Schwer verliebt: Roman (German Edition)
oder so. Obwohl du vielleicht die Speisenfolge auch mal ein bisschen variieren möchtest. Ich mag übrigens auch gerne Schweinekoteletts. Oh, und Brathühnchen.«
»Heather«, sagt mein Vater traurig. »Essen ist nicht das richtige Heilmittel für den Schaden, den ich dir zugefügt
habe. Ich weiß, dass du von allen Menschen, die ich verletzt habe, indem ich das Gesetz übertreten habe, am meisten gelitten hast. Ich habe dich mit deiner Mutter allein gelassen, die dich auf Tournee durch die Einkaufszentren geschickt hat. Und selbst wenn es dir gefallen hat, darf ein Kind nicht so aufwachsen, in einem Wohnwagen von Einkaufszentrum zu Einkaufszentrum, ausgebeutet von der eigenen Mutter, die eigentlich nur dein Bestes im Sinn haben sollte.«
»Es hat mehr Spaß gemacht, als zur Schule zu gehen«, entgegne ich. »Und wie du schon bemerkt hast, es war damals schwer, mich von der Bühne zu holen.«
»Aber du hast die normalen Freuden einer Kindheit nie kennen gelernt. Ich glaube, dass du teilweise deshalb heute so bist, wie du bist.«
Ich starre ihn an. »Was gibt es an mir auszusetzen?«, frage ich.
»Nun ja, zum einen bist du beinahe dreißig und hast weder Mann noch Kinder. Anscheinend ist dir nicht klar, dass Familie das Wichtigste auf der Welt ist, nicht deine Gitarre, auf der du nachts immer zupfst, und auch nicht dein Job. Familie, Heather. Glaub es mir: Ich weiß, wovon ich rede, weil ich meine verloren habe.«
Ich lege meine Gabel beiseite und sage sanft: »Heutzutage gibt es viele verschiedene Formen von Familie, Dad. Sie bestehen nicht nur aus einem Mann, einer Frau und Kindern. Manche bestehen aus einem Mädchen, einem Hund, ihrem Dad, ihrem besten Freund und den Leuten, mit denen sie zusammenarbeitet. Ganz zu schweigen vom Drogendealer um die Ecke. Gehört nicht jemand, den man mag, automatisch zur Familie?«
»Aber machst du dir denn keine Gedanken darüber«,
fährt Dad fort, nachdem er diese Information verdaut hat, »dass im Alter mal niemand für dich sorgt, wenn du keine Kinder hast?«
»Nein«, erwidere ich. »Ich könnte ja auch Kinder haben, die mich hassen. Ich habe Freunde, die sich jetzt um mich kümmern, also werde ich wahrscheinlich auch im Alter noch Freunde haben. Wir werden füreinander da sein. Und in der Zwischenzeit zahle ich so viel wie möglich in meine Altersvorsorge ein.«
Dad blickt mich an, und ich stelle besorgt fest, dass in seinen Augen Tränen schimmern.
»Das ist gut durchdacht, Heather«, sagt er. »Vor allem spüre ich, dass diese sogenannten Familienmitglieder, die du hast, netter zu dir gewesen sind als deine tatsächlichen Blutsverwandten.«
»Na ja«, erwidere ich, »zumindest hat keiner von ihnen mein Geld gestohlen und ist damit außer Landes geflohen. Jedenfalls noch nicht.«
Dad erhebt seine Dose mit Diet Coke. »Darauf sollten wir trinken«, sagt er. Ich stoße mit meinem Weinglas mit ihm an. »Dann macht es dir also wirklich nichts aus, dass ich hier bin und versuche, alles wiedergutzumachen, auch wenn du sagst, das brauche ich nicht?«
»Nein, es ist mir egal«, erwidere ich, »solange du nicht von mir erwartest, dass ich für dich sorge, wenn du alt bist. Ich habe nämlich kaum genug Geld, um mich selber zu erhalten, geschweige denn einen betagten Vater.«
»Was hältst du denn davon«, fragt Dad, »wenn wir übereinkommen, uns gegenseitig nur emotional zu unterstützen?«
»Das ist eine gute Idee«, sage ich und spieße mein letztes Stück Fleisch auf.
»Anscheinend kann ich jetzt den Salat servieren«, sagt Dad. Er steht auf und geht zum Kühlschrank, aus dem er die Salatschüssel holt, in die Jordan zum Glück nicht gekotzt hat. Er hat einen gemischten Blattsalat mit Kirschtomaten und sehr zu meiner Freude mit Croutons gemacht.
»Hoffentlich magst du Dressing mit Blauschimmelkäse«, sagt Dad. Ohne meine Antwort abzuwarten (aber im Ernst, wer mag Dressing mit Blauschimmelkäse nicht?) fährt er fort: »So, und jetzt zu dir und Cooper.«
Ich verschlucke mich fast am Wein.
»Das ist nur meine Meinung«, sagt Dad, »und ich muss zugeben, dass ich schon lange kein Date mehr hatte. Aber wenn du wirklich in romantischer Hinsicht mit ihm Fortschritte machen möchtest, dann würde ich vorschlagen, dass du nicht so viel Zeit mit seinem jüngeren Bruder verbringst. Mir ist natürlich klar, dass du schrecklich lange mit Jordan zusammen warst und es sicher schwer ist loszulassen. Aber bei Cooper spüre ich doch einige Vorbehalte seiner Familie gegenüber,
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