Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Telefonnummer.
Sie sagte: »Greta Lynn Barline.« Die braunen Augen richteten sich auf den Bürgersteig. »Ich habe im Moment kein Telefon - ich bin auf der Suche nach einem besseren Angebot, verstehen Sie? Ich übernachte vorübergehend im Happy Night Motel. Nur ein Stück weiter an der Gay Street, so dass ich zu Fuß gehen kann.«
Die Detectives kannten das Hotel. Es hatte einen Stern und lag nicht weit von ihrem Büro. Bevor die Kollegen von der Sitte hart durchgriffen, war es eine Brutstätte des Lasters gewesen. Jetzt bemühte es sich um das Geschäft mit den Touristen. Die meisten Gäste waren allerdings Truckfahrer und Durchreisende.
»Ich hatte ein Zimmer mit einer Freundin zusammen«, fügte Greta hinzu, »aber sie ist ausgezogen, und für mich allein war die Miete zu viel. Ich dachte an die Eastside, aber die ist immer noch ziemlich schwarz. Vielleicht werde ich mir einen Wagen besorgen und in der Nähe von Opryland wohnen.« Sie lächelte breit. »Auf die Art könnte ich die ganze Zeit hingehen und mir diese tropischen Fische in dem Restaurant ansehen, die sie da haben.«
»Klingt gar nicht schlecht«, sagte Baker. »Eine letzte Frage, Greta, und dann sind wir, denke ich, fürs Erste fertig.«
»Klar … schießen Sie los.« Noch ein breites Lächeln. Sie genoss die Aufmerksamkeit.
»Mr. Jeffries war ungefähr eine halbe Stunde hier, vielleicht eine Stunde?«
»Eher eine halbe Stunde. Er ist gegangen, als ich mit Singen fertig war.«
»Wie war Mr. Jeffries’ Gemütszustand, als er hier war?«
»Meinen Sie seine Stimmung?« Ihre Augen leuchteten auf. »Er war glücklich, ihm hat die Musik wirklich Spaß gemacht.«
7
Der rote Mercedes war eine gute Spur. Sehr viele von denen konnte es nicht geben.
Der größte Händler war draußen in Franklin, aber es war viel zu spät, um noch irgendwen zu erreichen.
»Was jetzt, El Bee?«, fragte Lamar. »Sollen wir einpacken?«
»Eigentlich hatte ich daran gedacht, mich auf den Weg zum Songbird zu machen. Ich hab gehört, sie wollen einen Gedächtnisabend für Jeffries veranstalten, und der wird ziemlich lange dauern. Ich hab gedacht, solange ich unterwegs bin, kann ich auch meine Aufwartung machen.«
»Und die Versammlung überprüfen, wo du schon mal dort bist?«
»Ich glaube, ja. Du weißt doch, dass ich sehr für Multitasking bin. Warum kommst du nicht mit, Stretch?« Der Anflug eines echten Lächelns. »Oder muss ich dir den Arm umdrehen?«
Breites Grinsen von Lamar. »Kumpel, ich bin so was von dabei.«
Das Café-Restaurant mit Livemusik lag in einer Einkaufsstraße, wo es eine Wand mit Taylor’s Insurance gemeinsam hatte. Es hatte vor kurzem expandiert, die Reiseagentur McNulty’s Travel übernommen, die dank vermehrter Internet-Buchungen
pleitegegangen war. Pech für Aaron McNulty, aber ein Glück für Jill und Scott Denunzio, die Inhaber des Songbird. Der Club platzte aus den Nähten, und selbst mit dem zusätzlichen Raum war an Abenden mit besonderem Programm kein Stuhl mehr zu bekommen.
Das Lokal war schwach erleuchtet und hatte gegenüber der Bühne eine Theke, an der Bier und Wein ausgeschenkt wurden. Der Boden bestand aus großen Fichtenbrettern, und ein halbes Dutzend Deckenventilatoren liefen mit voller Kraft. An ungefähr zwanzig Tischen waren Fans mit tränenfeuchten Augen zusammengepfercht, um Jack Jeffries die letzte Ehre zu erweisen. Die Menge schien das mit 140 Personen angesetzte Fassungsvermögen des Clubs deutlich zu überschreiten, aber keiner der Detectives zählte durch. Als sie hereinkamen, standen sich auf der Bühne einige der größten Sängerinnen und Sänger Amerikas gegenseitig auf den Füßen, und alle hoben ihre Stimmen harmonisch zu einer herzzerreißenden Version eines der Klassiker von Jeffries, Ziff and Bolt: »Just Another Heartbreak«.
Sobald sie drinnen waren, lehnten sich die Detectives an die Wand und hörten zu, bekamen den größten Teil des Songs noch mit. Lamar musste daran denken zu blinzeln, derart verzaubert war er von der Musik.
Jeder Einzelne dort oben hatte Stimmbänder von einer Qualität, die mehrere Platinplatten wert war, aber die Redensart, wonach das Ganze größer war als die Summe seiner Teile, hatte etwas für sich. Vielleicht lag es an der Zeit und dem Ort, vielleicht lag es am emotionalen Hintergrund, aber sogar Baker schien gebannt zu sein. Als sie geendet hatte, blieb es ein paar Takte lang still im Raum, bevor das Publikum in einen begeisterten Beifall ausbrach, der gut
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