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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Recht
und Gesetz zuständig ist«, antwortete Lüder.
    Waldow schlug die
Beine übereinander und geriet dabei vorübergehend ein wenig aus dem
Gleichgewicht. Er ruderte mit den Armen, bis er im Sitzsack eine neue Position
gefunden hatte.
    »Wer definiert
›Recht und Gesetz‹?«, fragte er lauernd.
    Lüder schnalzte
mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich ein Freund neuer
Lehrmethoden bin. Früher gab es an der Schule Fächer wie Gemeinschaftskunde
oder Politik, in denen die Grundlagen unseres Staates vermittelt wurden. Da
lernte man, wie ein Gesetz entsteht. Sie scheinen es eher mit Bismarck zu
halten.« Lüder beugte sich ein wenig vor. »Kennen Sie Bismarck? Schon einmal
etwas von ihm gehört? Reichskanzler. Der hat einmal gesagt: Wie gut, dass der
Bürger nicht weiß, wie Gesetze und die Leberwurst gemacht werden. Und Sie?
Haben Sie eine Allgemeinbildung wie eine Leberwurst? Oder können wir vernünftig
miteinander sprechen.«
    Deutlich war in
Waldows Gesichtszügen die Verärgerung zu erkennen. »Wo kommen Sie her? Vom
Verfassungsschutz? Agent Provocateur?«
    Lüder bohrte
demonstrativ mit seinem kleinen Finger im Ohr. »Sollten Sie auch einmal
probieren. Hilft bei Verstopfungen. Noch einmal. Nur für Sie. Ich komme von der
Kieler Polizei.«
    »Habe ich meinen
Porsche falsch geparkt?«
    Lüder reichte es.
»Ihr Porsche interessiert mich nicht. Ich suche den Geländewagen, mit dem Sie
einen Mord begangen haben.«
    Das wirkte.
    »Moment!« Waldow
schoss senkrecht aus seinem Sitzsack in die Höhe. »Es ist noch reichlich früh.
Für dumme Scherze bin ich noch nicht zu haben.«
    »Zahlen Sie
Steuern?«, fragte Lüder.
    Für einen Moment
entspannte sich Waldow. »Schickt das Finanzamt jetzt schon die Polizei vor?«
    »Von Ihren Steuern
wird auch die Polizei finanziert.« Lüder winkte ab. »Ihnen fehlt es ja an
Allgemeinbildung. Sonst wüssten Sie, dass die öffentliche Hand vom
Landesrechnungshof auf ihre Effizienz geprüft wird. Meinen Sie, man würde eine
Clownerie öffentlich fördern? Also. Ich scherze nicht. Haben Sie einen
Geländewagen?«
    Waldow sah Lüder
entgeistert an. Es dauerte eine ganze Weile, bis er zögerlich antwortete.
»Nein. Warum?«
    »Das ›Warum‹
lassen wir einmal unbeantwortet. Machen wir es wie im Fernsehquiz. Ich stelle
die Fragen, und Sie antworten. Und wenn Sie am Ende des Gesprächs nicht eine
bestimmte Mindestpunktzahl erreichen, bringt das Unannehmlichkeiten. Woraus
besteht Ihr Fuhrpark?«
    »Ich bin
Porsche-Fan. Außerdem habe ich ein Quad.«
    »Das ist alles?«
    Waldow nickte.
    »Wer aus Ihrem
Bekannten- oder Freundeskreis fährt einen Geländewagen, ein SUV , wenn Sie möchten?«
    Waldo blies die
Wangen auf. »Puhh. Darüber müsste ich nachdenken.«
    Lüder sah auf die
Uhr. »Gut. Heute Mittag, High Noon, habe ich Ihre Liste per Mail auf meinem
Rechner. Mit einem E-Mail-Programm können Sie doch umgehen, oder?«
    Als Antwort
erhielt Lüder nur einen bösen Blick.
    »Was machen Sie
beruflich?« Lüder sah sich um. Obwohl es nicht seinem Geschmack entsprach, sah
die Einrichtung nicht aus, als wäre sie im Möbelladen mit dem blaugelben Elch
erworben worden.
    »Sie meinen, weil
ich nicht zwischen alten Apfelsinenkisten hause?«
    »Ist das Papis
Unterkunft? Oder zumindest von seinem Konto bezahlt?«
    Deutlich war
Waldow anzumerken, dass er Lüders Frage als Beleidigung auffasste.
    »Ein Beamter kann
natürlich nicht verstehen, dass man mit Know-how und Energie viel Geld
verdienen kann.«
    »Werden Sie bei
›personality protecting‹ so gut honoriert? Oder gibt es andere
Einkommensquellen?«
    Waldow maß Lüder
mit einem durchdringenden Blick. Er hatte eine Wanderung durch den Raum
begonnen und blieb jetzt vor Lüder stehen.
    »›Personality
protecting‹ ist eine Non-Profit-Organisation. Wir versuchen, den Bürger vor dem
Zugriff des Molochs Staat zu schützen, vor der großen Datenkralle zu warnen.
Wir –«
    Lüder unterbrach
ihn. »Danke. Das hat mir schon einer Ihrer Jünger vorgebetet.«
    »Wer? Mit wem
haben Sie gesprochen?« Waldow gab sich keine Mühe, seine Neugierde zu
verbergen.
    »Mit Twitter«,
antwortete Lüder. »Da hat mir jemand etwas zugezwitschert.«
    Deutlich war dem
Mann anzusehen, wie es in ihm arbeitete. Lüder wollte Waldow aber keine
Anhaltspunkte liefern, um mögliche Ermittlungen wegen Betrugsverdachts nicht zu
gefährden. Das sollte eine Überraschung werden, ohne dass Waldow zuvor
Gelegenheit erhielt, mögliche Spuren zu

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