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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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»So ein richtig rustikaler
Bauerngarten, Frau Mönckhagen, das ist eine Augenweide.«
    »Na, ich weiß
nicht«, zeigte sich Frau Mönckhagen skeptisch. »Wenn Sie es nicht wären, würde
ich glatt glauben, das ist nur eine Ausrede dafür, dass der Gartenpflege zu
wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich bin sowieso immer misstrauisch bei dem
neumodischen Kram, der so erzählt wird. Früher war nicht alles schlechter, Herr
Lüders. Weiß Gott nicht. Ich glaube nicht mal, dass ich zu alt bin oder gar
tüdelig. Aber heute habe ich Post von der Sparkasse bekommen. Die wollen von
mir wissen, wann ich auf … Moment.«
    Die Hand der alten
Dame tauchte in die Kitteltasche ein und kam mit einem zerknitterten Brief
wieder zum Vorschein. Sie hielt das Papier trotz Brille am ausgestreckten Arm
weit von sich und las: »Wann ich auf chip TAN umsteigen will. Die TAN -Listen verlieren ihre
Gültigkeit.« Frau Mönckhagen stopfte den Brief wieder in die Kitteltasche
zurück. »Ich habe doch keine Ahnung davon. Was sind denn TAN -Listen? Hat das mit Aktien zu tun? Ich habe doch
mein Erspartes auf dem Sparbuch angelegt.«
    Lüder lachte.
»Nein, das hat nichts mit Aktien zu tun. Es geht in diesem Fall um die
Autorisierungsmethode beim Internetbanking.«
    »Ach so. Aber
wieso schreibt mir die Sparkasse, wenn es doch diese Internetbank betrifft?«
    »Das ist kein eigenes
Geldinstitut, sondern die Möglichkeit, alle Bankgeschäfte per Computer von zu
Hause aus zu erledigen. Sie müssen dann nicht mehr zur Sparkasse laufen.«
    Frau Mönckhagen
sah ihn mit skeptischer Miene an. »Davon habe ich schon oft gehört. Ich
verstehe nur nicht, wie man zu Hause an Bargeld kommt. Das kann man doch nicht
einfach ausdrucken. So dumm bin ich auch nicht.«
    »Nein. Bargeld
heben Sie weiterhin am Geldautomaten ab. Aber alle anderen Bankangelegenheiten
können Sie von zu Hause erledigen, zum Beispiel Überweisungen, Kontoauszüge und
so weiter.«
    »Solange ich noch
gesund bin, laufe ich gern die paar Schritte zu meiner Sparkasse. Und wenn ich
mit etwas nicht klarkomme, dann hilft mir die junge Frau Röder. Die ist
unheimlich nett. Was soll ich mit so 'n Computergedöns. Das ist mir viel zu
unheimlich.«
    »Vielleicht haben
Sie recht«, sagte Lüder. »Aber das Rad der Entwicklung lässt sich nicht
zurückdrehen.« Unausgesprochen setzte er den Gedanken fort: Wenn eure
Generation ausgestorben ist, wird der Computer für alle unverzichtbarer
Bestandteil des Alltagslebens werden. Und wir haben mit Sicherheit nicht genug
Phantasie, um uns heute vorzustellen, in welche Lebensbereiche er morgen
eindringen wird.
    Lüder
verabschiedete sich von Frau Mönckhagen und wünschte der alten Dame einen
schönen Abend.
    Obwohl bis auf
Viveka alle Kinder zu Hause waren, interessierte sich nur Margit für seine
Heimkunft. Sie ließ sich von ihm umarmen und hauchte ihm einen Kuss auf den
Mund.
    »Hattest du einen
anstrengenden Tag?«, fragte sie. »Etwas Besonderes?«
    »Nö. Nur
Büroarbeit. Wie das bei Polizisten des höheren Dienstes üblich ist.«
    Margit seufzte.
»Beamter müsste man sein.«
    Lüder fuhr ihr
sanft übers Haar. »Ich glaube, ich möchte nicht mit dir tauschen.«
    Dafür erntete er
einen liebevollen Blick aus ihren dunklen Augen.
     
    Irgendwann kehrte
Ruhe im Haus ein. Es bedurfte noch einiger Ermahnungen, bis Thorolf die Musik
leiser gedreht und Jonas sich von seinem Computer verabschiedet hatte. Sinje
war bei »Benjamin Blümchen« eingeschlafen.
    Margit hatte im
Wohnzimmer Platz genommen und nippte an ihrem Rotweinglas. Es war die Neige aus
einer angebrochenen Flasche gewesen.
    »Möchtest du eine
neue öffnen?«, hatte sie Lüder gefragt, aber der hatte ein Bier bevorzugt.
    »Die Getränke sind
schon wieder alle«, hatte er bei einem Blick in den Keller festgestellt.
    Margit lächelte
ihn an. »Du weißt doch, dass der Mensch viel trinken soll. Sei froh, dass die
Kinder das beherzigen.«
    »Muss es Cola und
Schorle sein? Oder gar das Bier?«
    »Wenn Thorolfs
Freunde im Hause sind, kann ich sie nicht mehr mit Hagebuttentee begeistern.«
    Lüder rümpfte die
Nase. »Wie machen das nur die Familien, die mit weniger auskommen müssen?«,
fragte er sich.
    Margit wurde
ernst. »Ob die auch Probleme mit einem Leck im Dach und einem defekten Auto
haben? Als ich die Kinder heute nicht wie gewohnt chauffieren konnte, hat Jonas
vorgeschlagen, du könntest uns deinen BMW überlassen. Du sitzt ohnehin den ganzen Tag am Schreibtisch, und der Wagen
würde

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