Schwere Last mit leichten Mädchen
gefolgt von Dexter, Kane und Miranda.
Bei meinem Anblick reagierte Dexter so schnell, daß ihm die Pistole förmlich in die Hand zu springen schien.
»Was zum Teufel machen Sie hier, Boyd ?« fragte er unwillig.
»Ich trinke Kognak«, versetzte ich ruhig. »Lulu, warum bieten Sie den Herrschaften nicht auch einen Drink an ?«
Sie schluckte trocken. »Ja, natürlich«, sagte sie dann mit unsicherer Stimme.
»Scotch mit Eis«, bestellte Miranda. »Auch für meinen Bruder Jim. Mr. Kane trinkt lieber Wodka. Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein, meine Liebe ?«
»Vielen Dank«, flüsterte Lulu.
Die beiden Mädchen gingen gemeinsam zur Bar.
»Dies ist also die kleine Hure, die das Geld haben könnte ?« erkundigte sich Kane.
»Ja, sie könnte, aber sie hat es nicht«, erwiderte ich.
Sein Gesicht nahm langsam eine graue Farbe an. »Falls Sie das für einen guten Witz halten sollten, Boyd«, sagte er mit klangloser Stimme, »dürfte das Ihr letzter gewesen sein .«
»Kein Witz», versetzte ich. »Nur der Beweis einer Theorie. Sie wollen Ihr Geld zurück. Deshalb sagte ich Ihnen, daß es sich vielleicht bei Lulu befände und gab Ihnen Lulus Adresse. Also was haben Sie gemacht ?«
»Ich bin sofort hergekommen, um das nachzuprüfen«, antwortete er. »Was hätte ich sonst tun sollen ?«
»Ganz richtig«, sagte ich. »Was hätten Sie sonst tun sollen ?«
»Vielleicht sollte ich ihm den Schädel einschlagen«, ergriff Dexter das Wort. »Anschließend kann ich die Nutte auseinandernehmen, bis sie uns verrät, wo wir das Geld finden .«
»Sie erinnern sich an jenen Dritten, den ich am Telefon erwähnte«, fuhr ich an Kane gewandt fort, ohne Dexter zu beachten.
»Ja.«
»Nennen wir ihn Charlie«, sagte ich. Wenn »Charlie« gut genug für Captain Schell gewesen war, sollte der Namen auch für Lucky Kane ausreichen. »Charlie ist ein Freund von Dan Morgan. Die beiden sehen eine Chance, an das Geld heranzukommen, aber sie wissen, wohin sie auch immer damit flüchten, die Organisation wird sie aufspüren. Sie wissen auch, daß Sie Sonny Karlin hinter Morgan herschicken werden. Deshalb treffen sie ein Abkommen mit Karlin . Er soll die Hälfte des Geldes abkriegen, wenn er sich hier in Santo Bahia mit Morgan trifft. Charlie hält sich auch in Santo Bahia auf. Aber er bleibt im Verborgenen, weil er die Trumpfkarte ist. Morgan und Charlie haben den Plan, Karlin umzubringen, seine Leiche so zu verstecken, daß sie nicht gefunden werden kann, und dann ihrerseits mit dem Geld zu verschwinden. Aber Charlie hat eine noch bessere Idee. Nachdem sie Karlin umgebracht und seine Leiche versteckt haben, erschießt er Morgan und läßt die Leiche offen liegen. Er läßt auch zwei vermeintliche Killer von Los Angeles einfliegen, damit es so aussieht, als sei Morgan von zwei Profis erledigt worden. Nur eines konnte er nicht wissen, und zwar, daß Morgan seiner Frau diesen Brief geschrieben hatte, um sie an der Nase herumzuführen. Und daß er Ihnen auch eine Kopie hatte zukommen lassen, weil er wußte, Sie würden Ellie nicht mehr aus den Augen lassen und ihr das Leben zur Hölle machen. Das wollte Morgan erreichen, denn er haßte Ellie .«
»Nicht daß ich etwa müde würde Ihnen zuzuhören, Boyd«, warf Kane ein. »Aber Sie lassen einen wesentlichen Punkt aus. Wer, verdammt, ist dieser Charlie ?«
»Charlie muß ein guter Freund Morgans sein, dem er vollkommen vertraut hat. Nicht wahr?«
»Vermutlich», meinte er ungeduldig.
»Haben Sie sich nicht gefragt, was Matt Pine gerade jetzt hier in der Stadt macht ?«
»Er war Morgans Intimus«, erwiderte Kane. »Ich nehme an, er wollte sich um Morgans Witwe kümmern, so lange sie in Santo Bahia ist und an mein Geld heranzukommen versucht .« Er riß plötzlich die Augen auf. »Matt Pine ? Dieser fette Sack!«
»Lulu«, sagte ich, »wie hat Ihnen Morgan seine Ehefrau beschrieben ?«
»Er behauptete, sie sei eine frigide Ziege«, antwortete Lulu nervös, »und es hätte zwischen ihnen während ihrer ganzen Ehe im Bett nicht geklappt .«
»Aber sein bester Freund könnte sie getröstet haben«, fuhr ich fort. »Sein bester Freund, der der beste Profi-Killer war, bevor er zu fett wurde und zu langsam und ihm niemand mehr Aufträge gab. Er könnte sich die bequemste Art reich zu werden ausgedacht haben, um dann mit der Witwe seines besten Freundes in Freuden weiterzuleben .«
»Einen Moment mal !« wandte Kane ein. »Sie versuchen mir beizubringen, daß die beiden mein Geld haben.
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