Schwere Wetter
sonst gut informierten Hauptkommissar
Thiel nicht erhalten.
»Und Ihr Präsident
hatte die Kontakte nach Büdelsdorf?«
Besenreither
nickte. »Dolf ist in der Szene gut verdrahtet. Er ist ein echter Freak. Was der
kann … Da blinzelst du nur müde. Ich hab mich an ihn gewandt. Dolf hat sich
die Katastrophe angesehen und sofort analysiert, was da abgegangen ist.«
»Wie ist der Virus
auf den Rechner gelangt? Ich meine, weil ein ähnliches Problem auch beim
Angelverein aufgetreten ist. Und bei anderen, denen Sie Software geschrieben
haben«, versuchte es Lüder auf gut Glück.
Ulf Besenreither
fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
»Weiß nicht. Shit happens. Da war der Wurm drin.«
»Das konnte man in
diesem Fall wörtlich nehmen«, pflichtete Lüder bei.
»Ich versteh das
nicht. Das ist nur bei diesen Programmen aufgetreten. Sonst sind meine Rechner
clean. Ehrlich. Und bevor ich die Software bei den Usern installiert habe, hat
Dolf sie noch einmal gecheckt. Weil ich ja von dieser kaufmännischen Scheiße
keinen Schimmer habe«, fügte Besenreither kleinlaut hinzu.
»Das heißt, Dolf
Waldow hat die von Ihnen erstellte Software mitgenommen und noch einmal
geprüft?«
»Ja doch.«
Besenreither nickte heftig. »Ist 'nen echter Kumpel.«
Dieser Aussage
mochte Lüder nicht zustimmen. In ihm keimte ein Verdacht. Es gab zu viele
Zufälle in diesem Fall. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
»Welches Ziel
verfolgen Sie eigentlich bei ›personality protecting‹?«, fragte er stattdessen.
Ein Ruck ging
durch den jungen Mann. Er straffte sich, löste sich vom Fenster und kam auf
Lüder zu.
»Die da draußen
haben nicht einen Hauch Ahnung, was da auf sie zukommt. Mit Computern kannst du
alles machen. Und die Mehrheit blickt da nicht durch. Sie müssen sich das so
vorstellen«, dabei bewegten sich Besenreithers Hände synchron zu seinen
Erklärungen, »wenn man die Elektronik manipuliert, kriegen die Leute das nicht
mit. Wie bei den Bau- und Supermärkten, wo man die Daten der Kreditkarten
gephisht hat.«
Der Fall war durch
die Medien gegangen. Die Kartenterminals an den Kassen einiger Supermärkte
waren manipuliert und die Kartendaten einschließlich der PIN -Nummern von Kriminellen abgefangen worden. Mit den
Daten wurde im Ausland Bargeld zulasten der Geschädigten von deren Konten
abgehoben.
»Die Leute
aufzuklären und davor zu warnen, aber auch vor dem Datenklau des großen Bruders …«
»Sie meinen die
Datensammelwut des Staates.«
»Genau. Davor zu
warnen ist die Aufgabe von ›personality protecting‹.«
»Sie fühlen sich
wie Greenpeace, Robin Wood und Foodwatch gleichzeitig?«, fragte Lüder.
» Yes . Nur in der Informatik. Und wer sich da austobt, der
kann viel mehr Schaden anrichten als in allen anderen Bereichen zusammen. Wir
werden die Welt wachrütteln.«
Der Stolz blitzte
förmlich aus Besenreithers Augen, als sich die Tür öffnete und Schulleiter
Auweiher im Türrahmen erschien. Er sah Lüder vorwurfsvoll an, zeigte mit dem
rechten Zeigefinger auf die Armbanduhr am anderen Handgelenk und sagte in einer
keinen Widerspruch duldenden Tonlage: »Sie sollten das Gespräch an dieser
Stelle beenden. Der Schulbetrieb wird durch Ihren Besuch erheblich gestört. Das
kann und mag ich nicht akzeptieren.«
Lüder nickte.
»Wir haben unser
informatives Gespräch auch abgeschlossen.«
»War es
hilfreich?«, wollte Auweiher wissen.
Lüder zwinkerte
Ulf Besenreither zu. »Die Arbeit der Polizei besteht aus dem Zusammensetzen
Tausender kleiner Puzzleteile. Wenn Sie eines davon in Händen halten, können
Sie nicht sagen, wie das Gesamtbild auf den Betrachter wirkt. Aber ohne dieses
eine Teilchen wäre das Ganze ein Nichts.«
Der Schulleiter
nickte verständig. Dann zeigte er auf den Flur. »Ulf. Sie sollten jetzt wieder
dem Unterricht beiwohnen«, sagte er.
Als Besenreither
gegangen war, fragte der Schulleiter noch mal, ob Lüders Mission erfolgreich
gewesen war.
Lüder bestätigte
es.
»Gibt es
Probleme?«, fragte Auweiher. »Wir legen an dieser Schule Wert darauf, dass
Drogen und Gewalt draußen bleiben.«
»Das liegt mir als
Vater von drei Kindern, die die Humboldt-Schule besuchen, auch am Herzen«,
erklärte Lüder. »Seien Sie unbesorgt, mein Interesse galt einem anderen Thema.«
Dann fuhr er ins
Landeskriminalamt.
Nachdem er sich
bei Edith Beyer im Geschäftszimmer einen Becher Kaffee besorgt und mit der
jungen Frau ein paar belanglose Worte gewechselt hatte, suchte er
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