Schwere Wetter
sein Büro auf
und schaltete den Computer ein. Die Zeit, bis das System hochgefahren war,
überbrückte er mit dem Auspacken der für die Büroarbeit erforderlichen
Utensilien und Unterlagen. Nachdem alles seinen Platz gefunden hatte, war der
Bildschirm immer noch dunkel.
Lüder prüfte die
Kontrollleuchte, die anzeigte, dass das Gerät unter »Power« stand. Auch der
»Affengriff« mit der Kombination »Strg-Alt-Entf« half nicht. Er schaltete den
Rechner ab, zählte langsam bis zehn und startete ihn erneut. Auch dieser
Versuch war vergeblich. Mit einem Achselzucken kehrte er ins Geschäftszimmer
zurück und fand Edith Beyer beim Sortieren der Ablage. Er zeigte auf den
Bildschirm.
»Ist was mit den
Kisten?«
»Oh, sorry. Das
habe ich Ihnen nicht erzählt. Wir haben heute einen kurzfristigen
Systemausfall. Die Rechner stehen wegen Wartungsarbeiten vorübergehend nicht
zur Verfügung.«
»Das ist nicht Ihr
Ernst?«, fragte Lüder. »Das hat es noch nie gegeben. Die Computerfritzen sollen
ihr System warten, wann und wie sie wollen. Aber uns vom System abschalten …
Das kann doch nicht sein.«
»Ich kann nichts
dafür«, sagte Edith Beyer.
Natürlich war die
Sekretärin die falsche Adresse für Lüders Unmut. Er steuerte das Büro von
Hauptkommissar Thiel an.
»Moin, Herr
Kollege. Sie sind doch Technikfreak. Was sind das für neue Methoden? Ist er da
vorn für den Mist verantwortlich?«
Thiel grinste.
»Nein. Diesen Blödsinn hat Dr. Starke nicht verzapft. Ausnahmsweise nicht.« Der
Hauptkommissar senkte die Stimme. »Ihnen kann ich vertrauen. Es soll ja nicht
publik werden, aber es gab einen Hackerangriff auf die Rechnersysteme der
Polizei.«
»Bitte?« Lüder war
überrascht. »Man mag es nicht glauben, aber ich könnte mir vorstellen, dass so
etwas öfter versucht wird.«
»Stimmt. Zum Glück
immer vergeblich. Die bleiben stets an der Firewall hängen. Dieses Mal war es
aber wohl heftiger.«
»Erfolgreich?«
»Nein«, wiegelte
Thiel ab. »Aber viel hat wohl nicht gefehlt, dann wären die Hacker
eingedrungen. Deshalb wird ein neuer Patch aufgespielt.«
»Ein Patch «, wiederholte Lüder. »Also eine Ergänzung, mit der
solche Angriffe künftig besser abgefangen werden können.«
»Das ist ein
ewiges Katz-und-Maus-Spiel«, erklärte Thiel. »Es wird nie den Zustand geben,
dass man absolut vor solchen Angriffen geschützt ist. Im schlimmsten Fall kann
man nur reagieren.«
»Das ist immer
ungünstiger, als wenn man agiert«, erklärte Lüder und wurde von einem »Ahh« des
Kollegen unterbrochen.
Thiel zeigte auf
den Bildschirm. »Das System ist wieder da.«
»Ich habe noch
eine Information für Sie«, sagte Lüder und erzählte von seinen
Ermittlungsergebnissen in Sachen »personality protecting«.
»Dolf Waldow.«
Thiel ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. »Von dem habe ich noch nie
etwas gehört. Den werde ich mir einmal etwas genauer ansehen.«
Lüder kehrte in
sein Büro zurück. Wenig später hatte er wieder Zugriff auf die zentralen Daten.
Auch er suchte nach Dolf Waldow. Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Der
Mann war ein unbeschriebenes Blatt.
Anschließend rief
Lüder Hauptkommissar Vollmers an.
»Ich habe mich
schon gefragt, ob Sie grippekrank sind«, knurrte der Leiter des K1, »weil Sie
mich nicht gleich nach Dienstbeginn behelligt haben. Um Ihren Fragen
zuvorzukommen: Die Handys von McCormick haben wir immer noch nicht gefunden.
Immerhin gibt es eine richterliche Genehmigung zur Überwachung. Aber die Geräte
bleiben verschwunden. Wir arbeiten auch noch an der Frage, welchen Umgang er
hatte. Auch in diesem Punkt sind wir nicht weitergekommen. Ebenso wenig haben
wir eine Bankverbindung ausfindig machen können. Der Mann scheint fast ein
Phantom gewesen zu sein. Lediglich die Sache mit dem Auto war erfolgreich.«
»Hat die Technik
etwas gefunden?«
»Nicht die
Technik, aber wir. Der Mitsubishi Pajero, der auf McCormick zugelassen war, war
erst drei Tage alt.«
»Und? Welches
Geheimnis steckt dahinter?«
»Es war der zweite
Wagen dieses Typs. Was will ein Student mit zwei gleichen Autos?«
»Wo hat er den
Wagen gekauft?«
»Bei einem Händler
in Kiel. Wir haben dort nachgefragt. McCormick war plötzlich aufgetaucht und
hat einen Wagen direkt vom Hof weggekauft. Beim Autohaus hat man sich
gewundert, aber keine Erklärung erhalten.«
»Wie hat McCormick
bezahlt? Darüber müssten wir doch an seine Bankverbindung kommen.«
»Das wird immer
mysteriöser«, erwiderte
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