügelbrett und bügelt. Die reinste Sklaverei hier, mein lieber Schwan!
    Mir klingen dem Moratschek seine Worte im Ohr von wegen Mut und so. Und erst recht die vom Papa. Und die von der Gisela. Also fass ich mir ein Herz und geh hin.
    »Hallo, Susi«, sag ich gleich wie ich die Treppen zur Veranda hochsteig.
    Eine Zeit lang sagt sie gar nichts. Schaut mich nur an.
    »Das wird aber auch höchste Zeit, dass du kommst«, sagt |170| sie schließlich ganz zärtlich und grinst. Hört aber nicht auf zu bügeln.
    »Darf ich?«, frag ich und deute auf das Wasserglas, weil meine Kehle ganz ausgedörrt ist und mir jetzt direkt der Durst hochkommt.
    Sie nickt.
    Eine Weile sagen wir beide nichts. Sie bügelt, und ich schau sie an. Dann knarrt auf einmal die Terrassentür, und der Luca Toni erscheint mit freiem Oberkörper. Mit einem erstklassigen Oberkörper. Da kann dich schon direkt der Neid packen. Aber gut.
    Er hat ein Hemd in der Hand und fuchtelt damit umeinander.
    »Alora, was ist los, eh? Warum ist das Hemde nickt gebügelt?«, knurrt er sie an und wirft ihr das Teil entgegen. Die Susi hebt das Bügeleisen in die Höhe und drückt es dem Hausherrn auf den erstklassigen Oberkörper, dass die Brusthaare nur so qualmen.
    »Bügel dir doch deine Scheißhemden selber«, sagt sie noch und verschwindet dann im Haus.
    Aber ich glaub, das hört er gar nimmer. Weil er nämlich unter den Schmerzattacken zusammenfällt wie ein Soufflé, wenn man die Ofentür vorzeitig aufmacht. Was die Oma immer zur Weißglut bringt. Wobei man natürlich schon sagen muss, dass ein Soufflé von der Oma sogar dann noch gut schmeckt, wenn es zusammenfällt, keine Frage. Aber es schaut halt nicht mehr so gut aus, das ist klar. Und da ist sie eigen. Weil: wenn sie sich schon eine solche Mordsarbeit macht, soll’s halt auch gut ausschauen. Ja.
    Nein, was ich eigentlich sagen wollte, der Luca Toni schaut jetzt gar nicht gut aus, eher schlecht mit seinem Bügeleisenabdruck exakt zwischen den Warzen. Und riechen tut er auch nicht gut.
     
    |171| Ein paar Minuten später kommt die Susi mit gepackten Taschen zurück, und der blöde Italiener kommt wieder in die Senkrechte.
    »Wo willst du hin, eh?«, schreit er sie an.
    »Weg!«, schreit sie zurück. Und bis ich schau, hebt er den Arm und will ihr eine schmieren. Da hat er die Rechnung aber ohne den Franz gemacht. Ich hau ihm nämlich so dermaßen auf sein Bügeleisendreieck, und schon liegt er wieder. Die Susi steigt einfach über ihn drüber und wir machen uns von dannen.
    »Puttana!«, schreit er noch hinter uns her. Was immer das auch heißen mag, es klingt nicht grade freundlich. Aber wir sind eh schon weg, und hinterher kann ich die Susi problemlos in meiner Pension einquartieren.
     
    Natürlich gibt es ein Mords-Hurra, wie wir später auf dem Zeltplatz erscheinen. Und auch beim Abendessen ist die Susi der ungekrönte Mittelpunkt. Sitzt mittig zwischen dem Papa und der Oma und wird quasi beidseitig zerquetscht. Zerquetscht und totgequasselt. Der Papa textet sie voll, als wär er zuvor jahrelang kommunikationslos auf einer einsamen Insel festgehangen. Irgendwann sagt die Susi, dass sie müde ist und ins Bett will.
    »Sie will ins Bett!«, sagt der Papa zu mir und zwinkert dramatisch mit den Augen.
    Ich zuck mit den Schultern. Er kickt mir unterm Tisch gegen’s Schienbein. Schließlich brechen wir auf, und ich bring zuerst die Oma und danach auch die Susi auf ihr Zimmer.
    »Gute Nacht,

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