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Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Schwer verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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hat sie eine Erkältung, jedenfalls schnieft sie die ganze Zeit in ein zusammengeknülltes Kleenex-Tuch. Ich reiche ihr meine Schachtel, die ich immer bereithalte für den Fall, dass ich Diet Coke verschütte.
    »Möchtest du das Zimmer mit Cheryl tauschen, Ann?«, frage ich sie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand freiwillig mit einer Person zusammenwohnen möchte, die die Wände auf ihrer Seite des Zimmers schwarz streicht.
    Aber wahrscheinlich ist es ihr auch auf die Nerven gegangen, dass Cheryls Zimmerseite mit Unmengen von Stiefmütterchen, dem Symbol des New York College, dekoriert ist.
    »Ja, ich glaube schon«, erwidert Ann vage.
    »Bestimmt«, versichert Cheryl mir fröhlich. »Nicht wahr, Ann?«
    Ann zuckt mit den Schultern. »Ja, ich glaube schon«, wiederholt sie.
    Ich werde das Gefühl nicht los, dass Ann zu diesem Zimmertausch gezwungen worden ist.
    »Ann«, sage ich, »kennst du Cheryls Zimmergenossin Karly? Weißt du, dass sie, äh … die Farbe Schwarz liebt?«
    »Ja«, erwidert Ann, »sie ist ein Gruftie. Ich weiß. Ist schon okay.«
    »Und …« Ich zögere, das Thema anzuschneiden. »Die Schlange?«
    »Ja, auch das. Ich meine …« Sie wirft Cheryl einen Blick zu. »Ich will dich ja nicht beleidigen, aber ich wohne lieber mit einer Schlange zusammen als mit einem Cheerleader.«
    Cheryl ist keineswegs beleidigt. Sie strahlt mich an. »Sehen Sie?«, sagt sie. »Können wir dann jetzt die Formulare für den Zimmertausch ausfüllen? Mein Dad ist nämlich hier, um mir beim Umzug zu helfen, und er möchte noch vor dem großen Blizzard nach New Jersey zurück.«
    Ich hole die Formulare aus der Schublade, wobei ich mich dabei ertappe, wie ich mit den Schultern zucke. Genau wie Ann, das scheint ansteckend zu sein.
    »Okay«, sage ich und reiche ihnen die Papiere, die sie ausfüllen müssen. Als die Mädchen – Cheryl ganz nervös vor Aufregung, Ann entschieden ruhiger – die Formulare ausgefüllt haben und wieder gegangen sind, schaue ich mir die Berichtsblätter der letzten Nacht an. In Fisher Hall ist rund um die Uhr Personal, ein Wachmann, Werkstudenten am Empfang und Studentinnen, die gegen kostenloses Wohnen als eine Art Hausmütter in den zwanzig Stockwerken des Wohnheims fungieren. Am Ende ihrer Schicht müssen sie alle Berichtsblätter ausfüllen, meine
Aufgabe ist es, den einzelnen Berichten nachzugehen. Das macht den Morgen immer besonders interessant.
    Die Berichte reichen von lächerlichen bis hin zu banalen Vorfällen. Letzte Nacht zum Beispiel wurden sechs Bierflaschen aus dem obersten Stockwerk auf das Dach eines Taxis geworfen, das unten auf der Straße vorbeifuhr. Zehn Polizisten vom Sechsten Bezirk kamen und rannten ein paar Mal die Treppen rauf und runter, ohne herauszufinden, wer die Flaschen geworfen hatte.
    Am anderen Ende des Spektrums steht die Meldung, dass die Studentin am Empfang anscheinend die Columbia-House-CD des Monats einer anderen Studentin verloren hat, was auf große Empörung stieß. Die betroffene Studentin hat offenbar mehrmals ihre Tür zugeknallt und geschrien: »Ich hasse hier alles!« Die Empfangsstudentin schlägt vor, sie zum Therapeuten zu schicken.
    In einem anderen Bericht ist von einem kleinen Aufstand die Rede, weil eine Angestellte der Cafeteria eine Studentin zurechtgewiesen hat, die versucht hat, im Backofen eine englische Muffin-Pizza zu machen.
    Als mein Telefon klingelt, nehme ich, dankbar für die Unterbrechung, den Hörer ab. Ich liebe meinen Job wirklich, aber ich muss gestehen, dass er mich intellektuell nicht besonders fordert.
    »Fisher Hall, Heather, was kann ich für Sie tun?« Meine letzte Chefin, Rachel, hatte sehr strenge Vorstellungen davon, wie man sich korrekt am Telefon melden sollte. Rachel ist zwar nicht mehr da, aber alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab.
    »Heather?« Ich höre einen Krankenwagen im Hintergrund. »Heather? Ich bin es, Tom.«
    »Oh, hi, Tom.« Ich blicke auf die Uhr. Zwanzig nach neun.
Ja! Er hat mich vor zehn Uhr im Büro erreicht! »Wo bist du?«
    »Im St. Vincent’s.« Tom klingt erschöpft. Leiter eines Studentenwohnheims des New York Colleges zu sein, ist ein anstrengender Job. Man muss sich um ungefähr siebenhundert untere Semester kümmern, von denen die meisten, mit Ausnahme eines Sommerferienlagers vielleicht, noch nie für längere Zeit von zu Hause weg waren, geschweige denn jemals ein Badezimmer mit einem anderen menschlichen Wesen geteilt haben. Die Studenten, die dort wohnen, kommen

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