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Schwere Wetter

Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
und Videorekorder, einen PC und einen daran angeschlossenen Beamer. Wurden
damals noch Landkarten an einem Ständer vor der Klasse aufgerollt,
präsentierten die Lehrer das Wissen heute digital. Wohin man sah – der Computer
bestimmte an vielen Stellen das Leben, und jeder sah es als natürlich an.
    Es dauerte nur
wenige Minuten, bis sich die Tür öffnete und ein schlaksiger junger Mann den
Raum betrat. Fast schüchtern sah er sich um, entdeckte Lüder und blieb
zögerlich an der Tür stehen.
    »Herr
Besenreither? Ulf Besenreither?«
    Der junge Mann mit
dem deutlich von Akne gezeichneten Gesicht nickte.
    Lüder stellte sich
vor. »Wissen Sie, weshalb ich mit Ihnen sprechen möchte?«
    Besenreither
schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. Lüder schien es, als hätte er wirklich
keine Ahnung.
    »Es geht um Ihr
Interesse – und Ihre Begabung – für die Informatik.«
    »Aha«, sagte der
junge Mann knapp.
    »Sie haben
Software für verschiedene Anwender entwickelt, unter anderem für den
Anglerbedarfladen von Herrn Dingens.«
    »Und?« Jetzt klang
es eine Spur aggressiv.
    »Ist das
zutreffend?«
    »Kann sein.«
    Immerhin leugnete
er es nicht.
    »Mich interessiert
nicht vordergründig, ob Sie damit ein kleines unversteuertes Nebengeschäft
gemacht haben, obwohl ich über Gesetzesverstöße nicht hinwegsehen kann.« Und
auch nicht will, ergänzte Lüder im Stillen. »Mit der von Ihnen erstellten
Anwendung ist Herr Dingens im Großen und Ganzen zufrieden, hat er mir
versichert. Merkwürdig ist nur, dass die Software kurz nach dem Einsatz von
einem Virus befallen wurde und dessen Beseitigung sehr viel Geld gekostet hat.«
    Besenreither
wanderte unruhig durch den Raum und blieb am Fenster stehen. Er hatte das
Gesicht abgewandt. Von der Seite sah Lüder, wie der junge Mann an der
Unterlippe nagte.
    »Was hat es mit
diesem seltsamen Virus auf sich?«
    »Kommt eben vor.
Weiß doch jeder. Die Dinger schwirren durchs Netz.«
    »Mir erscheint der
Zufall aber zu merkwürdig, zumal Sie auch gleich den Tipp mit den Rendsburgern
parat hatten.«
    Hastig drehte sich
Besenreither zu Lüder um. »Das war ich nicht.«
    »Sooo?« Lüder
spitzte die Lippen und wippte auf den Zehenspitzen. »Liest Herr Dingens
Fachliteratur und hat seine eigenen Quellen?«
    »Neee. Nicht doch.
Der Dingens ist ganz okay, auch wenn er null Ahnung hat. Der ist echt cool,
wenn es um seine Fische geht. Aber das andere? Nix da.«
    »Woher stammt die
Verbindung zur ›securus consulting‹?«
    »Nicht von mir.«
    »Sie haben aber
den Virus erkannt.«
    »Neee. Nicht so
richtig. Hat mich gewurmt. Ich hab schon selbst solche Klamotten programmiert.
Eigentlich weiß ich, wie das geht. Aber dies Ei … Manno. Das war 'ne geile
Kiste. Wer das gemacht hat, der hat fix Ahnung. Ist auch 'nen Unterschied, ob
du selbst so 'n Ding reinhaust oder das suchen sollst. Vieles ist Fun. Das
klickst du sofort. Aber das Ding … Kompliment.« Besenreither schürzte die
Lippen, dann wiegte er den Kopf.
    »Aber der Virus
war nicht clever genug programmiert, sodass Sie ihn schließlich doch
identifiziert haben?«
    »Nicht ich. Das
war Dolf. Der ist fix auf Draht. Echt. Supertyp.«
    »Dolf ist ein
Freund von Ihnen?«
    »Ja. Von dem kann
man fix was lernen. Der geht in den Bits spazieren, als wär er da geboren.«
    »Und den haben Sie
um Rat gefragt? Und zum Glück wusste Dolf auch, wer in dieser Situation helfen
konnte.«
    Besenreither
nickte. »So war das.«
    Dolf Waldow.
Diesen Namen hatte Dingens genannt.
    »Ist Dolf Waldow
auch in Ihrem Computerclub?«
    Besenreither
stutzte. »Woher kennen Sie seinen Namen? Ich habe nur von Dolf gesprochen.«
    »Ich habe Sie
befragt, um zu hören, ob Sie die Wahrheit sagen und es mit meinen Informationen
übereinstimmt«, log Lüder.
    »Aber … was
wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Die Wahrheit«,
sagte Lüder mit Entschiedenheit.
    »Worüber?«
    »Unser
Ermittlungsziel werde ich nicht offenlegen. Ich kann aber verifizieren, ob Sie
mich anlügen. Sie haben es eben gemerkt.« Es klang wie eine Drohung. Und an
Besenreithers Mienenspiel sah Lüder, dass der junge Mann es auch so verstanden
hatte. »Also. Ist Dolf Waldow auch in Ihrem Club, im ›personality protecting‹?«
    »Mitglied?«
Besenreither sprach es gedehnt aus und zog die Nase dabei hoch. Es klang eine
Spur verächtlich.
    »Er ist der Boss«,
riet Lüder.
    »President« , klärte Besenreither auf und
sprach die Funktion englisch aus.
    Interessant,
dachte Lüder. Diese Angaben hatte er vom

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