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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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heute früh in der Nähe von Münsterlingen am Schweizer Ufer gefunden worden. Frau Norden ist also in der Schweiz oder auf dem Weg nach Frankreich. Vielleicht auch ertrunken.«
    Englin blickte zweifelnd. »Das mag alles so gewesen sein. Aber was, konkret, können wir Herrn Welf nachweisen?«
    »Das meiste, so hoffe ich doch. Welf wird zwar versuchen, alles auf Rodek und Judith Norden abzuschieben. Er verteidigt sich ja damit, dass er von den beiden erpresst worden sei. Aber erstens wussten die beiden, dass bei Welf nicht mehr viel zu holen war. Und zweitens brachte sowohl der Mord an Sander wie auch der Brandanschlag in Wiesbrunn nur einem Mann einen Nutzen: eben Welf.«
    Englin schwieg. »Motive. Ich hatte nach Beweisen gefragt. Ich wäre wirklich froh, wenn wir diese ganzen Akten schließen könnten.«
    »So weit sind wir noch nicht.« Aus dem Hintergrund hatte Tamar das Wort ergriffen. Englin blickte ärgerlich hoch.
    »Ich muss Sie und die Kollegen noch von den ersten Ergebnissen der Hausdurchsuchung unterrichten, die Staatsanwalt Desarts heute Morgen in den Räumen der Firma Gföllner vorgenommen hat.« Einige der Dezernatsleiter hatten sich zu Tamar umgedreht, Tautkas Augen irrten ausdruckslos durch den Raum, als folgten sie zwei Fliegen gleichzeitig, und Blocher hatte sich schnaufend in seinem Stuhl aufgesetzt.
    »Desarts sucht nach Beweismaterial, um zu klären, ob Gföllner Bedienstete der Stadtverwaltung oder auch Kommunalpolitiker bestochen hat. Natürlich ist es noch zu früh, um irgendetwas über die Ergebnisse zu sagen. Wir haben in diesem Zusammenhang aber eine andere Straftat aufgeklärt. Wegen versuchten Mordes habe ich den Juniorchef der Firma, Markus Gföllner festgenommen. Nach einer Gegenüberstellung hat er eingeräumt, dass er der Fahrer ist, der mit einem
Lastwagen das Auto unseres Kollegen Berndorf gerammt und diesen schwer verletzt hat.«
    So, als ob er zum ersten Mal von dessen Unfall gehört hätte, sandte Englin ein sinnloses, aber Anteil nehmendes Kopfnicken in Richtung Berndorf. Blocher runzelte die Stirn. Eines von Tautkas Augen wanderte tastend zu Tamar.
    »Sehr schön«, sagte Englin. »Sehr beruhigend.«
    »Das ist es nicht«, widersprach Tamar. »Markus Gföllner konnte nicht stundenlang mit laufendem Motor vor der Stelle warten, an der er Berndorfs Wagen rammen konnte. Er hatte einen Komplizen, der ihn telefonisch verständigte, wann Berndorf eintreffen würde. Einen Komplizen, der ihn anrief, als Berndorf den Neuen Bau verlassen hat.«
    Berndorf lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Englins Augenlid zuckte. In Blochers Gesicht arbeitete es. »Was soll das? Sie wollen etwas andeuten. Mir gefällt das nicht. Wir sollten unter Kollegen nicht in Andeutungen sprechen. Aufrecht und gerade sollten wir sprechen.«
    »Verstehe ich das richtig?«, fragte Englin. »Sie beschuldigen einen Kollegen hier aus der Direktion?«
    »Sie verstehen mich richtig«, antwortete Tamar, stand auf, ging um den Konferenztisch und legte die Hand auf Tautkas Schulter. »Kollege Tautka, ich nehme Sie fest.«
    Eines der Augen von Tautka irrte zu Englin. »Sagen Sie der Kollegin, dass sie diesen Unfug bleiben lassen soll. Wir sind hier nicht in einem Laienspiel.«
    Englins Gesicht lief rot an. »Kollegin Wegenast«, sagte er, »wollen Sie uns das bitte erklären?« Tamar schwieg.
    »Vielleicht kann ich behilflich sein«, sagte Kuttler und erhob sich von seinem Stuhl. »Markus Gföllner hat eingeräumt, dass die Firma seines Vaters illegale Arbeiter beschäftigt hat. Das ist nur möglich gewesen, weil das Unternehmen keine Besuche des Dezernats Wirtschaftskriminalität zu befürchten hatte. So wenig wie die Deponie Lettenbühl. Dafür sind erhebliche Zahlungen an Hauptkommissar Tautka geleistet worden.«

    »Nachdem Berndorf hier im Haus angekündigt hat, er wolle sich die Firma Gföllner näher ansehen, liefen die Drähte heiß«, ergriff Tamar wieder das Wort. »Tautka warnte Gföllner, dass alles auffliegen könnte. Markus Gföllner behauptet sogar, die Sache mit dem Unfall sei Tautkas Idee gewesen. Und er habe ihn auch angerufen, als Berndorf nach Hause gefahren sei.«
    »Alles Lüge«, sagte Tautka. Seine Stimme klang wie immer. Ruhig und kalt.
    »Kommen Sie«, sagte Tamar.
     
    Tonio, der Wirt des kleinen italienischen Cafés am Ausgang der Gasse, die zum Justizgebäude führt, hatte längst aufgestuhlt und war dabei, das letzte Geschirr abzuwaschen, eine Tätigkeit, die er immer wieder

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