Schwere Last mit leichten Mädchen
Und zwar schon von Anfang an, seit der Ermordung Morgans. Warum zum Teufel sollten sie dann jetzt hierherkommen und nach sieben Monaten anfangen zu suchen ?«
»Wegen des Briefes, den Morgan geschrieben hat«, erläuterte ich. »Die beiden wußten, daß Sie Ellie die ganze Zeit beobachtet haben. Und vermutlich wußten sie auch, daß Morgan Ihnen eine Kopie des Briefes geschickt hatte. Morgan hat sich bestimmt nicht versagt, seiner lieben Frau diese Tatsache mitzuteilen. Oder zumindest hat er es Pine gesagt, als er ihm den Brief für Ellie anvertraute. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als das Spiel zu Ende zu spielen. Hätten die beiden nie auch nur den Versuch gemacht, in Santo Bahia nach dem Geld zu suchen, wären Sie nach einer gewissen Zeit vermutlich mißtrauisch geworden. Und von dem Geld etwas auszugeben wagten sie auch nicht, so lange Ellie unter Beobachtung stand. Also fuhren sie hierher, um so zu tun, als würden sie die Suche aufnehmen. Um die Sache noch echter wirken zu lassen, engagierte Ellie sogar mich .«
»Jim hat sie nach Strich und Faden verprügelt«, meinte Kane nachdenklich.
»Und sie hat es hingenommen, weil ihr nichts anderes übrig blieb«, erklärte ich geduldig. » Ellie wußte, sie mußte in Ihnen die Überzeugung wecken, daß sie von dem Verbleib des Geldes auch nichts wußte und in dem Brief vergeblich nach einem Schlüssel suchte, den es gar nicht gab. Wenn Matt Pine bloß hier unten war, um Ellie zu beschützen, warum hat er es dann nicht getan? Er hat es zugelassen, daß sie von Ihnen geschnappt wurde und von Dexter Prügel bezog. Und er hat sich die ganze Zeit, als das passierte, sogar im selben Hotel aufgehalten .«
»Das sind alles Mutmaßungen, Boyd«, sagte Kane. »Wo ist Ihr Beweis«
»Ich bin heute abend zum Vista Inn-Motel hinausgefahren«, antwortete ich. » Pine war bei Ellie Morgan. Ich erzählte den beiden von Lulu und daß ich annähme, Morgan habe das Geld vielleicht bei ihr gelassen. Ich nannte Pine die genaue Adresse. Dann fuhr ich nach Hause, rief Sie an und erzählte Ihnen die gleiche Geschichte .«
»Und ?« fuhr Kane hoch.
»Sie sind hier«, erwiderte ich. »Wie Sie selbst sagten, kamen Sie her, um die Sache nachzuprüfen .«
»Und weiter?«
»Wo sind Ellie Morgan und Matt Pine ?«
»Die beiden brauchten sich nicht die Mühe zu machen herzukommen, weil sie wußten, daß die Hure das Geld nicht hat«, dachte er laut vor sich hin. »Vielleicht haben Sie recht, Boyd !«
»Wie ist ihre Zimmernummer in dem Motel ?« fragte Dexter schroff.
»Achtundzwanzig«, erwiderte ich. »Die Wände haben mir ziemlich dünn ausgesehen .«
»Wir werden mit den beiden einen Ausflug machen«, erklärte Kane. »Hinauf nach Sublime Point. Es geht von dort oben ziemlich steil ins Meer. Und dann wird nicht lange gefackelt: Falls Pine nicht reden will, lassen wir die Witwe fliegen .«
»Na klar«, nickte Dexter.
»Eins wollte ich noch sagen«, wandte ich mich an Dexter. »Wenn Sie an die Tür klopfen, wird Pine nicht aufmachen, bevor er gefragt hat, wer draußen ist. Behaupten Sie einfach, Sie seien Boyd. Das wird ihn aus dem Konzept bringen, weil er zu überlegen anfängt, warum ich wohl zurückgekommen bin, und es bleibt ihm keine Chance zu reagieren, wenn Sie hineinkommen .«
»Das ist anzunehmen«, meinte Dexter gleichmütig. »Mit Pine werde ich sogar fertig, wenn man mir eine Hand auf den Rücken bindet! «
»Aber du tust, was Boyd gesagt hat«, befahl Kane unterdrückt. »Wenn die Wände so dünn sind, wie er meint, müssen wir die beiden ohne Krach herausholen .«
»Natürlich«, sagte Dexter beflissen.
»Also gut.« Kane sah mich an. »Wollen Sie mitkommen, Boyd ?«
»Nein, vielen Dank«, antwortete ich. »Da ist nichts mehr drin für mich .«
»Da haben Sie allerdings recht«, bestätigte er. »Sie können dankbar sein, daß ich Ihnen gestatte am Leben zu bleiben !«
»Ich bin dankbar«, erklärte ich.
»Ein jämmerlicher, kleiner Schlüssellochgucker in einem Provinznest«, meinte er verächtlich. »Sie haben einfach Glück gehabt, daß Sie dahintergekommen sind, das ist alles .«
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte ich demütig.
Er warf einen Blick auf Miranda. »Du kannst mit einem Taxi zum Hotel zurückfahren .«
»Jawohl, Chef«, entgegnete sie spröde.
»Da ist noch etwas, das ich zu klären beabsichtige, wenn wir zurückkommen«, sagte er. »Du bist in letzter Zeit ziemlich aufsässig gewesen, du fette Wachtel! Vielleicht sollte dich
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