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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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nutzlos am Eichhof herumstehen. Und die paar Kilometer könntest du leicht
mit dem Fahrrad zurücklegen, zumal es auch gesünder wäre.«
    »Hmh«, brummte
Lüder.
    Margit kniff in
den Stoff ihrer Leggings auf dem Oberschenkel, hob ihn an und zwirbelte ihn.
    Lüder beobachtete
sie dabei. »Du hast doch etwas«, stellte er fest.
    »Ich weiß …«,
begann sie und stockte. »Niemand will sich beklagen, aber das Dach … das Auto …«
    »Hat das noch Zeit
bis zum Monatsende?«
    »Eigentlich
nicht«, erwiderte sie gedehnt. »Ich war deshalb bei der Bank. Bei unserer«,
schob sie nach.
    »Was wolltest du
dort?«
    »Ich habe einen
kleinen Kredit beantragt. Nicht viel, nur um den kurzfristigen Investitionsstau
zu beseitigen.«
    Lüder sah sie aus
leicht zusammengekniffenen Augen an. »Du weißt, dass ich das nicht mag«, sagte
er, und die leichte Verärgerung war deutlich herauszuhören.
    Margit zog einen
Schmollmund. »Ich habe es deshalb auch auf meinen Namen beantragt. Und
vielleicht habe ich die Möglichkeit, stundenweise bei einem Steuerberater
auszuhelfen. Das wäre nicht viel, was ich dazuverdienen würde, aber es hilft
ein bisschen.«
    »Du hast hier
einen Fulltime-Job«, sagte Lüder. »Ich bewundere dich, wie du das alles
schaffst. Wo willst du die Zeit und vor allem die Kraft für einen zusätzlichen
Job hernehmen?«
    »Ach«, antwortete
Margit, »irgendwie schaffen wir das schon.« Dann rückte sie an Lüders Seite und
kuschelte sich an.

DREI
    Die Kinder hatten
irritiert geblickt, als Lüder sie zur Schule gefahren, dort einen Parkplatz
gesucht und sie ins Haus begleitet hatte. Die Humboldt-Schule lag in der Kieler
Innenstadt, nahe dem Schreventeich in einem altehrwürdigen Gebäude.
    »Mensch, mit dem
Alten, das ist doch peinlich«, hatte Thorolf gemurmelt und versucht, zwischen
sich und Lüder einen Abstand herzustellen, während Jonas mit bangem Unterton
fragte: »Wo willst du hin?«
    »Zum Schulleiter.«
Lüder grinste ihn an.
    »Aber warum denn?«
Deutlich war Jonas die Unsicherheit anzumerken, die ihn befallen hatte. Als
Lüder nicht antwortete, zupfte Jonas an seinem Ärmel. »Eh, sag mal, was willst
du vom Rex?«
    »Vom König?«,
fragte Lüder.
    »Wieso König?«
    »›Rex‹ ist
Lateinisch und heißt übersetzt ›König‹«, klärte ihn Lüder auf. »Nicht
aufgepasst, Sohnemann?«
    »Quatsch. Ich
meine den Direx, Schlaumeier.«
    »Du meinst Herrn
Auweiher, euren Schulleiter.«
    »Sag ich doch.«
    Zu Jonas' Verdruss
verriet ihm Lüder nicht, dass er mit Ulf Besenreither sprechen wollte, der
dieselbe Schule wie die Kinder besuchte.
     
    Herr Auweiher war
ein viel beschäftigter Mann. Es wunderte Lüder nicht, schließlich trug der
Studiendirektor die Verantwortung für über achthundert Kinder.
    Lüder war sich
nicht sicher, ob so große »Schulfabriken« optimal für den Lernerfolg waren,
selbst wenn sie eine bessere Infrastruktur als kleinere Schuleinheiten bieten
konnten. Für Lüder ging das aber zulasten der Individualität. Er war
überrascht, als Herr Auweiher auf seine Bitte einging.
    »Ulf Besenreither.
Ein pfiffiges Kerlchen. Aus dem kann etwas werden. Der hat gute Veranlagungen.
Aber warum interessiert sich die Polizei für ihn? In der Schule ist er bisher
nur durch überdurchschnittliche Leistungen in Mathe und Physik aufgefallen. Der
Rest ist auch okay. Ganz zu schweigen vom Leistungskurs Informatik. Da hat er
uns Lehrer schon lange abgehängt. Ulf ist nie negativ in Erscheinung getreten.
Er ist gut integriert. Und«, dabei senkte Auweiher die Stimme, »auch in Sachen
Drogen, die ja leider ein Thema an den Schulen sind, ist er nicht involviert.
Zumindest nach unseren Kenntnissen und Beobachtungen.«
    »Darum geht es
auch nicht«, erklärte Lüder. »Ich möchte Ulf nur ein paar Fragen zu seinem
Fachgebiet, der Informatik, stellen. Das ist alles.«
    »Und deshalb
kommen Sie extra in die Schule? Wir sehen es gern, wenn wir einen ungestörten
Unterrichtsbetrieb durchführen können.«
    »Ich danke Ihnen
für Ihre Unterstützung«, sagte Lüder. Das schien Auweiher ein wenig
versöhnlicher zu stimmen.
    »Kommen Sie mit«,
bat er und führte Lüder in einen Fachraum, der in dieser Schulstunde nicht
genutzt wurde. »Ich hole Ulf. Hier können Sie ungestört miteinander sprechen.
Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn es sich zeitlich in Grenzen hält.«
    Während der
Schulleiter verschwand, sah Lüder sich um. Die Klassenräume hatten sich seit
seiner Zeit erheblich verändert. Es gab Fernseher

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