Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Ihnen sprechen?«
Jeremys Augen schossen von links nach rechts. Die erweiterten Pupillen konnten von der Dunkelheit herrühren oder von etwas anderem, das ihn in Gegenwart der Polizei nervös machte. Baker fügte hinzu: »Es geht um Jack Jeffries.«
Jeremy Train machte einen erleichterten Eindruck und nickte. »Klar … äh, sollen wir nach draußen gehen, damit ich eine rauchen kann?«
»Nichts dagegen«, sagte Baker.
Sobald er draußen war, steckte er sich eine Malboro an und bot auch den Detectives welche an. Beide lehnten mit einem Kopfschütteln ab. »Schlechte Angewohnheit von mir«, sagte er.
»Denken Sie einfach, dass Sie die Volkswirtschaft der Südstaaten damit unterstützen«, erwiderte Baker. »Was Sie über Jack zu sagen hatten, hat mir gefallen.«
»Es war Scheiße, Mann …« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Ich kann nicht in der Öffentlichkeit sprechen. Das ist komisch, ich kann gute Songs schreiben -«
»Tolle Songs«, fiel Lamar ihm ins Wort.
»Yeah?« Er lächelte. »Vielen Dank. Ich kann singen, aber … ich weiß nicht, in der Öffentlichkeit bin ich irgendwie schüchtern.«
»Anders als Jack, soweit ich höre«, sagte Lamar.
»Richtig, Jack war in keiner Weise schüchtern. Er war einfach … wissen Sie, präsent. Es ist eine verdammte Schande.« Er schaute von seinem Glimmstengel hoch. »Sie sind die Detectives, die den Mord an ihm untersuchen?«
»Das sind wir«, antwortete Baker. »Alles, was Sie uns über ihn sagen können, wäre hilfreich.«
»Die Wahrheit ist, dass Jack und ich seit … Herrgott … zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Man konnte ihn eines Tages anrufen, und er war echt fröhlich, und zehn Minuten später beschimpfte er einen und legte mittendrin den Hörer auf … Der Typ war so unvorhersagbar wie das Wetter.«
»Ja, das war sein Ruf«, sagte Lamar. »In Ihrer Rede auf der Bühne erwähnten Sie, es gebe eine neue CD, und irgendwas von persönlichen Beziehungen. Was können Sie mir dazu sagen?«
»Das mit der CD lief richtig gut. Er hat mir tatsächlich eine E-Mail geschickt und gefragt, ob ich dabei mitmachen wollte.«
»Was haben Sie ihm geantwortet?«, fragte Baker.
»Ich hab geschrieben, zum Teufel, ja, wenn es zeitlich hinkommt. Er hat mir zurückgemailt, dass wir bei dem Benefizkonzert in Nashville darüber reden könnten. Ich war ziemlich überrascht, dass er kommen wollte. Wir wussten alle, dass er an Flugangst litt.«
»Ich bin an den persönlichen Beziehungen interessiert«, sagte Lamar. »Was ist damit?«
»Ich glaube, ich meinte mehr sein Leben als solches. Soweit ich weiß, bekam er seine Suchtkrankheit in den Griff …
besonders Alkohol. Als Betrunkener konnte er gemein werden, also war das gut.«
»Was ist mit dem Jungen, den er mit diesem lesbischen Paar zusammen hatte?«
»Melinda Raven … yeah, ich bin ihr mal begegnet, glaube ich … yeah, lesbisch … sind eine Menge Frauen in meinem Leben gewesen.« Jeremy sagte das ohne Prahlerei, als reine Feststellung. »Wir hielten Jack alle für ein bisschen seltsam mit seiner Samenspende, aber im Rückblick, wer weiß? Ich sehe meine älteste Tochter so selten, dass sie genauso gut zur Adoption freigegeben worden sein könnte. Ihre alte Lady hält mich gern auf Abstand, außer wenn es um den Kindesunterhalt geht. Wenn der Scheck nicht am Monatsersten bei ihr in der Post ist, hat sie definitiv nichts dagegen, mich anzurufen. Also hat Jack es vielleicht richtig gemacht. Amüsier dich, und lass jemand anders für das Kind sorgen.« Beim Reden über seine Exfrau war sein Gesicht härter geworden. »Ich weiß wirklich nicht, ob Jack mit dem Jungen in Verbindung stand oder nicht. Wie ich schon sagte, wir hatten im Grunde seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr. Ich war überrascht, dass er nach all den Jahren wieder Verbindung zu mir aufnahm.«
»Und Sie haben ihm gesagt, dass Sie mit ihm an seiner CD arbeiten würden?«, fragte Lamar.
»Nicht mit ihm arbeiten … nur an der Produktion teilnehmen, beispielsweise eine Hintergrundspur machen, ich hätte Pro Tools benutzen und ihm das Stück per E-Mail schicken können. Ich war glücklich, dass er mich anrief, aber es gab einen Teil von mir, der ein bisschen … gezögert hat. Ich meine, der Typ war ein echtes Arschloch, obwohl er mit der Stimme eines Engels gesegnet war.« Er lachte leise. »Wir sind hier im Bibelgürtel, also darf ich wohl sagen, dass Gott manchmal wirklich mit komischen Methoden arbeitet.«
8
Am nächsten Morgen
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