Schwer verliebt: Roman (German Edition)
in Hand mit seiner zukünftigen Braut, Pop-Prinzessin Tania Trace.
»Reggie«, sage ich, nachdem ich einen stärkenden Schluck von meinem Kaffee getrunken habe. Aber nur, weil mir so kalt ist. Eigentlich will ich ihn nämlich gar nicht mehr, weil Barista Boy ihn mir verdorben hat. Na ja, doch, die Sahne will ich noch, die ist nämlich gut für mich. Immerhin ist es ein Milchprodukt, und Milchprodukte gehören zu einem ausgewogenen Frühstück. »Glaubst du wirklich, ich hätte den ganzen Tag über nichts anderes zu tun, als davon zu träumen, wieder mit meinem Ex zusammen zu sein? Da bist du aber völlig auf dem falschen Dampfer.«
In Wahrheit träume ich nämlich den ganzen Tag von nichts anderem, als mit dem Bruder meines Ex zusammen zu kommen, der jedoch völlig unempfänglich für meine Reize zu sein scheint.
Aber das muss ich ja meinem Drogendealer aus der Nachbarschaft nicht auf die Nase binden.
»Entschuldigung, Heather«, sagt Reggie und faltet die Zeitung wieder zusammen. »Ich dachte nur, du wolltest es vielleicht wissen. In New York One heute früh haben sie gesagt, die Hochzeit soll am Samstag in der St. Patrick’s Cathedral stattfinden, der Empfang ist im Plaza.«
Ich reiße die Augen auf. »Reggie«, sage ich erstaunt, »du guckst New York One?«
Reggie wirft mir einen milde verweisenden Blick zu. »Ich will doch wissen, wie das Wetter wird, wie jeder New Yorker, bevor ich zur Arbeit gehe.«
Wow. Das ist ja süß. Er sieht sich den Wetterbericht an, bevor er bei mir an der Straßenecke mit Drogen dealt!
»Reggie«, sage ich beeindruckt, »hoffentlich verzeihst du mir. Ich bewundere dein Arbeitsethos. Nicht nur, dass du dich von den Elementen nicht von der Arbeit abhalten lässt, du bist auch noch auf dem Laufenden über die neuesten Klatschgeschichten. Bitte, versuch ruhig weiter, mir Drogen zu verkaufen.«
Reggie lächelt und zeigt dabei sämtliche Zähne, von denen einige – sehr festlich – mit Goldkronen verziert sind. »Danke, Babe«, sagt er, als ob ich ihm gerade eine große Ehre erwiesen hätte.
Ich erwidere sein Lächeln und setze meinen Marsch ins Büro fort. Marsch ist vermutlich das falsche Wort, weil es eigentlich nur eine sehr kurze Strecke ist. Das ist auch gut so, weil ich morgens nur schwer aus dem Bett komme. Wenn ich in Park Slope, an der Upper West Side oder so wohnen würde und jeden Tag mit der Subway zur Arbeit fahren müsste, könnte ich es vergessen. In gewisser Weise kann ich mich echt glücklich schätzen. Ja, klar, ich kann mir kaum einen Café Mocha leisten, und wegen all der Weihnachtsfeiern und Partys, auf denen ich war, passe ich in meine Stretchkordhose Größe 40 nur noch mit Hüfthalter hinein.
Und, okay, mein Ex heiratet eine Frau, die von People zu den 50 schönsten Menschen gezählt wird, und ich habe noch nicht einmal ein eigenes Auto, geschweige denn ein eigenes Haus.
Aber wenigstens kann ich mietfrei in einer Wohnung im obersten Stock eines Brownstones wohnen, das nur zwei Blocks von meinem Arbeitsplatz in der coolsten Stadt der Welt entfernt ist.
Den Job als stellvertretende Leiterin des Studentenwohnheims eines New Yorker Colleges habe ich übrigens
nur übernommen, damit sie mir die Studiengebühren erlassen und ich endlich den Abschluss machen kann, den ich laut Lebenslauf, in dem ich ein bisschen geschwindelt habe, schon längst habe.
Ich hatte Probleme, in die School of Arts and Sciences aufgenommen zu werden, weil mein Notendurchschnitt so niedrig war, dass die Dekanin mich nur zulassen wollte, wenn ich vorher noch einen zusätzlichen Mathekurs belege, obwohl ich ihr erklärt habe, dass ich statt Miete die gesamte Buchhaltung für eine süße kleine Privatdetektei mache und mich, das hoffe ich jedenfalls, noch nie vertan habe.
Aber es ist sinnlos, von einer kaltherzigen Bürokratin zu erwarten, dass sie einen wie ein Individuum behandelt.
Deshalb steht mir jetzt mit fast neunundzwanzig Jahren zum ersten Mal in meinem Leben die Foil- Methode bevor (und ich muss Ihnen sagen, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, wann und wo ich sie überhaupt jemals werde anwenden können).
Ach ja, und ich schreibe Songs bis tief in die Nacht, obwohl ich leider nicht den Mut aufbringe, sie vor Publikum zu singen.
Aber immerhin. Ich brauche nur zwei Minuten bis ins Büro, und ab und zu sehe ich meinen Chef und Vermieter, in den ich ziemlich verknallt bin, sogar mit nichts als einem Handtuch bekleidet vom Badezimmer ins Ankleidezimmer flitzen, um sich
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