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Schwemmholz

Schwemmholz

Titel: Schwemmholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Unrecht«, sagte Welf. »Ausgerechnet jetzt, wo jedermann sehen kann, wer die Schuldige ist.« Er legte die Zeitung zur Seite. »Ausgerechnet jetzt, wo ein Lichtstreifen am Horizont ist. Wo wir das Unternehmen retten können. Die Firma, die deine Zukunft sichert und die Georgies. Wo wir seriöse, kapitalstarke Partner finden können.«
    »Von welchen Partnern redest du?« Marie-Luises Stimme war plötzlich sehr wach.
    »Die Edim SA, eine italienische Baufirma aus Mailand, will 40 Prozent übernehmen. Kaufferle hat es vermittelt.«
    »Italiener also«, sagte Marie-Luise gedehnt.
    Dieser ulmische Dünkel, dachte Jörg Welf. Diese blöde Kuh ist imstande und macht alles kaputt.
    »Sie sind dir also dahinter gekommen, dass du diesen Anschlag in Auftrag gegeben hast«, fuhr sie fort. »Bei dem dieser arme Mensch halb verbrannt ist. Du hast das gemacht oder dein merkwürdiger Freund, von dem du nie etwas erzählt hast. Du wirst deine Gründe haben.«
    »Ich habe gute und vernünftige Gründe, einen seriösen Partner mit ins Boot zu nehmen.«
    »Es ist nicht dein Boot«, antwortete Marie-Luise. »Es ist noch immer meins . . .«
    Klatschend und splitternd krachte hinter ihr eine Flasche auf den Küchenboden. Marie-Luise stürzte in die Küche. Georgie stand neben der Anrichte und hielt erschrocken die Arme vors Gesicht. Eine große Lache Milch breitete sich auf dem Küchenboden aus.
    »Halb so schlimm«, tröstete Marie-Luise. »Du brauchst nicht weinen. Es ist meine Schuld.«
    Jörg folgte ihr bis zur Küchentür. »Höre, wir müssen vernünftig über das alles reden. Es ist wirklich eine einzigartige. . .«
    »Sei endlich still«, sagte Marie-Luise leise und kalt, »halt endlich einmal dein gottverdammtes Maul und mach, dass du zu deinen Huren kommst, und lass mich meine Arbeit tun!«

     
    Vera gab ihr Gepäck in der Rezeption ab und sagte, sie würde es später holen, wenn sie zum Bahnhof müsse. Dann ging sie in die Stadt, musste aber in mehreren Geschäften fragen, bis sie fand, was sie suchte.
     
    In dem Mietshaus am Karlsplatz stieg Casaroli langsam die Treppen hinab, den Matchsack geschultert. Jeder Tritt schmerzte. Wenigstens musste er nicht mehr im Rollstuhl leben. Es war ein Wunder, und bewirkt hatte es die »Weinende Jungfrau von Syrakus«. Seine Mutter wusste es. Sie hatte eine Wallfahrt dorthin unternommen.
     
    Es war kurz nach neun, die Polizeifahrzeuge passierten die Einfahrt auf das Firmengelände und umkreisten den lang gestreckten Verwaltungsbau, der als einziger auf Gföllners Gelände den Brand überstanden hatte. Arbeiter sahen von ihrem Vesper hoch, und der Bagger schob und scharrte durch den Brandschutt. Staatsanwalt Desarts stieg aus einem weinroten Opel und strebte mit kleinen zielstrebigen Schritten dem Verwaltungsbau zu, gefolgt von der Kriminalkommissarin Tamar Wegenast, die nicht nur größer war als er, sondern zwei Schritte brauchte, wo Desarts drei machte.
    Ein Mann in einem grauen Hausmeistermantel kam ihm entgegen, aber Desarts wedelte ihn mit einem amtlichen Papier zur Seite und ging geradewegs auf das Büro Gföllners zu. Der Bagger stoppte das wütende Scharren, fuhr einen Halbkreis, und ein großer stämmiger Mensch stieg herunter.
    Desarts stieß die Tür auf und trat in das Büro. Tamar folgte ihm. Gföllner saß hinter seinem Schreibtisch und sah ihnen entgegen. »Herr Gföllner?«, fragte Desarts und fuhr, ohne eine Antwort abzuwarten, fort: »Ich bin Staatsanwalt Desarts mit einem Durchsuchungsbefehl des Amtsgerichts Ulm.« Er ging auf den Schreibtisch zu und legte Gföllner das Schriftstück auf den Tisch.
    »Ich habe meine Firma nicht angezündet«, sagte Gföllner. »Das hat die Mafia gemacht. Sie sollten bei der Mafia eine
Hausdurchsuchung machen. Nicht bei Leuten, die ihre Steuern zahlen.«
    »Wir sind nicht zu Ihnen gekommen, weil Sie Ihre Steuern gezahlt haben«, sagte Desarts. »Wir ermitteln, weil Sie Bestechungsgelder gezahlt haben.«
    »Ach!«, sagte Gföllner und wuchtete sich hoch. Seine Gesichtsfarbe wechselte in fleckiges Weiß. Er hob die rechte Hand und deutete auf Desarts. »Bestechung. Sagen Sie das doch noch mal. Sie wissen doch gar nicht, von was Sie reden. Haben Sie schon einmal versucht, von der Stadt einen Auftrag zu bekommen? Als Bauunternehmer oder als Gärtnermeister, als Spengler oder mit sonst einem Handwerk? Haben Sie das schon einmal versucht? Nein, natürlich nicht. Wissen Sie, wer da alles die Hand aufhebt? Wer einem die Pistole auf die Brust

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